Wenn heiße Wuensche erwachen
dass ich dich gern am Wochenende hier hätte. Nur wir zwei. Das Laub der Bäume beginnt sich zu verfärben. Glaub mir, du hast Mystery nie so schön gesehen.”
Lyndie musste trotz ihrer Sorgen lächeln, als sie sich vorstellte, welchen malerischen Anblick die Landschaft jetzt bot. Natürlich wäre sie gern hingeflogen, doch es gab zu viel, das sie daran hinderte. „Du weißt, wie gern ich kommen würde. Aber ich muss dieses Darlehen bezahlen - und um ehrlich zu sein, es gibt da einen ganz bestimmten Mann, den ich momentan nicht wieder sehen will. Ich könnte es einfach noch nicht ertragen.”
„Er war ein dermaßen übel gelaunter Einsiedler, dass irgendeine Frau ihn demnächst entweder erschießen oder heiraten muss.”
„Chancen hätte er ja genug”, erwiderte Lyndie. Ihr Herz zog sich zusammen.
„Der Mann hat nie wirklich getrauert. Als er dich rettete, nahm es die ganze lastende Schuld von ihm, und er war verloren, da er nicht mehr wusste, was er tun sollte.”
„Ich werde ihm schon sagen, was er von mir aus tun kann”, bot Lyndie an.
Hazel lachte. „Hier gibt es schon genug aufgebrachte Fohlen, die das erledigen, Schätzchen. Aber was ich sagen wollte, ist, dass er wieder so komisch wie früher ist verschlossen, mürrisch, ungenießbar. So kann es doch nicht weitergehen. Ich hatte so sehr gehofft…”
„Ich will nichts damit zu tun haben, tut mir Leid, Hazel. Ich habe dich wirklich sehr gern, aber ich kann Liebeskummer auch nur bis zu einem gewissen Grad ertragen.”
„Nur für ein kurzes Wochenende. Wir könnten uns ein bisschen ums Geschäftliche kümmern, zum Beispiel um die Begleichung dieses Darlehens …”
„Die Hälfte erhältst du jetzt, und den Rest …”
„Nein! Liebes, du bist die starrköpfigste McCallum, die ich kenne. Verdammt noch mal, du bist sogar noch schlimmer als ich! Es wird eine starke Hand nötig sein, um dich zu bändigen. Hör zu, du kannst den Scheck ja mitbringen, wenn du unbedingt willst…”
Lyndie seufzte frustriert. „Es geht nicht, Hazel. Wirklich. Wenn es nur das Geld wäre, würde ich vielleicht ja kommen. Aber um ehrlich zu sein, ich habe mich die ganze Woche nicht so gut gefühlt. Ich kann momentan nicht fliegen.”
„Oh”, erwiderte Hazel, als sei das etwas, womit sie ganz und gar nicht gerechnet hätte.
„Also, was hältst du davon, wenn ich dir diesen Scheck schicke?” Lyndie wollte wieder übers Geschäft reden, ein Thema, bei dem sie sich wohl fühlte. Im Gegensatz zum Thema Bruce Everett, das sie gern ein für alle Mal abhaken würde.
„Schick nichts. Vielleicht komme ich stattdessen für einen Besuch vorbei. Bis bald, Liebes.
Ich rufe dich wieder an, sobald ich mir über meine Pläne im Klaren bin.”
Hazels rascher Abschied war seltsam, aber Lyndie bekam keine Gelegenheit, großartig darüber nachzudenken, weil das Telefon auf ihrem Schreibtisch erneut klingelte.
Sie nahm den Hörer ab.
„Hallo, Dr. Feldman. Ja, hier spricht Lyndie.” Ihr Lächeln erstarb, und heiße Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ja, vielen Dank für den Anruf. Ich … ich bin sicher, dass ich mich freuen werde, sobald ich mich an den Gedanken gewöhnt habe.”
Sie legte den Hörer auf die Gabel. Geschockt sah sie aus ihrem Büro in den Laden. All die süßen, sexy Dessous aus Seide, Spitze und Satin erschienen ihr jetzt auf grausame Weise unpassend. Sie brauchte jetzt keine Strapse aus schwarzer Spitze oder pinkfarbene Wonderbras. Nein, werdende Mütter brauchten Babysachen aus flauschiger Wolle. Sie träumten von niedlichen kleinen Babyschuhen und stellten sich vor, mit welchen Liedern sie ihr Kind in den Schlaf singen würden.
Die Tragweite dessen, was auf sie zukam, traf sie mit voller Wucht. Sie würde ein Baby bekommen, daran bestand kein Zweifel. Und auch nicht daran, dass Bruce der Vater war.
Der Gedanke trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie liefen ihre Wangen hinunter und wollten nicht wieder versiegen. Jetzt würde Bruce nie mehr aus ihrem Leben verschwinden, sosehr es sie auch schmerzte und sosehr sie sich auch danach sehnte, einen Schlussstrich zu ziehen. Die Trennung von Mitch war ihr schwer genug gefallen, obwohl ihr immerhin ein Buchhalter und ein Anwalt zur Seite gestanden und sie gewusst hatte, dass Mitch nichts taugte. Doch von Bruce würde sie sich innerlich wohl nie ganz befreien können.
Wenn man ein Kind hatte, musste man unwillkürlich auch an den Vater denken. Und dieses Kind war ein Kind der Liebe — zumindest was Lyndie
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