Wenn es plötzlich Liebe ist - An unforgettable Lady
irgendetwas für dich tun?«, fragte sie.
»Niemand kann irgendetwas für mich tun.«
Sie sprach ihm ihr Beileid und Mitgefühl aus, was bei seinem großen Verlust jämmerlich unzureichend klang, legte den Hörer schließlich auf und sah zu Smith hoch.
»Die Familie ist am Ende. Ihr Sohn …« Grace stand auf und schüttelte verloren den Kopf »Wir können nicht nach Newport fahren. Die Beisetzung ist am Wochenende.«
»Ich möchte nicht, dass du da hingehst.«
»Zu der Beerdigung?« Grace runzelte die Stirn. »Ich muss aber.«
Smith schüttelte den Kopf. »Das Risiko können wir nicht eingehen.«
»Aber ich bin da in Sicherheit. Du bist bei mir …«
»Es werden sehr viele Menschen dort sein. Ich sagte doch, wenn wir größere Versammlungen meiden können, dann sollten wir das tun.«
»Sie war aber meine Freundin.« Grace verschränkte die Arme vor der Brust und kämpfte gegen Tränen der Wut, der Frustration und der Angst an.
»Grace, wir müssen vernünftig sein.«
»Es wird jede Menge Polizei da sein. Du hast doch auch Politiker als Klienten, oder? Botschafter und so. Warum ist es für mich anders?«
»An dem Abend im Plaza waren viele von meinen Männern vor Ort.«
»Dann bring sie mit.Von mir aus können sie einen Kreis um mich bilden.«
Sein Blick verdüsterte sich. »Wir haben eine Abmachung. Du tust, was ich für richtig halte.«
Grace schüttelte langsam den Kopf. »Das ist nicht fair. Ich muss dort hin.«
»Mit Fairness hat das nichts zu tun. Es geht hier um ein Risiko, und die Beerdigung ist ein vermeidbares Risiko. Serientäter genießen es, die Folgen ihrer Taten zu beobachten. Es besteht eine gute Chance, dass er sich irgendwo in der Menge aufhält, und ich will dich auf keinen Fall in seiner Nähe wissen.«
»Und was sonst noch? Wirst du mir vielleicht auch raten, unseren Jahresball nicht zu besuchen?« Als Smith keine Antwort gab, schob Grace das Kinn vor. »Ich werde den Ball besuchen, John. Egal, was du dazu zu sagen hast.«
»Dann haben wir vermutlich ein Problem.«
»Was willst du damit sagen? Drohst du etwa, den Job hinzuwerfen?«
»Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich nur zu meinen eigenen Bedingungen arbeite.«
Grace wollte sich mit ihm anlegen, aber da regte sich Hoffnung unter ihrer Wut. »Vielleicht hat man ihn bis dahin erwischt.Vielleicht ist alles in ein, zwei Wochen vorbei?«
»Vielleicht.«
Seine Stimme klang eher nach: »Vielleicht auch nicht.«
»Bis zu dem Ball sind es noch drei Wochen«, fuhr Grace fort. »Können wir nicht später darüber reden?«
»Ich lasse nicht mit mir handeln.«
Grace fluchte. »Gut! Kann ich dich wenigstens anbrüllen? Denn ich habe die Nase restlos und gestrichen voll davon, über mein eigenes Leben nicht bestimmen zu können.«
Da spürte sie etwas Nasses auf der Wange und merkte, dass sie zu weinen begonnen hatte. Ungeduldig wischte sie sich über die Augen.
»Jesus«, murmelte er und streckte die Arme nach ihr aus. »Komm her.«
Grace zögerte zuerst, doch dann ließ sie sich in seine Arme fallen und lehnte sich an seine starke, breite Brust. Er hielt sie lange Zeit umfangen und streichelte ihr mit seinen großen Pranken über den Rücken.
»Ich hasse dich«, sagte sie gegen sein Hemd gepresst.
»Ich weiß«, erwiderte er.
Smith hielt sie noch längere Zeit in den Armen und versuchte, ihre Angst und Frustration zu beruhigen. Er hatte schon vor Mimi Lauers Tod entschieden, Grace nicht zu dem Jahresball gehen zu lassen, und auch gewusst, dass diese Diskussion sehr schwierig sein würde.
Sie hatte Recht. Er hatte Politiker beschützt, Leute, denen Auftragskiller auf der Spur waren, die gerne ihr Ziel in aller Öffentlichkeit erwischten. Der Killer, der hinter Grace her war, zog es vor, allein und ungestört vorzugehen.Vermutlich lag ihm an der häuslichen Intimität, daher hatte er sie alle drei in deren eigenem Haus umgebracht. Smith vertraute seinen Männern und auch sich selbst, aber wenn es um Grace ging, war auch das kleinste überflüssige Risiko zu hoch.
Er hielt sie fest umfangen und merkte, dass er allein schon
den Gedanken nicht ertragen konnte, dass ihr etwas passieren könnte. Dabei spürte er eine seltene Welle von Mitleid für Mimi Lauers Mann. Die eigene Frau mit aufgeschlitzter Kehle zu finden, wie sie im eigenen Wohnzimmer verblutete? Wie war das bloß für eine normale Person? Es war schon schwer genug, mit dem Tod umzugehen, wenn man darauf vorbereitet war und es entweder um den Feind oder
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