Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
euch.»
«Danke», sagte sie still.
«Wir möchten, daß ihr euch bei uns wohl fühlt.» Er schaute für einen Moment von der Straße weg und lächelte ihr zu. «Ihr könnt auf uns zählen, weißt du.»
Sie schwieg. Nach einer Weile sagte sie: «Ich glaube, für David ist es am schlimmsten. Emma ist noch zu klein, um es ganz zu begreifen, Aber David... Daddy und er hingen sehr aneinander, und er ist schrecklich sensibel. Er empfindet alles wie... wie ein bloßliegender Nerv. Und er ist nicht...»
Sie brach ab. «Was ist er nicht?» fragte er sanft. Aber sie beantwortete seine Frage nicht. Statt dessen sagte sie scheu: «Ich wollte sagen... Ich finde, ist einer der schönsten Romane, die ich je gelesen habe.»
O du wunderbares Mädchen, dachte Paps. Du wunderbares, wunderbares Mädchen. «Ziehst du es meinen humoristischen Büchern vor? »
«O ja.»
«Das freut mich aber», sagte er. «Du bist so ungefähr die erste Person, die das sagt.»
Das war ein wunder Punkt bei Jocelyn, der sonst alles leichtnahm. Sein Agent, sein Verleger, sein Publikum, ja sogar seine ihm ergebene Frau hatten für seinen einzigen ernsten Roman wenig Begeisterung aufgebracht. Nur weiter mit dem Allotria, Jocelyn, alter Junge, war ihr Schlachtruf. Hier war endlich einmal jemand, der den ernsthaften Dichter in ihm erkannt hatte. Er war tief beeindruckt, daran bestand kein Zweifel. Was Jocelyn anging, so hatte Imogen für den Anfang entschieden den rechten Ton gefunden.
May erwartete sie vor dem Haus. Sie streckte die Hände aus. «Willkommen, meine liebe Imogen. Bist du aber groß geworden.»
«Wenn man bedenkt, daß du sie zuletzt gesehen hast, als sie fünf war, konnte man das ja wohl erwarten», sagte Paps fröhlich und wuchtete die Koffer aus dem Wagen. Er war sonst nicht gerade ein ausgesprochener Gesellschaftslöwe, aber er war wild entschlossen, sich von seiner besten Seite zu zeigen.
«Sind die andern noch im Wagen?» fragte Mummi.
«Nein.» Imogen erklärte ihr alles. «Nun, dann komm mit, damit ich dir dein Zimmer zeige», sagte Mummi und hakte sich bei Imogen ein. Sie gingen ins Haus.
«Du hast einen kleinen Jungen, nicht wahr? » sagte Imogen.
«Ja. Aber er ist noch in der Schule. Er kriegt erst nächste Woche Ferien.» Sie drückte Imogens Arm ein wenig. «Wir haben auch noch ein Baby. Ein kleines Mädchen. Willst du sie sehen?»
«Nein, wirklich?» Imogen schien überrascht. Jocelyn bildete sich ein, daß sie ihm dabei einen -Blick zuwarf.
Sie gingen zur schlafenden Amanda, um sie zu besichtigen. «Oh, ist die süß», rief Imogen.
«Im Augenblick», sagte Mummi. «Jetzt spielt sie die schlafende Schöne. Aber warte nur, wenn sie aufwacht, dann ist die Hölle los.»
Das Mädchen blieb neben dem Stubenwagen stehen. Mummi sagte: «Imogen ist ein wunderschöner Name. Und mein Mann findet das bestimmt auch! und so. Aber gibt es nicht eine schlichte Kurzform davon?»
«Mummi und Daddy nennen mich...» Sie brach ab, dann fuhr sie tapfer fort: «Meine Eltern haben mich immer Jenny gerufen.»
«Dann bleiben wir bei Jenny», entschied Mummi. «Aber ich hab dir ja immer noch nicht dein Zimmer gezeigt.»
Der nächste Tag war Freitag. Mummi fuhr mit Jenny zur Bahn, um ihre Geschwister abzuholen. Gaylord zappelte auf dem Rücksitz herum, erfüllt von Vorahnungen. Bis jetzt hatten alle seine Spielgefährten vier Beine gehabt: Bessie, die Sau, Heathcliff, der Stier, Crippen, die Katze. Nun sollte er zweibeinige Kameraden bekommen, und als eingefleischter Individualist war ihm diese Aussicht gar nicht angenehm. Es war das Ende einer Epoche, stellte er traurig fest.
Dank Amanda, die zur unpassendsten Zeit ein Mordstheater veranstaltet hatte, kamen sie zu spät. Der Zug hatte seine menschliche Fracht bereits abgesetzt und war wieder abgefahren.
Die menschliche Fracht stand auf dem Bahnhofsvorplatz. Sie bestand aus einem hübschen, aber arroganten Knaben von etwa sechzehn Jahren und einem kleinen, pummeligen Mädchen.
«Da sind sie!» rief Jenny liebevoll. «Wie verlassen sie aussehen!» Sie sprang aus dem Wagen, rannte los und umarmte Bruder und Schwester. Mummi sagte: «Komm, Gaylord. Und ein freundliches Lächeln zur Begrüßung, bitte.»
Gaylord schob die Unterlippe vor. Dann erinnerte er sich wieder. Diese Kinder hatten ihren Vater verloren. Und er hatte sich sogar eine kleine Willkommensrede ausgedacht. Er
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