Wenn es daemmert
sehr blass wirkte. Sie bemerkte seinen Blick und schüttelte leicht den Kopf. Er verstand: Alles in Ordnung, nicht nachfragen. Ein Mann mit einem Champagnerglas in der Hand stand neben Mina. Er musterte sie eingehend, dann wandte er sich an Hepburn. »Sergeant, Sie hier?«, sagte er, und es klang mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage.
»Meine Cousine Lindsay, Cedric Darney, das ist Dr. McCallum. Unser Polizeiarzt.« Isobel stellte sie einander vor.
Cedric nickte McCallum zu und ignorierte die ausgestreckte Hand. Mina gab ein langgezogenes »Hiya« von sich und sagte dann, im selben Tonfall und mit dem besten Londoner Westendakzent, den sie hinbekam, dass sie unbedingt etwas zu trinken brauchte.
Cedric folgte ihr. Sie ging in das Vorderzimmer, um ihm zu zeigen, was Doug gebastelt hatte: Zeitungsfotos von Matt waren auf einen schwarzen Pappkarton geklebt. Die Collage stand auf einem Notenständer. Über dem Notenständer hingen Blumengirlanden, auf dem Boden waren Kränze und Kerzen, die die Gäste mitgebracht hatten. Das gesamte Arrangement wirkte grotesk. Dazu passte auch die Musik. Aus der Anlage im Wohnzimmer dröhnte laute Rockmusik, nicht gerade das Richtige für eine Trauerfeier.
»McCallum hat mich erkannt«, flüsterte Mina ihm zu. »Und ich hasse diese Schuhe.«
Cedric hob die Augenbrauen. »Wie soll er dich erkannt haben? Bist du sicher? Nicht einmal Brady bist du aufgefallen.«
»Der hatte mit seinem Fanclub zu tun. Ich bin mir sicher. McCallum hat mich erkannt«, sagte Mina. »Ich gehe wieder. Sag Isobel Bescheid.«
»Sergeant Hepburn und du, ihr duzt euch?«
Mina verdrehte die Augen. »Sie ist doch meine Cousine !«
Cedric musste wieder lächeln. »Willst du drüben auf mich warten? Ich bleibe sicher auch nicht mehr lange.«
»Oh?«
»Nun, ich dachte, falls dich die Reporter nerven sollten, könntest du jederzeit auch bei mir unterkommen. Das Haus ist groß genug, und es gibt ein zweites Badezimmer …« Er war gerade erst seine schrecklichen Mitbewohner losgeworden, er war endlich allein in dem Haus, und jetzt lud er Mina Williams zu sich ein. Cedric staunte über sich.
»Danke, aber noch haben sie nicht herausgefunden, wo ich wohne. Und ich habe die Hoffnung, dass sie mich so schnell auch nicht finden.« Sie zupfte an ihren Haaren. »Ich erkenne mich ja selbst nicht im Spiegel. Also, sag bitte Isobel Bescheid. Lindsay geht. War sowieso eine blöde Idee herzukommen.«
Sie verschwand, und er ging zurück in den Garten, wo er gegen McCallum prallte.
»Wo ist denn Lindsay?«, fragte der Arzt und klang nicht mehr ganz nüchtern.
»Eben war sie noch oben«, log Cedric, und McCallum steuerte die Treppe an.
Sein Vater winkte ihn zu sich, um ihn einigen Leuten vorzustellen. Die nächste halbe Stunde war eine Höllenqual für ihn, denn er musste Hände schütteln und Interesse heucheln, bis er endlich eine Gelegenheit fand, um unbemerkt zu verschwinden.
Zu Hause fand er keine Ruhe. Er konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren, er fand keine Muße zum Lesen, im Internet zu surfen, half auch nicht, und schlafen konnte er schon gar nicht. Er beschloss, ein wenig an die Luft zu gehen. Die Neugier trieb ihn in seinen eigenen Garten, von wo aus er noch etwas von der Party mitbekommen konnte, ohne gesehen zu werden und ohne mit anderen Menschen Kontakt haben zu müssen. Er ließ das Licht in seinem Zimmer brennen und ging durch das dunkle Haus hinaus. Die Außenbeleuchtung schaltete er nicht ein. Sie sollten denken, er sei in seinem Zimmer.
Cedric ging an der hohen Hecke entlang, die die Grundstücke voneinander trennte. Sie war gute sieben Fuß hoch und verbarg ihn damit völlig. Cedric hörte die Gäste draußen, doch zunächst konnte er die Stimmen nicht zuordnen. Obwohl es fast Mitternacht war, lief die Musik noch ziemlich laut. Seltsam, dass sich niemand beschwerte. Wahrscheinlich hatte Doug alle Nachbarn eingeladen.
»Cheerio! Auf das, was im Leben noch kommt!«
Cedric erkannte die Stimme seines Vaters.
Ein Rascheln an der Hecke ließ ihn vor Schreck zusammenfahren. Er blickte sich um, sah aber niemand. Es musste von der anderen Seite kommen. Cedric hielt die Luft an und lauschte. Es waren Pete und Doug, die sich von den anderen zurückgezogen hatten.
»Es ist dein Geburtstag«, sagte Doug. »Reiß dich zusammen, und freu dich ein bisschen! Was denkst du, was ich für einen Stress hatte, um dir so was zu organisieren!«
»Ich will aber nicht!«, lallte
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