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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Rosie. »Warum? Wohin?«
    Leek zuckte mit den Schultern. »Das wusste Chrippa nicht, aber sie erzählte mir, dass Moon jedenfalls sehr niedergeschlagen bei ihr auftauchte, nachdem sie ihm dieses Außenseiterschreiben nachts als Flieger gefaltet in sein Zimmer geworfen hatte.«
    »Diese Idiotin«, murmelte Kendra, die genervt war, weil Noelle ihr gerade eine SMS geschickt hatte, sie umgehend auf dem Alameda Boulevard abzuholen, wo sie gerade ihre gesamten Travellerschecks gegen Anziehsachen eingetauscht hatte.
    »Dieses Weib schwimmt in Daddy-und-Mummy-Kohle, Sky«, hatte Kendra mir vor ein paar Tagen berichtet. »Im Ernst, gegen sie bin ich praktisch ein Bettelkind! – Meine Mom liebt sie. Genau diese Art von Destruktivität hat sie gerne: schicke, nichtssagende Klamotten kaufen und ansonsten das Hirn ausschalten.«
    Ich musste allerdings gerade an Rosie und nicht an Brenda Flayderman denken, denn als Rosie ihr Zuhause in Hamburg verlassen hatte, um sich erst in Frankreich und dann in Amerika selbst zu finden, war sie genau in Moons Alter gewesen. Irgendwie beruhigte mich dieser Gedanke ein wenig. Hauptsache, Moon war am Leben und drehte nicht durch.
    In diesem Moment summte mein Handy. Seit ich damit Old Nialls Lebensbeichte gelauscht und seinem Sterben zugehört hatte, war es mir ein bisschen unheimlich geworden. Trotzdem stand ich auf, schaute mich suchend um, fand das Handy auf der Kommode vor Rosies Yogabüchern und warf einen Blick auf das Display, um zu sehen, wer mir da eine Nachricht schickte. Ich sah auf eine mir unbekannte, ziemlich lange Nummer und klickte die Nachricht an.
    »Von Moon …«, sagte ich leise, aber alle hatten es gehört. Rosie richtete sich mit einem Ruck auf.
    »Was – was schreibt er? Wo ist er? Wie geht es ihm?«, rief sie mit schon wieder tränenerstickter Stimme.
    »Bin unterwegs, mein Leben zu begreifen«, las ich Moons knappe Botschaft vor.
    »Und?«, drängte Rosie.
    »Und: Macht euch keine Sorgen um mich! Moon«, offenbarte ich den Rest.
    »Das ist alles?«, rief Rosie anklagend.
    »Es ist die Hauptsache, oder?«, fuhr Leek sie an. »Er ist am Leben, Rosie! Er hat wieder ein Handy, wie es scheint, er hat begriffen, dass wir uns Sorgen machen – er hat ein Lebenszeichen geschickt.«
    Rosie nickte. »Okay«, murmelte sie matt und fuhr sich durch die Haare, während Leek ihr vorschlug, duschen zu gehen und sich anzuziehen, während er beim Mexikaner etwas zu essen organisieren würde.
    »Ich habe später noch einen Termin, Rosie«, sagte er mit dieser Stimme, die er immer hatte, wenn klar war, dass er mal wieder nach Venice abhauen würde, um sich dort seinem anderen Leben zu widmen. Und wenn nur für eine Weile.
    »Okay«, murmelte Rosie wieder.
    Kendra verabschiedete sich ebenfalls, allerdings nur, um Noelle, die Führerscheinlose, zurück nach Plastikwelt zu bringen.
    »Dann komme ich wieder, versprochen«, sagte sie, bevor sie ging. »Und ich werde meine Eltern noch heute zwingen, Noelle den Führerschein machen zu lassen. Ich bin schließlich nicht ihr gottverdammter Chauffeur!«, fügte sie mit einem drohenden Unterton hinzu.
    Als Leek eine halbe Stunde später mit einer großen Tüte Enchiladas, Quesadillas und Tacos zurückkam, legte er außerdem einen bunten Flyer auf den Küchentisch.
    »Klangschalenseminare«, sagte er mit einem Lächeln zu mir. »Ein neuer Shop, nur ein paar Blöcke weiter. Vielleicht mag Rosie so was. Darum hab ich es für sie eingesteckt. Ich habe gehört, diese Klangschalenbehandlungen sind gut für Leute, die nervlich etwas angeschlagen sind …«
    Ich zuckte nur mit den Schultern und bürstete weiter Godots Fell, das schon wieder verfilzt war.
    Ich dachte für einen Moment an Delia Greenberg. Ein Leben in Beverlywood wäre mit Sicherheit weniger nervenaufreibend gewesen. Zumindest nahm ich das an.

32. HANNAH
    »Und – habt ihr noch mal gechattet?«, erkundigte sich Shar. Nachdem die Sonne den ganzen Tag durch alle Fenster geschienen hatte, war das Haus erstaunlich kühl geblieben.
    »Ich war noch nicht wieder bei Facebook«, gestand ich.
    »Warum nicht?«, fragte Shar und zupfte an den Seiten meines Cello.
    »Lass, bitte«, sagte ich nervös.
    »Okay.«
    Shar seufzte und setzte sich an meinen unaufgeräumten Schreibtisch. Überhaupt sah mein Zimmer ungewöhnlich chaotisch aus, dasselbe Chaos, das in mir drin herrschte. Diese Sache mit Sky Lovell, dann Jonis Krankheit und Esther, die so sonderbar war, mir wurde alles zu viel. Sharoni schaltete

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