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Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe

Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe

Titel: Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Die zertanzten Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Maeda
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Dennoch hatte er fragen müssen, nur, um sicher zu gehen.
    Der ältere der beiden Männer schüttelte den Kopf, während der andere die schluchzende Frau tröstete. „Verzeiht Sire, aber wir …“
    Etwas raschelte im nahen Unterholz. Der Geruch von frischem Blut wehte zu ihnen herüber und mischte sich mit dem der Leiche. Der Mörder war noch hier gewesen – und jetzt flüchtete er. Marek ließ die drei Menschen einfach stehen, hob das Schwert wieder an und lief los.
    Seine Beute wurde schneller; sie machte sich keine Mühe mehr, ihre Anwesenheit zu verbergen, sondern rannte mit hörbarem Hecheln vor ihm her. Marek hörte die Äste knacken und reißen, als der Mörder sich durch das Unterholz kämpfte. Marek war es ein Rätsel, wie er sich durch den nahezu stockdunklen nächtlichen Wald bewegen konnte, ohne gegen einen Baum zu schlagen oder hängen zu bleiben.
    Marek konnte der Fährte mühelos folgen – er hatte von klein auf gelernt, sich durch andere Sinne im Dunklen zurechtzufinden und seine tastenden Hände und der Geruch der frisch gebrochenen Zweige wiesen ihm den Weg. So kam er zwar langsamer voran als der Mörder, aber er würde ihn ohne Zweifel finden.
    Soweit es ging, verzichtete Marek darauf, mit seinem Schwert durch das Gehölz zu hacken. Es hätte seine Klinge nur unnötig stumpf gemacht und wer wusste, was ihn erwartete, sobald er den Mörder gestellt hatte.
    Marek schob einige Efeustränge beiseite – und fand sich plötzlich auf einer großen Lichtung wieder. Eine verfallene Burgruine nahm sie fast vollständig ein; durch die Dunkelheit konnte Marek ihre vollständigen Ausmaße nicht ganz ausmachen, aber aus einigen der Fenster drang Licht. Marek stockte – damit hatte er nicht gerechnet. Er blieb stehen und lauschte, doch die Geräusche des Mörders waren verstummt. Nichts war mehr zu hören, außer dem leisen Rascheln der Blätter, die von kleinen Windstößen bewegt wurden.
    Einer streifte Mareks schweißnasse Stirn und fuhr durch sein kurzes schwarzes Haar. Unwillkürlich schauderte ihm und er spürte, wie jeder seiner Sinne die Umgebung noch aufmerksamer abtastete.
    Mit einem Mal kehrten die Geräusche zurück. Ein infernalischer Lärm erscholl direkt hinter Marek aus dem Wald und aus Reflex machte er einen Sprung nach vorn. Der Lärm wurde lauter, ein Gemisch aus schrillem Schreien, Brüllen, Knurren und Fauchen. Marek konnte nicht genau ausmachen, was der Ursprung dieses Geheuls war, noch, wie viele Angreifer auf ihn zuströmten. Sicher war, dass es sich um mehr als einen handeln musste, denn der Wald hinter ihm machte den Eindruck, als würde sich eine ganze Armee auf ihn zuwalzen – Bäume bewegten sich, Baumkronen schüttelten sich und dünne Stämme wurden zur Seite gedrückt. Marek blieb nicht stehen. Er wirbelte herum, nachdem er einen Blick über die Schulter geworfen hatte und rannte auf das Schloss zu. Irgendjemand musste sich dort befinden – immerhin brannte Licht. Er sah nicht mehr zurück, sondern rannte über die Lichtung, bis ihm ein schmiedeeisernes Tor den Weg versperrte. Marek biss die Zähne zusammen, wurde nicht langsamer, sondern rannte weiter und rammte im Lauf mit der Schulter gegen das Tor. Er hatte erwartet, dass er abprallen würde, aber zu seiner Überraschung sprang das Schloss mit einem rostigen Krächzen auf.
    Noch immer wurde Marek nicht langsamer. Er schlug das Tor wieder zu und lief in den Burghof, das Schwert noch in der Hand. Doch kaum war das Tor zugefallen, erstarb das Geheul mit einem Schlag. Außer Atem und schweißüberströmt blieb Marek stehen und drehte sich um; er hatte erwartet, eine Meute von Soldaten mit wilden Hunden am Tor zu sehen, aber dort war niemand. Alles, was Marek sah, war die Schwärze der mondlosen Nacht.
    Er ließ das Schwert sinken und sah sich, so gut es ging, um. Der flackernde Widerschein von Flammen erhellte Bruchstücke des Hofes, aber das wenige Licht reichte Marek. Er sah schmieriges Moos und Farnpflanzen, die sich in gesprungenen Mauerspalten eingenistet hatten. Überall lagen Unrat und abgerissene Äste herum. Marek schlich sich weiter ins Innere der Burg. Hier war die Burg ebenso heruntergekommen wie im Hof.
    Im Toreingang stieß er auf eine zerbeulte und an einigen Stellen zerfetzte Eisenrüstung. Er berührte das aufgerissene Metall – zurück blieb krümeliger Rost, den er zwischen seinen Fingerkuppen verrieb.
    Irgendetwas hatte dem Träger der Rüstung mit Klauen tiefe Wunden zugefügt und das Eisen wie Papier

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