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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Sehen Sie, die Menschen in der Ukraine sind sehr arm. Einige sind sehr reich, aber es gibt nicht viel dazwischen. Viele hübsche Mädchen wollten auch etwas von dem Reichtum und haben sich von Männern wie Arthur eine schöne, bunte Zukunft im Paradies versprechen lassen. Dann wachten sie in einem Bordell irgendwo im Westen auf, hatten am Tag zehn Freier und verdienten keinen Penny. Ich wollte, dass es den Mädchen besser geht.«
    »Sie versprechen Ihnen also keine Stelle als Hausmädchen oder Putzhilfe oder behaupten, Sie würden sie als Model ganz groß rausbringen, sondern sagen ihnen, worauf sie sich einlassen?«
    »Natürlich. Und glauben Sie mir, die Mädchen wollen es machen. Sie machen es freiwillig. Und wenn sie es freiwillig machen, sind sie natürlich besser in ihrem Job. Am Anfang war die Türkei mein Gebiet. Ich hatte Beziehungen zu einigen Edelbordellen. Meine Mädchen sind mit mir in die Türkei gefahren, hatten eine Woche Probezeit, um sich alles anzusehen, und dann konnten sie sich entscheiden, ob sie wieder mit mir zurückkommen.«
    »Und genauso machen Sie es jetzt mit den Mädchen, die Sie nach Schottland bringen?«
    Anna nickte und trank ihren Gin Tonic aus. »Die Türkei war kein attraktives Ziel mehr. Die meisten Mädchen wollten in den Westen, auch wenn sie in der Türkei mehr verdient hätten. Also habe ich mich hier umgesehen, und seit einem Jahr ist das mein Reich.« Sie breitete so graziös die Arme aus, als spräche sie von Buckingham Palace. »Meine Mädchen bekommen einen fairen Anteil. Sie bekommen ausgesuchte Kunden, die sehr gut zahlen. Sie müssen nicht in dreckigen Zimmern oder Hinterhöfen arbeiten, sondern haben saubere Apartments, die sie sich selbst einrichten. Sie können sich ihre Arbeitszeiten aussuchen, und sie sind alle sehr glücklich damit. Sie haben Geld, das sie an ihre Familien schicken können, und sie gehen in den teuersten Läden dieser Stadt einkaufen.«
    Minas Blick fiel auf die Guccihandtasche, die auf Annas Sofa lag, auf Annas Pradaschuhe, ihr Kostüm von Yves Saint Laurent. Diese Frauen kaufen sich ihre Würde mit teurer Designerware zurück, dachte sie, wagte aber nicht, etwas zu sagen. Anna deutete ihren Blick falsch und fragte mit einem Augenzwinkern: »Haben Sie Interesse? Falls sich Ihre Bücher nicht mehr gut verkaufen, Sie haben meine Telefonnummer.«
    Edelprostituierte, das wusste sie, verdienten hervorragend. Sie verbrachten einen Abend in Begleitung eines amerikanischen Topmanagers und verdienten dabei mehr als die Mädchen auf dem Straßenstrich in einem halben Jahr.
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«, fragte Mina.
    »Damit Sie sehen, dass ich anders bin als dieser Arthur. Ich beschütze die Mädchen vor Männern wie ihm. Bei mir wird keine vergewaltigt oder geschlagen.«
    Und was ist mit den Kunden, dachte Mina, die Frauen zum Vergewaltigen und Schlagen wollen? Was ist mit den Mädchen, die nicht hübsch genug sind, um in Annas exklusiven Edelclub aufgenommen zu werden? Für die gibt es die Arthurs dieser Welt.
    Sie sagte nichts davon. Sie wusste, es würde sie nicht weiterbringen. Im Gegenteil, sie würde nur den Missmut dieser Frau auf sich ziehen.
    »Ich bin froh, dass Sie sich um die Mädchen kümmern. Besonders wegen Pepa«, sagte sie deshalb. »Wo ist sie, geht es ihr gut?«
    Anna beugte sich etwas zu ihr vor. »Pepa ist an einem sicheren Ort, weit weg von hier. Ihr ging es gar nicht gut wegen dieser … Sache, ich musste sie wegbringen, verstehen Sie? Aber ich kann Ihnen mit Arthur weiterhelfen. Sie brauchen Pepa nicht.«
    »Wie haben Sie sie kennengelernt, wenn Arthur sie ins Land geholt hat?«
    Anna lächelte geheimnisvoll. »Ich habe Mittel und Wege … Seine Agentur war im Internet – und damit natürlich nicht nur für Kunden zugänglich, sondern auch für mich. Als ich davon hörte, fing ich an, mich um die armen Geschöpfe zu kümmern. Sehr diskret natürlich. Und so ist Pepa zu mir gekommen. Freiwillig, wie Sie wissen.«
    Mina nickte und dachte an das tote Mädchen aus Leven, das sie in Pittenweem gefunden hatte. Hatte sie nichts von Anna gewusst? Oder hatte sie sich nicht getraut, mit ihr Kontakt aufzunehmen? Hatte Arthur vielleicht herausgefunden, dass sie Kontakt mit Anna hatte? Aber nein, das Mädchen hatte sich umgebracht …
    »Sie helfen mir also, Arthur zu finden?«, fragte Mina.
    »Wie hätten Sie ihn gerne?«, fragte Anna zurück, und Mina brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie einen Witz machte.
    »Sie

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