Wenn es plötzlich Liebe ist
… möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee?
»Ja, das wäre wunderbar. Schwarz, bitte.«
Nachdem Smith und Grace in ihrem Büro verschwunden waren, ging Smith zum Konferenztisch und schlug die Akten auf, die er momentan durchging. Er machte sich ein paar Notizen und ignorierte bewusst, wie freundlich Grace ihn ansah.
Kat brachte den Kaffee und schloss die Tür hinter sich.
»Was ist?«, fragte Grace.
»Draußen ist ein Mann«, antwortete das Mädchen und
setzte die dampfende Tasse vor Smith. »Er hat keinen Termin und verlangt, Sie zu sehen. Er heißt Frederique.«
Grace zuckte zusammen. »Es geht um den Stiftungsball. Er war letztes Jahr mit der Planung beauftragt, aber ich habe dieses Jahr auf ihn verzichtet, weil er ein Vermögen kostet. Vermutlich will er mich bloß überreden, ihn wieder zu engagieren. Aber ich habe mich bereits dagegen entschieden.«
»Scheint so, als hätte er sich auf eine lange Wartezeit eingerichtet.«
»Wirklich?«
»Er hat eine Zeitung und eine Kühltasche mitgebracht.«
»Dann schicken Sie ihn herein«, meinte Grace verärgert. »Es hat ja keinen Sinn, wenn unser Sekretariat aussieht wie eine Kantine.«
Strahlend lächelnd betrat Frederique das Büro. Er trug eine weiße Koch-Uniform und hielt eine kleine Picknick-Kühlbox in der Hand. Er schien ein paar Pfund zugenommen zu haben, so sehr spannte sich die gestärkte und gebügelte Uniform über seinem Bauch.
Er trat auf Grace zu, um sie flüchtg auf beide Wangen zu küssen, was sie unwillig akzeptierte.
»Bitte, setzen Sie sich«, sagte sie und deutete auf einen Stuhl auf der anderen Schreibtischseite.
Frederique setzte sich mit einem Blick über die Schulter zu Smith. »Wer ist der Herr?«
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Grace direkt.
Frederique blickte zögernd zu ihr zurück, als hätte er sich auf die Vorstellung gefreut.
»Ich bringe Ihnen ein paar Leckerbissen zum Probieren. Aus meinem neuen Vorspeisensortiment, das ich mit Lolly Rampart vom Night Worx entwickelt habe. Sie haben von
Lolly gehört, nicht wahr? Wir beide kennen uns schon sehr lange.«
Grace kniff die Augen zusammen, weil sie bezweifelte, dass Frederique tatsächlich mit Lolly zusammenarbeitete. Grace hatte mehrere Partyservice-Firmen um Vorschläge gebeten und sich für Night Worx entschieden, die das Essen für den Jahresball zusammenstellen sollten. Der Laden hatte einen guten Ruf und trotz der Popularität vernünftige Preise. Lolly hatte ausdrücklich gefragt, ob Frederique ebenfalls beauftragt wäre, aber Grace hatte ihr die Gründe genannt, warum sie sich gegen ihn entschieden hatte. Lolly, eine sehr direkte, aber nicht unfreundliche Frau, hatte angedeutet, dass sie es aus bestimmten Gründen vorzog, nicht mit ihm zusammenzuarbeiten.
Frederique stellte die Kühlbox auf den Schreibtisch und nahm den Deckel ab. »Ich habe gehört, dass Lolly dieses Jahr für den Jahresball arbeitet«, sagte er wie beiläufig. »Sie hat großes Talent. Sie werden es feststellen, wenn Sie das hier probieren.«
Mit diesen Worten zog er einen weißen Teller hervor. Darauf sah man drei kleine Häufchen pfirsichfarbene Mousse auf einer Art Kräcker.
»Ich nenne sie meine Krabbentürmchen.« Er reichte Grace den Teller, als böte er ihr die Kronjuwelen an. »Sie werden sie lieben.«
»Tut mir leid, Frederique. Es sieht wunderbar aus, aber ich habe eine Allergie gegen Schalentiere.«
Stirnrunzelnd zog er den Teller zurück. Dann fragte er mit einem Seitenblick zu Smith: »Würden Sie mir vielleicht die Ehre erweisen?«
Smith, der sich zu Frederique herumgedreht und ihn angestarrt hatte, schüttelte stumm den Kopf.
Der Küchenchef brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. »Egal. Ich bringe Ihnen etwas anderes. Vielleicht Schweinelendchen auf einem Sesamkräcker. Oh, und die wunderbaren Champignons mit Lammfüllung …«
»Ich schätze Ihre Mühe, aber darf ich Sie an etwas erinnern. Wir haben keinen Bedarf für Ihre Dienste.«
Frederique erstarrte und schob dann den Teller zurück in die Kühltasche. Mit kantigen Bewegungen ließ er den Deckel wieder zuschnappen und klappte die beiden Henkel darüber. »Es ist schade, dass der Jahresball dieses Jahr auf meine Dienste verzichten muss. Mimi Lauer ist überglücklich darüber, wie ich ihren Ballettabend organisiert habe.«
Grace war sich dessen nicht so sicher, weil Mimi sie vor Kurzem angerufen und sich über den Mann vor ihr beklagt hatte.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Frederique.
Weitere Kostenlose Bücher