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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wütend, so wütend, dass ich in diesem Moment an nichts anderes denken konnte, nicht einmal an Andy. Dieser Arnott hatte mich damals als eine Perverse hingestellt, die sich an Kindern vergreift, obwohl ich gar nichts getan hatte und immer nur versucht hatte, eine gute Lehrerin zu sein. Und jetzt war er gerade im Begriff, ein Mädchen zu verführen, das noch ein halbes Kind war.«
    »Was haben Sie getan?«, fragte Gemma leise, als Nadine schwieg.
    »Ich musste ihn daran hindern. Das Mädchen lachte, sie fühlte sich geschmeichelt. Als sie auf die Toilette ging, folgte ich ihr. Ich sagte ihr, dass ich ihn kenne und dass ich gerade gesehen hätte, wie seine Frau wutschnaubend ins Lokal gestürmt kam. Das Mädchen lief davon wie ein aufgeschrecktes Kaninchen, und ich bin sicher, dass Arnott keinen blassen Schimmer hatte, was aus seiner vermeintlichen Eroberung geworden war.«
    »Und da haben Sie ihn … getröstet …?«
    Nadine nickte. »Ich hatte mir da schon ein bisschen Mut angetrunken. Eigentlich hatte ich nur vor, mich von ihm abschleppen zu lassen und ihn dann auszulachen, um ihn zu demütigen. Aber dann hat er … Er hat mich wie eine gewöhnliche Nutte behandelt. Als müsste ich auch noch dankbar sein für seine Aufmerksamkeit. Und er – Mir war klar, dass er mich nicht wiedererkannt hatte.« Sie zerknüllte das Laken zwischen den Händen. »Nach allem, was er getan hatte, um mein Leben zu ruinieren, war ich ein Niemand für ihn. Ein Niemand! Das war das Allerschlimmste.«
    »Und als er dann vorschlug, ins Hotel zu gehen …«
    »Ich musste herausfinden, was er vorhatte. Ich wollte beweisen, dass er der Perverse war.« Nadine beugte sich vor, die Finger immer noch um das Laken gekrampft, und ihre Stimme war rau von der Anstrengung des Sprechens. »Er ließ mich an der Hintertür warten, während er eincheckte. Es war eine widerliche Absteige, aber es war klar, dass er schon oft dort gewesen war. Als wir im Zimmer waren, zog er sich aus und forderte mich auf, ihn zu fesseln. Ich tat, was er verlangte. Er – Es schien ihn zu erregen. Es war … abscheulich.« Ihr Gesicht wurde noch blasser, und sie zögerte, ehe sie fortfuhr. »Ich habe das Spiel mitgespielt. Ich benutzte meinen Schal, um ihn zu knebeln. Dann sagte ich ihm, er solle sich umdrehen, damit er mich ansehen konnte, und behauptete, das gehöre zu unserem kleinen Spiel.« Nadine schluckte wieder, hustete und tat einen tiefen, rasselnden Atemzug. »Und dann – dann stand ich da und sah auf ihn hinunter, und ich sagte ihm, dass ich ihm viel Spaß dabei wünschte, wenn er dem Hotelpersonal am nächsten Morgen alles erklären musste. Sein Gesichtsausdruck in diesem Moment … Es war ein solcher Triumph für mich. Er hatte immer noch keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte, aber vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben war er nicht Herr der Situation. Und ich – ich bin einfach gegangen. Es schien mir wie die vollendete Rache.« Sie hob eine Schulter – eine Geste, die irgendwie typisch französisch wirkte.
    »Was ist dann passiert?«, fragte Gemma und beugte sich vor.
    »Kaum hatte ich dieses verdammte Hotel verlassen, da schämte ich mich auch schon für das, was ich getan hatte. Für das, was ich dabei empfunden hatte. Fast wäre ich zurückgegangen, aber ich konnte mich nicht dazu überwinden. Ich wusste nicht, ob die Band im White Stag noch spielte, aber nach dem, was gerade passiert war, konnte ich Andy unmöglich gegenübertreten. Nicht an diesem Abend. An der Church Road hielt ich ein Taxi an und fuhr nach Hause.«
    Gemma warf Melody, die immer noch am Vorhang stand, einen raschen Blick zu. Ihre Miene war wie versteinert. Dann sagte Gemma leise zu Nadine: »Aber Sie wollten Andy trotzdem noch sehen, nicht wahr?«
    »Nicht am nächsten Tag, nein. Ich war so angewidert von dem, was geschehen war. Von dem, was ich getan hatte. Aber ich hatte Andys Namen auf dem Programm des Clubs in der Denmark Street gesehen. Er hatte am Sonntagabend einen Auftritt, und ich dachte, bis dahin – Ich war immer noch der Überzeugung, dass ich ihm irgendeine Erklärung oder Rechtfertigung schuldete.
    Aber als ich ihn an dem Abend spielen sah, als ich sah, wie er mit Leib und Seele dabei war, da wusste ich, dass es ihm gut ging und dass ich mir keine Sorgen um ihn machen musste.« Die Erinnerung ließ Nadines Züge milder werden. »Und dann …« Sie hielt inne und sah Melody an, mit einem langen, taxierenden Blick. Dann nickte sie wieder und sprach Melody direkt

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