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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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fordert“? Du solltest deine eigenen Ratschläge wirklich befolgen – oder aufhören, sie zu geben.“
„Möglicherweise gibt es Unterschiede“, räumte er ein. „Es spielt eine Rolle, ob man jemand Unbekanntem etwas verspricht oder jemandem, den man kennt und vertraut.“ Er fuhr mit den Fingerspitzen kleine, sanfte Kreise über ihren Handrücken.
Sie gab sich mit seiner Antwort zufrieden und konzentrierte sich wieder auf ihre Frage. „Du hast gesagt, dass jeder Sensat etwas Anderes begehrt – sich nach etwas Anderem sehnt. Was …
genau
ist es bei dir?“
Nikolaj tat einen tiefen Atemzug. „
Ist
trifft es nicht mehr so richtig, denke ich.“
Sie legte ihren Kopf ein Stück weit in den Nacken, um ihm besser in die Augen sehen zu können. „Wie meinst du das?“
„Was ich wollte, war jemand, der mir gehört –
zu
mir
gehört. Deswegen waren meine …
Opfer
auch immerzu Frauen. Am allermeisten, am allersehnlichsten wollte ich jedoch immer nur dich – vom ersten Moment an, als ich dich gesehen habe. Ich wollte, dass du zu mir gehörst. Ich wollte, dass du zu mir gehören willst. Der Senast in mir wollte dich – egal, auf welchem Weg. Aber jetzt …“, er hielt inne, „ist dieses Gefühl, dieses Begehren kaum noch da.“
Sie setzte sich halb aufrecht hin und sah ihn ungläubig ab. „Was soll das heißen?“
„Nicht das, was du anscheinend gerade denkst“, entgegnete er mit einem breiten Grinsen und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, die über ihrer Wange gelegen hatte. Der Wange, die von Céstine verletzt worden, inzwischen jedoch fast vollständig verheilt war. „Du bist nach wie vor alles, was ich will – alles, was ich brauche, um glücklich zu sein. Aber … jetzt, wo du mich auch willst, mit mir zusammen sein willst, besteht keine Notwendigkeit mehr, dich auf jene Art von früher „zu wollen“ oder „zu fordern“. Ich fühle mich nicht mehr getrieben, sondern ruhig und friedlich –
angekommen
. Du bist bei mir, weil du es sein willst – aus freien Stücken. Damit habe ich alles, was ich wollte. Ich bin angekommen und muss nicht mehr länger kämpfen. Ich kann einfach nur glücklich sein. Mit dir.“
Sie beugte sich nach vorne und küsste ihn. Sanft und doch mit so viel Intensität und Leidenschaft, dass er spüren konnte, wie sehr sie ihn bei sich haben wollte – wie sehr sie bei ihm sein wollte.
Als ihr ein weiterer Gedanke in den Sinn kam, löste sie ihre Lippen von Nikolajs, was ihm ein unwilliges Knurren und ihr ein Schmunzeln entlockte. „Und was ist mit den anderen Sensaten?“
Nikolaj seufzte. „Ich denke, dass sie nun nicht mehr so einfach tun können, was sie zuvor getan haben: Sich nehmen, was sie wollen. Sie müssen jetzt erst mal mit ihrem Gewissen klarkommen und die Konsequenzen ansehen, die zurückbleiben. Wahrscheinlich werden sie nach wie vor ihre Begehren und Sehnsüchte haben, doch sie werden sie nicht mehr so einfach befriedigen können, wie zuvor. Auf den Punkt gebracht sind all die Begehren, die uns Sensaten getrieben haben, ein und dasselbe: Die Verdichtung einer einzelnen bestimmten menschlichen Sehnsucht: nach Liebe, Anerkennung, Macht, Respekt, Geborgenheit, Erfolg, Reichtum … all das, was Menschen auf der ganzen Welt tagtäglich antreibt. Merkas hat stets nach Autorität gestrebt, wollte Macht besitzen – über alles und jeden.“
„Und Céstine?“
Er dachte einen Moment lang nach. „Ich glaube … im tiefsten Inneren wollte sie schlicht und einfach geliebt werden – um ihrer Selbstwillen.“
„Und der Typ im Marofláge? Der das Blut der Frau …?“
Nikolaj lachte. „Der war entweder ein ziemlicher Freak oder
    er hat sich nie richtig lebendig gefühlt und wollte das kompensieren, indem er vom „Lebenselixier“ anderer getrunken hat.“
Ein nachdenkliches „Hmmmm …“, war alles, was sie zurückgab.
„War´s das? Habe ich alle deine Fragen beantwortet?“
Sie nickte gegen seine Brust. „Ja.“
„Gut. Können wir dann jetzt wieder zu unserer vorherigen Beschäftigung übergehen?“ Er hob ihr Kinn an, berührte sanft ihre Lippen, zog sich zurück und sah ihr wieder in die Augen.
„Ich denke, das können wir“, murmelte sie leicht heiser, während Nikolaj sich bereits wieder zu ihrem Mund herabbeugte.
Ein lautes Geräusch echote durch die Wohnung und ließ sie innehalten. Sie richtete sich auf. „Das werden Marah und Jo sein.“
Was Nikolaj nun von sich gab, war eine Mischung aus Seufzen, Stöhnen und Knurren, die sie zu einem lauten

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