Wenn Frauen nicht mehr lieben
sieht es so aus, als würden die Männer die Welt beherrschen. In der Realität sind die wirklichen Drahtzieher im Hintergrund, die Frauen. Männer sind von Frauen enorm beeinflußbar, auch wenn sie es nicht zugeben dürfen. So führen sie oft nur das aus, was ihnen die Frauen suggerieren. Das geben mittlerweile genügend namhafte Männer zu. Würden Frauen die hochkarätigen, benzinverschlingenden und umweltverschmutzenden Autos nicht mehr nur bewundern, sondern die Männer konsequent auf die produzierten Schäden hinweisen, hätten wir vielleicht eine andere Autoindustrie. Statt dessen posieren Frauen im Superengen Minikleid lasziv lächelnd weiterhin unbekümmert auf den Karossen ihrer Lieblinge. Und bekommen beim Anblick eines Porsche oder Cabriolet auch heute noch glänzende Augen.
Neu zu betrachten wäre auch das leidige Machtproblem der Frau – eine Macht, vor der sie sich ängstigt, die sie aber dennoch kraft ihrer Natur hat und die sie nicht mehr länger leugnen sollte. Dann könnte es vielleicht doch noch möglich werden, daß Männer nicht mehr als Projektionsfläche für Machtphantasien der Frauen herhalten müssen.
Wo liegen die Grenzen und Möglichkeiten der Weiblichkeit, und wie sehen weibliche Lebensentwürfe aus –
andere als die von Männern –, die den Frauen in vielerlei Hinsicht gerechter werden als die jetzt vorhandenen, nach dem männlichen Prinzip vorliegenden Modelle?
Alle Ratgeber-Bücher für Frauen betreffend Selbstbehauptung, Ausstrahlung, Aggressionsentwicklung und Bekämpfung der sogenannten »inneren Patriarchen«
nützen einen Habakuk, solange darin einseitig nur das männliche Verwirklichungsprinzip vertreten wird, solange Frauen nicht sehen, warum sie dem männlichen Prinzip 197
nachrennen und das weibliche vernachlässigen. Zum Beispiel, um sich ihre oft verdrängte Ablehnung der Weiblichkeit gegenüber nicht bewußtzumachen. Schlußendlich könnte Frau endlich lernen, das weibliche Geschlecht als solches zu »lieben« bzw. zu achten (und nicht mehr unbewußt zu verachten). Das weibliche und das männliche Prinzip im Kosmos und in der Natur zu sehen, denen wir Respekt, Liebe und Dankbarkeit schulden, da wir beiden unser Leben verdanken.
Die Frau braucht eine Affirmation und Bejahung des eigenen Geschlechtes durch sich selbst, bevor sie den Mann als Mann verstehen, in seiner Andersartigkeit akzeptieren und lieben kann. Wenn Frau nicht zu den eigenen Mechanismen weiblicher Machttorpedierung stehen kann – in eigenen und in fremden weiblichen Gärten –, wird sie nicht zur Sache kommen. Wenn sie dies täte, würde sich das Verhältnis zwischen den Geschlechtern sehr verbessern. Das wiederum würde die Männer enorm entlasten, denn sie müßten nicht länger als Projektionsfläche für Probleme herhalten, die Frauen innerhalb der eigenen, aber auch zur älteren und jüngeren Frauengeneration so oft noch haben, als Voraussetzung für die Achtung des Mannes durch die Frau. Achtet die Frau sich selbst und entwertet sie sich nicht mehr unbewußt und schiebt diese Entwertung nicht mehr nur einseitig dem Mann zu, kann auch der Mann seine Achtung für die Frau wieder besser wahrnehmen und leben. Sind es doch die Mütter, die ihre Söhne so formen, daß sie das weibliche und das männliche Prinzip zu ehren und zu achten haben.
Erst dann werden Kinder ein Gefühl für Recht und Unrecht bekommen, für humanitäre Werte und für die Sorge für unsere Weltgemeinschaft.
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7. Mann und Frau, Kulturträger der
Zukunft?
Zu einer hoch entwickelten Kultur – eine solche schreiben wir unserem Abendland in Anbetracht heutiger Umstände wohl eher zu Unrecht zu – zählt ein differenzierter, ganzheitlicher und humanitärer Umgang mit Körper, Seele und Geist – individuell und in der Gemeinschaft.
Wo Ganzheit sein sollte, gibt es jedoch heute überall nur Spaltungen. Man trennt, wo man kann. Auf der psychischen Ebene entsteht der Mechanismus der Spaltung in einer ganz frühen Entwicklung im Denken des Kindes.
Alles ist entweder gut oder böse. Beides kann noch nicht zusammen gedacht werden, weil es sonst Ängste auslöst.
Das Gute muß durch Abspaltung des Bösen geschützt werden. Eine differenzierte Wahrnehmung ist beim Kind erst dann möglich, wenn es die Ambivalenz zu ertragen lernt, wenn es eine Toleranz für das Böse im Guten und das Gute im Bösen entwickeln kann. Wenn es die Mutter nicht nur als verbietend, sondern gleichzeitig als lieb und gewährend erlebt.
Es scheint,
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