Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
und blickte ins Kaminfeuer. «Es ist gut, daß wir daran erinnert worden sind. Man neigt so leicht dazu, zu vergessen.»
«Ja.» Und dann schwieg er. Auch er schaute sinnend ins Feuer. Der Kummer und das Leid der Welt. Hab ich sie wirklich je vergessen, fragte er sich. Doch noch ehe er diesen Gedanken weiterspinnen konnte, platzte Gaylord herein. Man sah ihm an, daß er eine Neuigkeit hatte. «Bessie kriegt schon wieder welche», verkündete er selig.
«Woher weißt du das? » fragte Paps.
«Von Opa.»
Mummi dachte: Ich möchte bloß wissen, was für eine delikate Formulierung der Alte gewählt hat, um seinem Enkel diese Neuigkeit beizubringen. Sie brauchte nicht lange zu rätseln. Gaylord schob den Bauch vor und sagte mit tiefer Stimme: «Die verdammte Sau ist schon wieder schwanger.»
Damit verschwand er. May und Jocelyn schauten sich an, lächelten, lachten, lachten immer mehr, bis er sie in die Arme nahm und sie schließlich hilflos vor Lachen gegeneinander sanken. Schmerz und Leid dieser Welt. Vergiß sie nicht. Niemals. Aber vergessen wir auch nicht, dachte er, das Lachen und die Wonnen dieser Welt.
Opa stand oben am Hang in den Wiesen. Ein frischer, ungestümer Wind wehte aus Westen, riß die Blätter von den Bäumen und warf die krächzenden Saatkrähen in die Luft. Die alten Eichen knarrten und stöhnten. Opa spürte den kalten Wind auf seinen Wangen. Das hatte er gern. Dieser Wind wischte die klebrige Süße des Sommers fort. Jetzt würden die vollen Tage schrumpfen wie Fallobst. Bewölkter Himmel im April, sanfte Maimorgen, schläfrige Septembertage -alles vorbei. Nur für ein paar Monate? Oder für immer? Das weiß man nie, wenn man so alt geworden ist. Lieber davon ausgehen, daß es für immer vorbei ist. Den vollen, bittersüßen Duft bis zur Neige auskosten.
Für einen anderen alten Mann aber war es für immer vorbei. Der Alte, der Gaylord überfallen hatte, würde nie mehr draußen im freien Feld den Wind auf seinem Gesicht spüren. Vielleicht war Freiheit das einzige gewesen, was er je im Leben besessen hatte. Und nun würden sie ihm auch das noch nehmen. Sie mußten es tun. Es ging nicht anders.
Ich habe so viel gehabt, dachte Opa, und er so wenig. Seine eigene Schuld - natürlich. Ich habe mir alles erarbeitet. Er nicht. Aber ich habe auch das Handwerkszeug dazu mitbekommen, gutes, ausgezeichnetes Handwerkszeug. Er hatte keins, der arme, beschränkte Teufel.
Warum? Warum mein Gott, warum war alles so ungerecht verteilt? Er mußte über diese Dinge nachdenken, eine Antwort suchen, die er doch nie finden würde. Der Winter stand vor der Tür, die rechte Zeit für solche Meditationen. Er würde über diese Dinge nachdenken müssen, vor dem flackernden Kaminfeuer in seinem Zimmer, wenn die Vorhänge zugezogen waren, an den langen Winterabenden, die nun kommen würden, nachdem die Sommertage dahingegangen waren.
ERIC MALPASS
Die Gaylord Romane
Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft Sonderausgabe. Deutsch von Brigitte Röseler und Margret Schmitz 448 Seiten. Geb.
Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung
Roman, rororo 1762
Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft
Roman, rororo 1794
Fortinbras ist entwischt
Eine Gaylord-Geschichte.
Mit Zeichnungen von Wilhelm M. Busch.
Deutsch von Susanne Lepsius. rororo 4075
Lieber Frühling komm doch bald
Wieder eine Gaylord-Geschichte. Deutsch von Anne Uhde.
256 Seiten. Geb. und als Taschenbuchausgabe: rororo 4745
Schöne Zeit der jungen Liebe
Roman. Deutsch von Anne Uhde. 224 Seiten. Geb. und als Taschenbuchausgabe: rororo 4034
Als Mutter streikte
Roman. Deutsch von Anne Uhde. 167 Seiten. Geb. und als Taschenbuchausgabe: rororo 4034
Liebe blüht zu allen Zeiten
Roman. Deutsch von Anne Uhde.
296 Seiten. Geb.
Und der Wind bringt den Regen
Roman. Deutsch von Anne Uhde.
345 Seiten. Geb. und als Taschenbuchausgabe: rororo 5286
Beefy ist an allem schuld
Ausgezeichnet mit der «Goldenen Palme des Humors» Roman. Deutsch von Susanne Lepsius.
220 Seiten. Geb. und als Taschenbuchausgabe: rororo 1984
Liebt ich am Himmel einen hellen Stern
Ein Roman um William Shakespeare und Anne Hathaway. Deutsch von Susanne Lepsius.
298 Seiten. Geb. und als Taschenbuchausgabe: rororo 4875
Unglücklich sind nicht wir allein
Ein Roman um William Shakespeare und seine Zeit. Deutsch von Susanne Lepsius. 280 Seiten. Geb. und als
Weitere Kostenlose Bücher