Wenn Frauen nicht mehr lieben
den Universitäten legen die Studenten absichtlich ein Buch an einen anderen Ort, damit es der Nächste nicht findet und er dadurch einen Vorteil für die Prüfung hat. In unseren Primarschulen ist das weibliche Prinzip auch völlig abhanden gekommen. Es wird keine Gebor-genheit vermittelt, sondern nur intellektuelles Wissen. Die Emotionalität ist abgespalten, auch in den Schulbüchern.
In den Betrieben werden junge Leute nicht gefördert.
Niemand will mehr die »Elternposition« übernehmen.
Jeder soll sich selbst autorisieren, also nicht um Rat fragen, sondern sich selbst durchwurschteln. Es sind keine Zeit und keine Geduld mehr für die Jungen vorhanden, die aber die Unterstützung der älteren Generation so dringend brauchten. So sind keine Leitbilder mehr da, keine Orientierungsmöglichkeiten, keine Richtlinien – außer auf dem Internet.
Dann wundert man sich, wenn die Selbstmordrate von Jugendlichen diejenige des Todes durch Unfall übertrifft.
Aber selbst das findet man nicht alarmierend. Schnell finden sich Pseudoantworten, die Arbeitslosigkeit, die Drogen, der schlechte Umgang etc. Jeder schaut nur für sich, und keiner über den eigenen Gartenzaun hinaus. Und alle beklagen sich über die düsteren Zukunftsaussichten und daß man eh nichts ändern kann.
Es wird oft vergessen, daß es die Einzelinitiativen sind, die uns vorwärts bringen. In einer kleinen Gemeinschaft von Männern und Frauen könnten erfolgreich Projekte 202
lanciert werden. Wer sich verantwortlich fühlt – und das sollte jeder erwachsene Mensch –, kann sich nicht mehr drücken und den »Mächtigen« aus Politik, Wirtschaft oder
»Staat« die Dinge völlig überlassen. Gefragt wäre von dieser Seite statt dessen eine kräftige Unterstützung von kleinen privaten Initiativen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen.
Es hat sich erwiesen, daß es für die Realisierung wirklich guter Projekte beide braucht, Mann und Frau. Beide zusammen bringen Hervorragendes zustande, natürlich nur, wenn sie miteinander, und nicht wie jetzt noch, gegeneinander arbeiten. Eine Prise Erotik im Betriebsle-ben hat noch niemandem geschadet. Im Gegenteil. Es wird die Arbeitsatmosphäre beflügeln und den Erfolg ankur-beln. Wobei Erotik nicht zu verwechseln ist mit sexueller Belästigung von Frauen- oder von Männerseite.
Das Innovativ-Weibliche sollte in jedem Projekt mitein-fließen, und das Bewegend-Männliche auch. Sonst werden Projekte nicht zufriedenstellend ausgeführt und verlieren an Kraft. Weil beide Geschlechter in ihren Fähigkeiten Vor- und Nachteile haben, ergänzen sie sich in Zusammenarbeit bestens. Der einzige »Nachteil« der Frau ist –
sofern überhaupt ein Nachteil –, daß sie Zeit und auch ein Klima braucht, in der sie ihre Ideen gebären kann. So muß sie reifen lassen, was der Mann schnell anpackt. Sie kann nicht »auf Befehl« von außen in kurzer Zeit etwas
»herausschießen« lassen. Das weibliche Prinzip braucht Raum und Zeit, um ein sogenanntes »Nest« aufzubauen, im realen wie im übertragenen, auch im geistigen Sinn.
Das männliche und das weibliche Prinzip zusammen lassen sich nur realisieren, indem beide Geschlechter wieder lernen, zu ihrer Geschlechtsrolle zu stehen. Was für die Frau nicht bedeuten muß, an den Herd zurückzu-kehren. Die althergebrachte Rollenfixierung hat man 203
bekämpft – wohl zu Recht –, aber leider durch Rollenab-schaffung überhaupt beseitigt.
Wo aber sind die Rollen von Mann und Frau, die sie nicht einseitig auf ein Geschlecht fixieren, sie aber dennoch auf ein einziges Geschlecht verweisen? Heute gibt es keine Orientierungslinien mehr für das Weibliche und das Männliche. Menschen tun aber gut daran, wieder eine differenziertere Betrachtungsweise vom Männlichen und Weiblichen anzustreben.
Ein Schlußlicht auf die Blüten unserer westlich-dekadenten Kultur möchte ich nicht vorenthalten. Eine der
»innovativsten« Errungenschaften auf politischer Ebene, in der eher als rückständig angesehenen Schweiz. Alle männlichen Benennungen in der Stadtverwaltung sind gestrichen worden. Dies in einem Schweizer Kanton, der für die Niederlassung internationaler Firmen und einen der niedrigsten Steuerfüße bekannt ist. Hier gibt es also in der Stadtverwaltung seit November 1997 nur noch eine Geschlechtsform, die weibliche. Männliche Funktionstitel sind auf Antrag eines männlichen Mitgliedes der christlichen Partei allesamt abgeschafft worden. Aus dem Herrn Stadtpräsident ist nun
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