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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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überhaupt.«
    Das klang gut.
    Armer, armer Old Niall. Sein Name bedeutete wolkig, feurig, vehement. Das wusste ich von Leek, der einmal gesagt hatte, wenn man dem irischen Namen meines Urgroßvaters glauben durfte, war er ein Gewittersturm auf zwei Beinen.
    Und das war er gewesen. Jetzt verstand ich sein ganzes Unglück, seine Wut, seine Alkoholexzesse. Und den Selbstmordversuch vor vielen Jahren. Diese schreckliche Bombengeschichte hatte ihn immer begleitet. Old Niall – fast tot –, der Titel von Leeks Bild in unserer Küche. Jetzt war er also ganz tot.
    Mein Urgroßvater. Hannah Greenbergs Urgroßvater. Wie auch immer.
    »Schlaf mit mir«, sagte ich leise zu Gershon.

30. HANNAH
    Jonathan kam nach Hause. Shar und ich schmückten unsere Eingangstür, das Wohnzimmer und sein Spielzimmer für ihn.
    »Gut, dass du dich wieder eingekriegt hast«, sagte Shar. »Ich dachte schon, du würdest vielleicht bis Jom Kippu r in deinem Zimmer bleiben und schmollen.«
    Arik brachte Joni einen riesigen Yoda mit, den man fernsteuern konnte. Außerdem schnarrte er auf Knopfdruck mit Yodas Stimme eine Menge weise Yodasprüche. Du darfst niemals vergessen: Deine Wahrnehmung bestimmt deine Realität! und solche Sachen.
    »Da, hör dem alten Kerl zu. Er weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er, wenn ich mich nicht irre und die Story durcheinanderschmeiße, schon fast neunhundert Jahre alt und somit der älteste Jediritter überhaupt«, sagte Shar und deutete auf den herumstapfenden Plastikjedimeister. »Mach’s, wie er es sagt! Dann ist alles halb so schlimm. – Sky Lovell gehört also zu deinem heiß geliebten Greenberg-Clan? Was soll’s? Du gehörst schon über siebzehn Jahre dazu. Sie wird dich nicht vom Thron stoßen, glaub mir …«
    Schwer zu sehen, in ständiger Bewegung die Zukunft ist …, erklärte Yoda gerade schnarrend. Seine grünen Ohren leuchteten auf. Ich lächelte ihm zu.
    »Cool, Dave, was?«, rief Jonathan stolz und warf sich in die Arme seines großen Bruders.
    »Ja, cool …«, murmelte David gerührt und drückte Joni vorsichtig an sich.
    Esther war immer noch still und stumm und äußerst gereizt, wie seit Tagen.
    »Mutter, was hast du nur?«, fragte meine Großmutter immer wieder besorgt. In der Küche hatte sie am Morgen meine Mutter gefragt, ob man nicht allmählich einen Arzt konsultieren solle.
    »Vielleicht ist es ja ein Schlaganfall, Delia«, hatte sie geflüstert. »Diese Starre könnte ein Symptom sein.«
    Aber ich glaubte nicht, dass Esther etwas Körperliches fehlte. Ein bisschen erinnerte sie mich an mich selbst. An die Erstarrung tief in mir, die ich jeden Moment des Tages fühlte.
    An diesem Abend, kurz nachdem Shar in ihren lauten Lieferwagen zu sich nach Hause gefahren war, nahm Sky Lovell dann meine Facebook freundschaftsanfrage an.
    Wie benommen saß ich davor und starrte auf ihr Profil, das ich nun vollständig sehen konnte.
    Sky Lovell. Dasselbe Geburtsdatum wie ich. Tücke des Schicksals.
    Geschlecht: weiblich. Geschwister: ein Bruder. Eltern: ein schlichtes Ja. Mehr verriet sie nicht über ihre Eltern.
    Politische Einstellung: links. Religiöse Richtung: keine.
    Mehr Infos gab es nicht. Und in ihrer Freundschaftsliste standen außer meinem neu hinzugefügten Namen nur Moon Lovell, Kendra Flayderman und ein Gershon Gold. – Gershon Gold? Ein jüdischer Name, der mir etwas sagte, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, was.
    Plötzlich öffnete sich das kleine Facebook chatfenster.
    Hi, schrieb Sky Lovell unvermittelt. Ich starrte erschrocken auf diese beiden kleinen Buchstaben.
    Hallo …, schrieb ich schließlich mit zitternden Fingern zurück.
    Danke für die Freundschaftsanfrage!
    Bitte. Ich dachte allerdings schon, du nimmst sie nicht an …
    Sorry, aber bei uns steht alles kopf.
    Was ist passiert? Ich meine, außer der Sache mit uns …
    Es dauerte einen Moment, dann schrieb sie: Mein Urgroßvater ist vor drei Tagen gestorben. Und mein Bruder ist verschwunden.
    Erschrocken saß ich da.
    Was?, tippte ich schließlich nervös in mein Notebook. Das mit deinem Urgroßvater tut mir sehr leid! War er krank? Wie alt ist er geworden? Meiner Urgroßmutter geht es zurzeit auch nicht gut. – Aber was ist mit deinem Bruder?
    Wieder dauerte es einen kurzen Augenblick.
    Wir wissen es nicht. Er war einfach plötzlich verschwunden. Meine Mutter hat ihn am ersten Tag stundenlang gesucht! Überall! Aber sie hat ihn nicht gefunden.
    Oje …, schrieb ich erschrocken.
    Ja, alles ist ziemlich

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