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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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meine!«
    Arik kommt aus reichem Elternhaus, er ist immer mit teuren Accessoires behängt. Heute waren es außer der Uhr – mit integrierter Stoppuhr – eine Markensonnenbrille, ein neuer Gameboy Advance und ein kleiner Camcorder, mit dem Arik unseren Aufenthalt im Disney-Resort filmen wollte.
    Die Luft war drückend, kein Wind, außer dem bisschen Fahrtwind, rührte sich und eine schwere Wolkendecke lag tief über dem Highway.
    »Warum hast du zu deinem Geburtstag kein besseres Wetter bestellt, Joni?«, fragte Sharoni meinen kleinen Bruder mit einem Lächeln, aber Jonathan achtete nicht auf sie. Manchmal kann er ziemlich egozentrisch sein.
    »Ich will zuerst ins Tomorrowland«, verkündete er stattdessen. »Und dann ins Haunted Mansion . Das ist ein Geisterhaus. Das ist cool. Und dann will ich ins Pirates of the Caribbean.«
    »Am besten ist aber das Adventureland!«, rief Arik dazwischen. »Da war ich schon tausendmal. Da kannst du wie Indiana Jones im Jeep durch den Dschungel fahren!«
    »Okay«, sagte Jonathan. »Und dann müssen wir nach Critter Country zur Wildwasserbahn.«
    »Nee, die ist öde. Da war ich schon eine Million Mal. Man muss schrecklich lange warten und dann ist es nur so ein bisschen Pitsch, Peng, Patsch …«
    Shar lächelte mir von vorn zu.
    »Stimmt es, dass ganz Kalifornien eines Tages im Meer versinken wird, nach einem Erdbeben?«, fragte Jonathan plötzlich. Die Wildwasserbahn schien für den Moment vergessen.
    »Wer sagt das?«, fragte meine Mutter.
    »Arik«, erklärte Jonathan bedrückt.
    »Das stimmt hundertprozentig!«, rief Arik, ehe meine Mutter antworten konnte. »Und zwar schon bald. Das sagt mein Onkel Tristan. Er arbeitet mit so was. Er ist Giologe.«
    »Geologe«, verbesserte ich Arik, die Nervensäge.
    »Mama, das soll nicht passieren«, murmelte Jonathan.
    »Doch und dann sind alle tot.« Arik war nicht zu bremsen. »Nur meine Familie nicht, denn mein Onkel Tristan wird uns rechtzeitig warnen und dann fliegen wir – zack – an die Ostküste, da hat mein Dad noch ein Haus. Und dann bin ich gerettet.«
    Arik war ein kleiner Kotzbrocken, so viel stand fest.
    »Aber ihr könnt mit uns kommen«, sagte er allerdings in diesem Moment und lächelte fast menschenfreundlich. »Schließlich sind wir ja beste Freunde!«
    »Sterben dann wirklich alle Leute aus ganz Kalifornien?«, hakte Jonathan nach, ohne näher auf Ariks großzügiges Angebot einzugehen.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte meine Mutter und Ärger klang in ihrer Stimme mit. »Kein Mensch weiß, ob es überhaupt jemals zu diesem großen Erdbeben kommen wird, über das sich die Geologen hin und wieder mal Gedanken machen. Und wenn es wirklich mal wieder ein Erdbeben gibt, wissen das schon noch ein paar mehr Menschen als Ariks Onkel Tristan. Und dann werden alle die, die im Gefahrengebiet leben, evakuiert, bis die Gefahr vorüber ist.«
    »Aber 1989, als meine Grandma gerade in San Francisco war, gab es dort ein Erdbeben«, rief Arik triumphierend. »Ganz viele Geschäfte stürzten – krach, bum – ein und der Hafen war nur noch Schrott. Und genau da lag auch das Segelboot von meinem Grandpa – und das war natürlich auch Schrott. Und es sind Leute gestorben. Die lagen da einfach so tot rum. Man konnte über sie stolpern!« Ariks Augen leuchteten.
    »Siehst du, Mom?«, sagte Jonathan unruhig.
    Wir fuhren mittlerweile auf dem Freeway 5 und der Verkehr war nicht mehr ganz so zäh wie vorher.
    »Ganz schön morbides Kerlchen, der Kleine«, sagte Sharoni leise zu meiner Mutter.
    Meine Mutter nickte. Ich wusste, dass sie noch nie glücklich über die Tatsache gewesen war, dass ihr Jüngster sich ausgerechnet Arik Shapiro als besten Freund auserkoren hatte. Aber ändern ließ es sich eben nicht.
    »Man konnte über tote Leute stolpern?«, wiederholte Jonathan ungläubig.
    Arik nickte eifrig.
    »Und? Ist deine Grandma – ist die über einen gestolpert?«
    Arik schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist doch nicht blind. Sie hat die alle gesehen. Und manche Leute haben Fotos gemacht. Iii, Bilder von Leichen! Das hätte ich nicht gemacht.«
    »Vielleicht könnt ihr euch jetzt mal über was anderes unterhalten?«, schlug ich vor.
    »Warum? Das ist doch ein gutes Thema«, verteidigte Arik seine Erdbebeninformationen.
    »Schluss jetzt!«, sagte meine Mutter unwirsch und reichte ein paar Schokoriegel nach hinten.
    Kurze Zeit später waren wir da. Und der Spaß hatte kaum begonnen, als meine Mutter merkte, dass mit Jonathan etwas nicht

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