Wenn es daemmert
Geschäftsmann, dessen Sohn sich eine dreijährige Weltreise vor dem College geleistet hatte.«
»Und diese Geschichte nahmen Sie mit nach Schottland?«, fragte Isobel, die langsam verstand.
»Die Geschichte nahm mich mit. Es ist eine alte Weisheit: Geld kommt zu Geld. Da alle dachten, mein Vater sei ein mysteriöser reicher Geschäftsmann, bot mir mein Professor ein von meiner Universität voll finanziertes Auslandsjahr für einen weiterführenden Wirtschaftsabschluss an. Natürlich spekulierte er darauf, dass mein Vater aus lauter Dankbarkeit und Verzückung dem Lehrstuhl viel Geld spenden würde, aber das, was er sich so erträumte, war ab da nicht mehr mein Problem. Ich setzte mich in den Flieger nach Europa, lebte mich ein, alles lief gut. Ich wohnte sogar bei dem Sohn eines Lords! Diese idiotischen Briten denken, jeder Amerikaner müsse reich sein. Ich war gleich in bester Gesellschaft. Dass ich mir nicht die teuersten Klamotten leisten konnte, sahen sie als Understatement. Ich kam mir vor wie im Himmel: Hier wusste keiner, wo ich herkam, hier konnte ich sein, wer und wie ich wollte! Lord Darney war sogar richtig begeistert von mir. Nahm mich unter seine Fittiche, bat mich, mich ein bisschen um seinem Sohn zu kümmern … Es fehlt nicht viel, und der Mann adoptiert mich, glauben Sie mir! Er hat mir schon angeboten, für eine seiner Zeitungen zu arbeiten. Natürlich nicht in so einer lächerlichen Redaktion. Schreiben interessiert mich nicht. Als Geschäftsführer!«
»Und dann tauchte Matt auf.«
»Dann tauchte Matt auf, richtig. Ich ging sofort zu ihm, um mit ihm zu reden. Erklärte ihm meine Lage. Er sagte, kein Thema, ich versteh das, von mir erfährt keiner was. Damit war die Sache für mich erst mal erledigt. Wir taten so, als ob wir uns nicht kennen würden. Bis Pepa kam.«
»Sie wollten sie – und er auch«, stellte Isobel fest.
»Nicht ganz. Das mit Pepa war meine Idee gewesen. Lord Darney hatte mich gefragt, ob Cedric Freundinnen hätte. Ich sagte ihm, dass ich ihn noch nie mit einem Mädchen gesehen hätte. Er vertraute mir an, dass er Angst hatte, sein Sohn sei homosexuell. Aber den Eindruck hatte ich nicht. Verklemmt, ja, aber kein verkappter Schwuler. Ich sagte zu Darney: Wenn Cedric eine Frau direkt vor der Nase hat, dann funkt’s vielleicht mal bei ihm, kann doch sein, dass er nur schüchtern ist. Man könnte ihm auf die Sprünge helfen!«
»Daraufhin schleppte Darney das Mädchen an?«
»Dummerweise ja. Ich dachte, Darney nimmt ihn mal mit ins Bordell, etwas in der Art. Aber Darney hatte eine bessere Idee, viel subtiler. Also kam Pepa.«
»Und Sie verliebten sich in sie?«
Stille. Doug antwortete nicht, und Isobel dachte, dass er vielleicht aufgegeben hätte und abgehauen sei. Ein Düsenjäger zerriss die Stille, und erst, als der Lärm des Fliegers abgeebbt war, sagte Doug: »Matt wollte sie haben. Er sagte, sie sei von Darney bezahlt, Cedric wolle sie offenbar nicht, also könne er sie sich doch nehmen. Matt hatte gar kein Interesse an dem Mädchen, er wollte sie nur, weil sie da war. Wir hatten Streit, und danach fing Matt an, mich mit meiner Herkunft aufzuziehen. Er ging so weit, dass er Darney sagen wollte, woher er mich kannte. Und alles nur, weil ich ihn gebeten hatte, die Finger von Pepa zu lassen. Es war wie ein Spiel für ihn, das er gewinnen wollte, sonst nichts.«
»Hat er mit ihr geschlafen?«, fragte Isobel sanft.
»Er hat an ihr herumgetatscht, wann immer ich in der Nähe war. Ob mehr lief, weiß ich nicht.«
»Was war zwischen Ihnen und Pepa?«
»Nichts, aber es wäre mit der Zeit bestimmt etwas entstanden.«
Was übersetzt so viel hieß wie: Er hatte sich rangeschmissen, und sie hatte ihm die kalte Schulter gezeigt. »Wusste keiner von Ihnen, dass das Mädchen minderjährig ist?«, fragte Isobel weiter.
Wieder diese Stille, und dann sah Isobel, wie in Cedrics Haus die Lichter angingen.
»Ah, der kleine Lord ist zurück«, sagte Doug, aber es schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Isobel musste das Gespräch in Gang halten, wenn sie überleben wollte. Cedric würde herüberkommen und nachsehen. Ihr Auto stand noch vor dem Haus. Er würde nach ihr suchen, das wusste sie.
»Er duscht mal wieder. Er duscht am Tag dreimal. Wenn das reicht. Und wäscht sich dauernd die Hände. Der Typ ist so was von krank, wissen Sie das?«
»Zwangshandlungen«, erwiderte Isobel, »wer weiß, was die Ursache ist. Aber es ist offensichtlich, dass es ihm nicht gut
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