Wenn du mich brauchst
Wohnzimmer ein Picknick vorzubereiten!«
Godot bellte aus dem Garten.
»Und Good-old-Godot hat die beiden Nachbarhunde zu Besuch.« Rosie lachte. »Ich habe sie extra für ihn eingeladen. Hochoffiziell. Sie essen Dosenfleisch zusammen. Leek hat eine ganze Palette davon vorbeigebracht. Und unsere Speisekammer hat er ebenfalls gefüllt. Da kam mir der Picknickeinfall. Freut ihr euch?«
»Klar«, sagte ich mittelerfreut und stellte meine Einkäufe ab.
»Cool«, sagte Kendra strahlend. »Siehst du, du hast es elternmäßig eben doch tausendmal besser als ich«, flüsterte sie mir zu, als Rosie wieder in die Küche wirbelte, um Getränke zu holen. »Ein Picknick auf dem Wohnzimmerboden. Wie geil ist das denn?«
Kurz nach uns kam auch Moon nach Hause. Er jobbte an drei Tagen in der Woche in einem Biosupermarkt in der Mall im Nachbardistrikt. Zuerst war es für Moon ein Job wie jeder andere gewesen, vorher hatte er Einkaufstüten bei Safeway gefüllt, aber in der Zwischenzeit liebte er den Biosupermarkt.
»Ich relaxe praktisch beim Arbeiten«, hatte er mir und Kendra nach seinem ersten Monat bei Smart Foods berichtet. »Wenn Leek wieder Stress verbreitet und Mom down ist und mir die Ohren volljammert, ist es geradezu ein geiles Gefühl, zu Smart Foods zu kommen: gute Musik, die totale Ruhe, super Vibrations!«
Moon gesellte sich zu uns. Er steuerte eine Flasche Biowein, die er mitgebracht hatte, zu Rosies Picknick bei.
»Keine Sorge, nicht gezockt«, sagte er grinsend. »Aber ich habe freiwillig im Lager rumgeräumt, da hat mir Kimberley die Flasche spendiert.«
Kimberly war die blonde, barbiedünne, aber schrecklich nette Filialleiterin des Supermarktes.
»Großartig«, sagte Rosie, entkorkte die Flasche und füllte unser Sammelsurium an Gläsern randvoll. Wir besitzen eine Menge schöne, edle Weingläser, aber dauernd zerbricht irgendjemandem irgendetwas und darum passt nie alles wirklich zusammen.
»Übrigens, Sky, dieser Gershon hat vorhin angerufen«, sagte meine Mutter plötzlich, nachdem wir auf ihrer alter Patchworkdecke Platz genommen und angestoßen hatten.
Ich hob den Kopf. Gershon Gold hatte bei uns angerufen? Woher hatte er meine Nummer?
Rosie schien meinen Gedanken erraten zu haben. »Er entschuldigte sich tausendmal für seinen – übrigens sehr reizenden – Anruf. Er sagte, er habe unsere Telefonnummer über das Schulbüro bekommen.«
»Was wollte er denn?«, fragte ich verwundert.
Rosie lächelte. »Du hast mir ja gar nicht erzählt, dass er Jude ist.«
Ich runzelte die Stirn. »Ist das wichtig? Ich habe dir damals, als ich Kendra kennenlernte, auch nicht erzählt, dass ihre Eltern Baptisten sind.«
»Bekloppte Baptisten sind«, verbesserte Kendra und nippte an ihrem Wein.
Moon grinste ihr zu und nahm sich ein Gurkensandwich.
»Wie dem auch sei«, sagte Rosie und wedelte meinen Einwand mit ihrer schönen, beringten Hand zur Seite. »Er hat Terminprobleme.«
»Er hat den Ball abgesagt?«, fragte Kendra an meiner Stelle bestürzt, aber Rosie schüttelte beruhigend den Kopf. »Nein, nein, es ist nur wegen des Sabbats. – Der Ball ist doch Samstagabend – und da kann er erst nach Sonnenuntergang. Alles im grünen Bereich.« Meine Mutter lächelte mir zu. »Er sagte, es wird zwar zeitlich alles ein bisschen knapp, aber er sieht zu, dass er dich halbwegs pünktlich abholt. – Er ruft heute übrigens noch mal an.«
Und das tat er. Allerdings zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, denn gerade war Leek zur Haustür hereingeschneit gekommen. Und das in Begleitung einer Frau, die er gut zu kennen schien, die wir aber noch nie gesehen hatten.
»Hallo, zusammen«, sagte er, ging zu meiner Mutter, legte seinen Arm um ihre Taille und küsste sie. »Hi, Rosiedarling. Was macht ihr? Ein Picknick bei Kerzenschein? Wie schön. Schön und romantisch.«
Dann stellte er uns seine Begleitung vor. »Das ist Nessy. Nessy Loomis. Sie ist Stewardess bei Delta Air Lines – Ness, das ist meine Familie. Rosie, Sky und Moon. Sag Hallo, Ness. Machen wir uns zusammen einen schönen Abend, dann wird sich auch alles entwirren.«
»Leek, was soll das?«, fragte meine Mutter beunruhigt und starrte zwischen meinem Vater und dieser Stewardess hin und her.
»Kein Grund zur Aufregung, Rosie. Ich liebe dich und alles wird sich regeln. Es ist nur: Ness ist schwanger und sie besteht darauf, dieses Baby zu bekommen. Es ist von mir. Da wollte ich dich in die Sache mit einbeziehen.«
»Sie ist – was?«, fragte Rosie
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