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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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überzeugend. Er seufzte. Ihm war klar, daß die beiden nächsten Monate die reinste Hölle werden würden.
     
    Alle waren insgeheim erleichtert, als der Nachmittagstee überstanden war. Gaylord und Emma waren verschwunden. May sagte: «Möchtest du mir helfen, Amanda zu baden, Jenny?»
    Jenny strahlte. «Oja, bitte!» Jocelyn dachte bei sich: Für unverheiratete Mädchen bedeuten Nerze und Brillanten offenbar nichts im Vergleich mit dem Angebot, anderer Leute Babies zu baden. Er meditierte über die Eigentümlichkeiten der weiblichen Mentalität.
    Opa steckte sich eine Zigarre an. Er heftete seinen bohrenden Blick auf David. «Soll ich dir die Farm zeigen, Junge?» bellte er.
    «Vie... vielen Dank, gern», sagte David. Miene und Ton waren alles andere als enthusiastisch.
    May warf Jenny einen fragenden Blick zu. Dann sagte sie: «Vielleicht möchte sich David lieber auf eigene Faust ein bißchen umsehen, Schwiegervater? »
    «Meinst du?» Opa war stolz, daß er den Wink verstanden hatte. «Tu das man, mein Junge. Es ist zwar nicht mehr mein Besitz, aber das macht ja nichts. Wenn jemand was von dir will, dann sag nur, wer du bist.»
    «Jawohl, Mr. Pentecost.» David machte eine steife Verbeugung vor May und ging aus dem Zimmer. «Nettes Kerlchen», sagte Opa. «Mir gefallen Jungen, die gute Manieren haben.»
    David ging hinaus in den Hof und atmete dankbar die klare, süße Luft ein. Zuerst schlenderte er gemütlich umher, dann ging er schnei -1er und schneller, bis er fast rannte. Der goldene Sommertag neigte sich schon dem Abend zu, doch auf den staubigen Feldwegen und unter den überhängenden Zweigen der Bäume stand noch die warme Luft. Vögel hüpften unruhig in den Hecken und schwatzten wie müßige Frauen unter der Haustür. Das Vieh döste vor sich hin, und nur die Schwänze schlugen nach den Fliegen. Der Junge rannte weiter mit verschlossenem Gesicht.
    Doch allmählich fühlte auch er den stillen Abendfrieden. Seine Verkrampfung ließ nach, sein Schritt verlangsamte sich. Er riß einen Grashalm aus und kaute auf dem bittersüßen, harten Stengel. Er kam an eine Stelle, an der der Fluß einen weitschwingenden Bogen machte. Und hier hielt er schließlich inne.
    Ruhig und zielstrebig zog der Fluß dahin, nur stellenweise verharrte das Wasser in einem Strudel gleich einem Wanderer, der sich umwendet, um eine Aussicht zu genießen.
    David warf sich in das kühle Gras, stützte das Kinn in die Hände und schaute auf den Fluß. Er hörte das Dröhnen eines Flugzeugs, hörte, wie die Motoren plötzlich aussetzten, dann den langen, kreischenden Absturz. Er preßte die Hände gegen die Ohren und schrie, wieder und wieder. Er lauschte. Kein Laut in der weiten, schläfrigen, stillen Landschaft. Nur das Trillern einer Lerche, das stetige Rauschen des Flusses.
    Regungslos lag er dort, starrte vor sich hin, das Gesicht tränenüberströmt, der Körper wurde von Schluchzen geschüttelt. Die Sonne war jetzt untergegangen, der Fluß verwandelte sich in ein Band aus Gold, dann in eines aus Silber.
    David sah über seine Schulter zurück. Im Osten erhob sich ein kleiner Hügel. Während er hinübersah, schob sich ein schimmernder Bogen über den Rand des Hügels. Langsam ging der Vollmond auf. Einen Augenblick schien er an der Erde zu haften, dann schwang er sich empor - klar, rein, glänzend, strahlend.
    David atmete tief. Dann stand er mühsam auf und begann zu gehen, ohne zu wissen wohin. Seine Augen waren wie hypnotisiert auf die helle Scheibe des Mondes gerichtet.
     
    Opa ließ den Deckel seiner Taschenuhr aufspringen und blickte ungeduldig auf das Zifferblatt, dann zog er die Uhr auf. Nach geheiligter Familientradition war dies das Zeichen zum Aufbruch. Doch heute reagierte keiner auf den Wink. Finster blickte er sich in der Runde um.
    «Na, will denn heute abend keiner ins Bett gehen?» erkundigte er sich.
    May erwiderte ruhig: «Wir können noch nicht, Schwiegervater. David ist noch draußen.»
    «Heiliger Strohsack! Das geht aber nicht, daß er so lange draußen bleibt. Wo steckt er denn?»
    «Wenn ich das wüßte», sagte May, «dann wäre mir erheblich wohler.»
    «Aber es ist schon zehn. Er hat sich doch nicht etwa ein Mädchen angelacht?»
    «Dann müßte er fixer sein, als ich es ihm Zutrauen würde», sagte May. «Er ist doch heute nachmittag erst angekommen.»
    Opa schnaubte. Nicht um zehn ins Bett zu gehen, das war für ihn ebenso unvorstellbar, wie wenn die Sonne mittags nicht durch den Zenit ging. Aber er

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