Wer bist du, schöne Juno
vordringlich finde, dich schnellstens verheiratet zu wissen. Daher habe ich für dich die Ehe mit Miss Faith Wendover arrangiert.“
Erstaunt hob Martin eine Braue.
Im stillen bedauerte Catherine die Entwicklung der Dinge. George, der älteste der Brüder, hatte wunschgemäß geheiratet, die unansehnliche, langweilige Melissa ihm bedauerlicherweise jedoch keinen Stammhalter geschenkt, bevor er im letzten Jahr starb. Edward, der Zweitgeborene, war im Krieg gegen Napoleon gefallen. Bis dahin hatte Catherine nie damit gerechnet, daß Martin je den Titel erben könne. Im Gegenteil, sie hatte immer erwartet, er würde bei einem seiner unsinnigen, verwegenen Abenteuer ums Leben kommen, so daß Damian, ihr Lieblingssohn, der nächste Earl of Merton wurde.
Leider war dieser Fall nicht eingetreten, und nun mußte sie dafür sorgen, daß Martin sich ihren Vorstellungen fügte. Sie war darauf gefaßt, daß er sich ihnen widersetzen würde, doch nicht willens, Einwände gelten zu lassen.
„In Anbetracht des Umstandes, daß nunmehr du den Titel trägst“, fuhr sie scharf fort, „sollte mein Drängen, die Erbfolge zu sichern, für dich keine Überraschung sein. Miss Wendover stammt aus hochangesehener Familie, ist eine recht hübsche Frau und wird dir eine untadelige Gemahlin sein. Ihre Mitgift ist beträchtlich und besteht aus umfangreichen Ländereien. Der Hochzeitsvertrag sollte umgehend unterzeichnet werden, damit die Vermählung in drei Monaten stattfinden kann.“
Martin sah den forschenden Blick der Mutter auf sich gerichtet und war sicher, daß sie mit Widerstand von seiner Seite rechnete. Zunächst wollte er jedoch über alles im Bilde sein, was sie ihm zu eröffnen hatte, ehe er seine Meinung zu ihren Plänen kundtat.
Erneut wurde sie sich bewußt, daß er sich verändert hatte und wie ein Fremder auf sie wirkte.
„Willst du dich nicht zu meinen Absichten äußern?“ fragte sie unbehaglich.
„Gewiß“, antwortete er leichthin. „Aber ich nehme an, daß du noch mehr auf dem Herzen hast.“
.Allerdings!“ stimmte sie ihm eisig zu. „Vorhin erwähntest du, daß du dich mit der wirtschaftlichen Lage unserer Landgüter befaßt hast. Vielleicht hast du vergessen, daß ich bei der Heirat mit deinem Vater nicht unvermögend war. Da es mein Geld ist, das investiert wird, verlange ich, daß alles beim alten und die Verwaltung in den Händen der Angestellten bleibt, die George eingestellt hat. Sie sind zweifellos besser dazu befähigt, als du je sein könntest, da du nicht über die Erfahrungen verfügst, um Besitztümer dieser Größenordnung zu leiten. Und schließlich bestehe ich darauf, daß du, sobald du mit Miss Wendover vermählt bist, das ganze Jahr hindurch hier residierst.“
Reglos schaute Martin die Mutter an.
Sie war überzeugt, daß sie ihn in die Knie zwingen würde, und fuhr, im stillen triumphierend, kühl fort: „Solltest du meine Bedingungen nicht akzeptieren, ziehe ich mein Einlagekapital aus allen geschäftlichen Unternehmungen zurück und überschreibe mein Vermögen deinem Bruder Damian.“
Sie hielt inne, um diese Drohung auf Martin wirken zu lassen, denn sie wußte genau, daß er den von ihr bevorzugten jüngeren Bruder nicht mochte und stets eifersüchtig auf ihn gewesen war.
Siegessicher lächelnd fügte sie hinzu: „Was das bedeutet, kannst du dir ausrechnen. Du stündest vor dem wirtschaftlichen Ruin!“
Sie lehnte sich im Sessel zurück, und Martin sah ihren gespannten Blick auf sich gerichtet.
„Wenn das alles war, was du mir sagen hattest“, erwiderte er schmunzelnd, „dann möchte ich jetzt dazu Stellung nehmen.“
Huldvoll neigte Lady Catherine den Kopf.
Ihre Forderungen waren unverschämt, doch Martin hatte nichts anderes von ihr erwartet. Er straffte sich, schlenderte zum Fenster und sah auf den einzigen Teil des Gartens hinunter, der noch in einigermaßen gepflegtem Zustand war.
„Was die von dir für mich ins Auge gefaßte Ehe anbelangt“, sagte er beherrscht, „solltest du dich keinen falschen Hoffnungen hingeben. Ich heirate, wann und wen ich will, vorausgesetzt, mir steht überhaupt der Sinn danach, mich zu vermählen.“
Das betroffene Schweigen sprach Bände.
Martin drehte sich um und fuhr ruhig fort: „In bezug auf Damian möchte ich dich darauf hinweisen, daß er es dir in Anbetracht seiner finanziellen Nöte gewiß nicht danken wird, wenn du mich nötigst, in aller Hast und Eile vor den Traualtar zu treten. Immerhin ist er so lange mein Erbe, wie
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