Wenn es plötzlich Liebe ist
haben. Daher habe ich der Polizei nicht erzählt, dass ich verfolgt werde.«
»Glauben Sie, dass Ihr Mann jemanden auf Sie angesetzt hat?«
»Er könnte jemanden beauftragt haben, mich auszuspionieren.
»Liebt er Sie noch?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich bezweifle es.Aber das bedeutet nicht, dass er nicht irgendetwas finden will, das er gegen mich verwenden kann.«
»Und Sie?«
»Ob ich ihn liebe? Nein. Ich habe ihn geheiratet, weil das von mir erwartet wurde.« Sie stieß ein heiseres Lachen aus. »Mein Vater mochte ihn gut leiden. Meine Mutter fand seine Familie passend. Ich dachte, es gibt Schlimmeres, als einen gutaussehenden Mann von königlichem Geblüt zu heiraten.«
Sie blickte wieder aus dem Fenster. »Ich hatte natürlich Unrecht. Man sollte nie aus einem anderen Grund heiraten als aus Liebe.«
Smith runzelte die Stirn.
»Verzeihen Sie, Gräfin, aber glauben Sie wirklich, dass Sie die Scheidung geheim halten können? Nach der Hochzeit?« Er erinnerte sich, wie er im Flugzeug, unterwegs irgendwohin, davon gelesen hatte. Hunderte von Superreichen aus aller Welt waren zu dem Fest nach Europa gereist.Wenn man den Zeitungen glauben konnte, hatte ihr Kleid allein hunderttausend Dollar gekostet.
»Hier in der Stiftung laufen momentan bestimmte Dinge ab, und ich muss stark und unangreifbar wirken. Wenn die Nachricht von meiner Scheidung bekannt wird, wird man annehmen, ich stünde kurz vor einem Nervenzusammenbruch.«
»Und das trifft nicht zu?«
»Sehe ich etwa aus wie ein Wrack?« Ihre Stimme klang fest. Ihre Blicke trafen sich im Spiegelbild der Fensterscheibe.
Er schüttelte den Kopf. In dem roten Kleid sah sie nur verführerisch aus und nicht anders.
Wieder lachte sie heiser. »Gut. Ich habe in den letzten Monaten gelernt, mich über genau diese Illusion zu freuen.«
»Warum setzen wir uns nicht?«, fragte er unvermittelt. »Sie wirken, als würden Sie gleich umfallen.«
Grace richtete den Kopf stolz auf, und einen Moment lang rechnete er damit, dass sie sich weigern würde. Sie würde ebenso wenig zugeben, müde zu sein, wie zu gestehen, welche Angst sie in sich spürte.
Doch anstatt trotzig zu reagieren, setzte sie sich hinter einen großen Schreibtisch. Smith nahm ihr gegenüber Platz. Dann wartete er darauf, dass sie wieder das Wort ergriff, wartete darauf, dass sie die Frage aussprach, die zu beantworten er bereit war.
Grace war fest entschlossen, nicht vor Smith zusammenzubrechen, aber sie fand es jeden Moment schwerer, nicht einfach aufzugeben.
In den letzten paar Stunden hatte sie überlegt, wie sie sich am besten schützen konnte, und die einzige Antwort darauf war er gewesen. Als sie die Oper verlassen hatte, konnte sie sich noch nicht entschließen, nach Hause zu gehen, weil sie Angst vor dem Alleinsein hatte. Also hatte sie seine Handynummer gewählt.
Er war es, den sie wollte, ihn allein. Er war ein zäher Bursche, ein entschlossener Held, bei dessen Anblick jeder Killer das Weite suchen würde. Er würde ihre Sicherheit garantieren. Wenn er sie beschützte, dann erlebte sie vielleicht einmal einen ganzen Tag ohne eine Panikattacke.Vielleicht könnte sie sich sogar wieder auf ihre Arbeit konzentrieren. Vielleicht könnte sie einen Teil ihres früheren Lebens zurückgewinnen.
Ihr Blick suchte ihn. Er hatte einen Sessel knapp außerhalb des Lichtscheins der Schreibtischlampe gewählt. In dem Schatten wirkte er sehr gefährlich: reglos und von gespannter Aufmerksamkeit. Seine Augen konnte sie nicht sehen, aber sie wusste, dass er sie ansah. Selbst im Bann ihrer Angst spürte sie ein Aufwallen von Wärme. Und sie ermahnte sich, dass sie ja Geschäftliches mit ihm zu bereden hatte.
Grace räusperte sich. »Ich möchte Sie mit meinem Schutz beauftragen.«
Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort.
Smith rückte in seinem Stuhl zurück, wobei seine Lederjacke leise knarrte.
»Wie weit wollen Sie damit gehen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Welche Zugeständnisse sind Sie bereit zu machen?«
Sie hob die Brauen. »Zum Beispiel?«
Jetzt wirkte seine Stimme ungeduldig. »Indem Sie Ihren Tagesablauf ändern, Ihre Aktivitäten einschränken, die Stadt verlassen?«
Grace riss die Augen auf. »Ich kann die Stiftung nicht verlassen.Wir planen den Jahresball und …«
Smith schüttelte resolut den Kopf und machte Anstalten, aufzustehen.
»Warten Sie!« Grace’ Stimme klang befehlend. »Wohin gehen Sie?«
Smith erstarrte mitten in der Bewegung. Der Blick, mit dem er sie nun
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