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Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Titel: Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, falls es irgendwo eine tiefere Stelle gab, um das gegenüberliegende Ufer zu untersuchen. Nichts, nur ein paar Tierfährten waren hier zu sehen.
    Sie versuchte es noch einmal am anderen Ufer, ging wieder zum Wasserfall. Nein, es führte keine Spur von hier weg. Aber er konnte auch nicht den Felsen hinaufgeklettert sein, denn dabei hätte er deutliche Spuren hinterlassen. Aber wohin, zum Teufel, konnte er dann gegangen sein?
    Sie dachte nach, versuchte sich in ihn hineinzuversetzen, seinen Schmerz und seine Verzweiflung nachzuempfinden.
    Vielleicht versuchte er, sich irgendwo zu verstecken und abzuwarten. Ihr Blick glitt zurück zu seinen Spuren, die in den Wasserfall zu führen schienen. Nein, das ist zu einfach, dachte sie, hatte aber schon ihr Messer in der Hand. Festen Grund für ihre Füße ertastend, bewegte sie sich seitwärts, den Rücken zum Felsen, während sie sich Stückchen für Stückchen nach vorn arbeitete. Sie wappnete sich gegen den Kälteschock, hob einen Arm schützend vors Gesicht und tauchte dann durch den flüssigen Vorhang. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie sich um.
    »Heiliger Herr im Himmel!«, flüsterte sie, dann betrat sie die Höhle, die hinter dem Wasserfall lag. Die Felswände glitzerten vom Sprühnebel, Pfützen zeigten, wo der Boden uneben war. Nirgendwo waren Fußabdrücke. Das Sonnenlicht, das durch das Wasser fiel, verbreitete einen seltsamen blaugelben Schimmer. Wahrscheinlich enthält der Felsen Quarz, dachte sie flüchtig und wischte sich mit dem Ärmel einen Wassertropfen von der Nase. Victoria bückte sich, studierte sorgfältig den Boden, die Wände, tastete über kleine Felsvorsprünge, drehte dann ihre Finger ins Licht, um zu sehen, ob sich irgendwo Blut befand. Der Sprühnebel färbte ihre Fingerspitzen rosa.
    Sie lächelte.
    Victoria richtete sich auf, schob ihren feuchten Pferdeschwanz nach hinten. Sie fühlte sich merkwürdig leicht im Kopf, als sie einen Schritt vortrat, das Messer gezückt. Unvermittelt stand sie in hellem Sonnenlicht, als hätte jemand plötzlich einen Schalter angeknipst. Sie erstarrte. Stirnrunzelnd blickte sie zurück zu dem Wasserfall, dann schaute sie hinaus auf das offene Land, das sich vor ihr erstreckte. Das war einfach unmöglich! Vorsichtig kehrte sie zurück. Als sie wieder an der Stelle stand, an der sie durch den Wasserfall getreten war, sah sie ihre Stute, die friedlich graste, und all die Spuren, die Ivy League hinterlassen hatte. Erneut schlüpfte Victoria durch den Wasservorhang, bewegte sich vorsichtig vorwärts - es war alles genauso wie vor ein paar Minuten. Die Höhle war ein Durchgang durch den Berg, aber das war schlicht unmöglich - sie war nicht lang genug.
    Und hier vorn fiel der Boden abrupt ab.
    Kurz überprüfte sie das Gelände, dann schlitterte sie den Hang hinunter, löste dabei kleine Steinlawinen aus. Der Boden hier war ungewöhnlich staubig und trocken. Sie suchte nach Fußabdrücken oder Blutspuren, konnte aber nichts entdecken. Verdammt. Sie heß sich auf einen Felsbrocken sinken. Ihre Kleidung dampfte in der Hitze. Mist, dachte sie, während sie sich die Stiefel auszog und das Wasser auskippte. Ihre nasse Jeans schien Tonnen zu wiegen, und genauso schwer erschien ihr ihre Enttäuschung. Sie drückte ihr feuchtes Haar aus und versuchte, ihrer Verwirrung nicht nachzugeben, sondern logisch zu denken. Er war durch den Wasserfall gegangen und verschwunden. Aber wie? Und wann? Und wenn er nur ein paar Stunden Vorsprung hatte, warum gab es dann hier keine Spuren? Der Wind konnte sie nicht innerhalb so kurzer Zeit verweht haben - mal ganz abgesehen davon, dass es nicht mal eine nennenswerte Brise gab.
    Wieder schaute sie sich um, und ihr Blick schweifte zum Waldrand. Die Bäume standen weniger dicht, als sie anfangs geglaubt hatte. Das raue Land wirkte völlig unberührt, erstreckte sich nach Süden meilenweit den Berg hinab. Sie blinzelte, denn die Sonne blendete sie. Hier hat es schon eine ganze Weile nicht mehr geregnet, dachte sie, und schirmte die Augen mit der Hand ab. Sie schaute zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. Der graue Berg wirkte, als hätte eine gigantische Faust einen riesigen Felshaufen zertrümmert und überall Gesteinsbrocken und kleinere Felsen hinterlassen. Irgendwie kam ihr die Gegend merkwürdig vertraut vor. Plötzlich blieb ihr Blick an ein paar dunklen Flecken auf den Steinen um sie herum hängen. Sie glitt von dem Felsen,

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