Wenn heiße Wuensche erwachen
ich werde es nicht noch mehr gefährden, als ich es ohnehin schon getan habe, indem ich hier Urlaub gemacht und mich in einen Cowboy verliebt habe, auf den sämtliche Frauen hier scharf sind. Nein, es ist ganz und gar aussichtslos. Besonders jetzt, wo er sich entschlossen hat, sich wieder in den Sattel zu schwingen, um es bildlich auszudrücken.” Lyndie biss sich auf die Lippen. Es klang schrecklich ernüchternd, aber an den Fakten ließ sich nun mal nichts ändern.
Hazel runzelte missbilligend die Stirn. „Ich habe dir doch gesagt, was du brauchst, ist ein guter Mann, ein ordentlicher Schneesturm und eine gute Flasche Wein …”
„Glaub mir, das haben wir letzte Nacht versucht. Und er besaß nicht einmal so viel Anstand, sich zu verabschieden.” Lyndie richtete sich wieder auf und schluckte die ungeweinten Tränen herunter. „Ich reise ab, Hazel. Es war ein schönes Experiment, aber jetzt ist es vorbei und, wie ich mir eingestehen muss, wieder auf der ganzen Linie gescheitert.”
Hazel schien nicht mehr zu wissen, was sie darauf erwidern sollte. Die restliche Fahrt bis zum Flughafen schwieg sie daher. Als sie Lyndie zum Abschied umarmte, sagte sie: „Hab mehr Vertrauen und Glauben, Liebes. Manchmal schickt einem das Leben eben einen Cowboy, obwohl man einen Geschäftsmann will. So ist das nun mal. Außerdem kannst du nie wissen, wozu das gut ist.”
Lyndie nahm ihren Koffer und lächelte traurig. „Ich will weder das eine noch das andere.
Ich will dir nur dein Geld zurückzahlen, in mein altes Leben zurückkehren und mit ,All for Milady’ schwarze Zahlen schreiben.” Sie gab ihrer Großtante einen Kuss auf die Wange und ging zum Flugzeug.
Der Flug nach New Orleans erschien Lyndie wie die längste Reise, die sie je gemacht hatte. In der Öffentlichkeit zu weinen kam für sie selbstverständlich nicht infrage, und so musste sie sich mehrmals in die Toilette flüchten, wenn sie den Kummer nicht mehr ertrug.
Und jedes Mal versuchte sie sich damit zu trösten, dass so ein abrupter Schluss-Strich besser war, als die Sache in die Länge zu ziehen. Doch ihr Herz war immun gegen das, was ihr Verstand an klugen Überlegungen produzierte, und sehnte sich nach Bruce.
Es ist besser so, sagte sie sich immer wieder, wenn die Sehnsucht unerträglich wurde. Es hatte keinen Sinn, an ein Leben mit Bruce Everett auch nur zu denken. Sie hatten bewiesen, dass sie wie Feuer und Wasser waren. Die Vorstellung, mit ihm in einer Zweizimmerhütte hinter der Mystery Dude Ranch zu wohnen, war einfach lächerlich.
Unglücklicherweise war Liebe nicht immer pure Seligkeit, sondern manchmal auch pure Qual. Obwohl der Gedanke, mit ihm in der Abgeschiedenheit von Mystery zu leben, albern war, empfand sie eine tiefe Sehnsucht danach, genau das zu tun. Auch die schönste Villa würde ihr nicht gefallen, wenn Bruce nicht bei ihr war. Aber selbst wenn sie bereit wäre, in einer kleinen Hütte mit ihm zu leben, änderte das nichts an den Tatsachen. Und Tatsache war nun einmal, dass er ihrer Beziehung den Todesstoß versetzt hatte, als er sich nicht von ihr verabschiedet hatte. Er liebte sie nicht. Männer, die liebten, liefen ihren Frauen auf Bahnhöfen hinterher. Das hatte sie in unzähligen Filmen gesehen. Nun, Bruce wusste sehr wohl, wo der Mystery Airport war. Aber er war nicht aufgetaucht.
Das war es dann wohl, sagte sie sich, während sie im hinteren Teil ihres Ladens im French Quarter am Schreibtisch saß, Cracker knabberte und wieder einmal über ihren Finanzen brütete.
Der Druck, Hazel ihr Geld zurückzuzahlen, verursachte ihr nicht nur Kopfschmerzen, sondern echte Übelkeit. Sie musste aufpassen, dass sie bei all dem Stress nicht krank wurde.
Als das Telefon klingelte, war sie so tief in Gedanken versunken, dass sie vor Schreck zusammenfuhr.
„All for Milady”, meldete sie sich mechanisch.
„Liebes? Ist das meine liebste Großnichte? Du klingst ja völlig erledigt!”
Lyndie lächelte beim Klang der vertrauten Stimme. „Tag Hazel! Wie geht es dir? Wie läuft es in Mystery? Ich bin gerade dabei, dir einen Scheck auszustellen. Ich kann dir immerhin schon die Hälfte des Darlehens zurückzahlen.”
„Was für einen Scheck?”
„Du weißt verdammt genau, wovon ich rede. Ich meine das Darlehen der MDR
Corporation.”
„Ach das meinst du.” Hazel benahm sich, als ginge es nur um einen läppischen Betrag von zwei Dollar. „Darum brauchst du dich doch jetzt nicht zu kümmern. Ich habe angerufen, um dir mitzuteilen,
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