Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
haben, und warst froh, mich jemand anderem unterschieben zu können, was? Aber warum? Ich bin dir nie zur Last gefallen. Ich wollte immer nur, dass du mich liebst – oder wenigstens nicht ablehnst. Denn du hast mich abgelehnt, und ich habe nie verstanden, warum. Ich dachte immer, weil ich dich an den Mann erinnerte, den du geliebt und verloren hast. Aber jetzt weiß ich es besser. Es war, weil ich gar nicht dein Kind bin …“
„Nein, Farah“, schluchzte ihre Mutter. „Ich habe dich niemals abgelehnt. Das Gegenteil war der Fall. Du warst unter all den Kindern, die zur Adoption standen, das einzige Kind, das ich wollte, vom ersten Tag an. Aber sie haben es abgelehnt, weil ich eine alleinstehende Frau war, die ihr eigenes Kind erst ein Jahr zuvor zur Adoption freigegeben hatte. Aber dann trat François in mein Leben, und er setzte Himmel und Hölle in Bewegung, damit wir dich adoptieren konnten. Auch für ihn warst du wirklich unser Kind, und er wollte nie, dass du die Wahrheit erfährst. Du weißt, wie sehr er dich liebte. Aber … ich war psychisch nicht ganz gesund, Farah. Doch er stand mir bei und hielt auch die Tatsache geheim, dass ich in Therapie musste. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dich wieder abgeben zu müssen.“
„Du warst in Therapie? Davon hast du mir nie etwas gesagt.“
„Ich konnte es dir nicht verraten. Es ging dabei ja um dich, und ich wollte nicht, dass du dich deswegen schuldig fühlst. Ich hing nämlich geradezu krankhaft an dir. Ständig hatte ich irrationale Ängste, dass ich dich verlieren könnte. François machte mir klar, dass ich dich damit erdrückte. Du wirst das alles nicht mehr wissen; ich war ja in Therapie, seit du sechs warst. Seitdem habe ich mich ständig gezwungen, mich dir gegenüber zurückzuhalten.“
Verbittert lachte Farah auf. „Das ist dir wirklich glänzend gelungen. Ich dachte immer, ich wäre eine Enttäuschung für dich und du könntest mich nicht ausstehen, vor allem seit Dad gestorben war.“
Verzweifelt schüttelte Anna den Kopf. „Nein, Liebling, nein. Als François starb, brach für mich eine Welt zusammen, und am liebsten hätte ich mich mit all meinen Ängsten an dich geklammert. Und ich wusste, du würdest es zulassen, würdest klaglos meine Last mittragen. Ich wäre dir ein entsetzlicher Klotz am Bein gewesen, ich hätte dich ausgelaugt und ausgesogen. Das konnte ich dir nicht antun. Du solltest dein Leben leben.“
„Und dass du dich so von mir zurückgezogen hast – meinst du etwa, damit hättest du mir geholfen?“
„Du verstehst das nicht richtig, Liebling. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlimm das war, diese Panikattacken, dieser Drang, dich vierundzwanzig Stunden am Tag zu überwachen. Ich hatte nur die Wahl, dich zu ersticken oder dich loszulassen. Dazwischen gab es nichts.“
„Also hast du mich losgelassen. Und jetzt habe ich gar keine Mutter …“
„Bitte sag so etwas nicht, Liebling. Ich bin deine Mutter.“
„Nein!“, rief Farah. „Wenn ich dir etwas bedeuten würde, hättest du mir das nicht angetan. Ist dir gar nicht klar, was du angerichtet hast? Du hast sie in dem Glauben gelassen, ich wäre das fehlende Puzzleteil in ihrem großen Plan, und sie haben mir Shehab auf den Hals gehetzt. Vorher war ich zufrieden mit meinem Leben. Ich habe so vor mich hin gelebt und nichts Großartiges erwartet, und es war okay so. Aber dann trat er in mein Leben, und plötzlich hatte ich große Träume, große Erwartungen. Ein paar Wochen war ich überwältigt vor Glück, aber jetzt liegt alles in Scherben, und ich bin unglücklicher als je zuvor.“
„Ich habe es ihnen extra verheimlicht“, schluchzte Anna. „Ich dachte, ich verschaffe dir damit einen neuen Vater, der dich liebt, und obendrein ein Leben in ungeheurem Wohlstand. Ich wusste ja nicht, wo meine leibliche Tochter war. Ich wollte, dass du das Geburtsrecht bekommst, das sie nicht haben konnte. Außerdem wollte ich Atef und seinem Königreich helfen. Ich habe nicht im Traum damit gerechnet, dass ich dir damit schaden würde, im Gegenteil. Es tut mir alles so leid, Liebling. Bitte vergib mir …“
„Hast du deine leibliche Tochter inzwischen getroffen?“
Anna schüttelte den Kopf.
„Wenn du sie triffst, erzähl mir nichts davon. Ich will gar nichts über sie wissen. Es würde mir zu wehtun, mir vorzustellen, wie sie mit Shehab zusammen ist, wie die beiden …“ Sie konnte den Satz nicht beenden. Aber eines wollte sie noch wissen. „Wer sind meine
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