Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
an. »Als ich nach dem ersten Set sah, wie er Sie anschaute, da wusste ich, dass er meine Einmischung oder meine Entschuldigung nicht nötig hatte. Er hatte die Vergangenheit hinter sich gelassen, und ich wusste, dass ich das auch tun musste.
    Erst als ich vom Club nach Hause ging, sah ich im Fernsehen die Meldung über Arnott. Dass er tot war. Ich dachte …« Nadine richtete ihren flehenden Blick wieder auf Gemma. »Ich dachte, ich hätte ihn getötet. Dass er vielleicht an dem Knebel erstickt war, obwohl der nur ganz locker saß. Ich hätte ihn nie so zurücklassen dürfen. Es war dumm und kindisch. Aber ich wusste nicht, wie ich erklären sollte, was ich getan hatte … O Gott.« Nadine sackte auf ihr Kissen zurück.
    »Die Polizei hatte Ihnen damals auch geglaubt, als Joe Peterson diese Anschuldigungen gegen Sie erhob«, sagte Gemma.
    »Ja, aber was hat es mir genützt?« Zum ersten Mal war da ein Anflug von Verbitterung in Nadines Lächeln. »Die ganze Woche war ich außer mir vor Sorge und überlegte verzweifelt, was ich tun sollte. Und gestern dann, als ich die Polizei vor meiner Wohnung sah … Da bin ich … einfach in Panik geraten. Erst als ich Zeit gehabt hatte, wieder zur Besinnung zu kommen, wusste ich, dass ich gestehen musste, was ich getan hatte. Aber ich wusste auch, dass ich trotz allem noch einen letzten Versuch unternehmen musste, mit Andy zu reden. Ich war mir sicher, dass er sehr schlecht von mir denken würde, aber ich konnte es nicht ertragen, dass er vielleicht glaubte, ich hätte absichtlich einem Menschen etwas zuleide getan, und sei es auch dieser schreckliche Mann.«
    »Und was ist mit Shaun Francis?«
    »Shaun Francis …« Nadine runzelte die Stirn. »Ach, das war der andere Junge, nicht wahr? Der Joe Petersons Geschichte bestätigt hat?«
    »Aber seitdem hatten Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Nein.« Nadine schien verwirrt. »Warum sollte ich …«
    »Er wurde ebenfalls ermordet. Nach Arnott.«
    Nadine sah von Gemma zu Melody. »Aber was – ich verstehe das alles nicht. Warum sollte jemand Shaun Francis ermorden? Und warum hat Joe in dem Haus auf Andy gewartet? Warum hat er Andy und mich angegriffen?«
    Gemma antwortete: »Nadine, Vincent Arnott ist nicht erstickt. Er wurde erdrosselt. Shaun Francis wurde zwei Tage später auf die gleiche Weise erdrosselt, aber diesmal war die Tatwaffe der Schal, den Sie benutzt hatten, um Arnott zu knebeln.«
    »Was?« Nadines Augen weiteten sich. »Du lieber Gott. Mein Schal. Deswegen sind Sie also zu mir nach Hause gekommen. Sie dachten, ich hätte sie beide ermordet?« Sie hielt einen Moment inne, um über alles nachzudenken, und runzelte dann die Stirn. »Aber vorhin im Haus, da sagte Joe etwas von ›den anderen‹. Dann hat Joe sie also umgebracht?«
    »Peterson war am Freitagabend im White Stag, vielleicht aus demselben Grund wie Sie. Vielleicht hatte er Andys Namen auf dem Anschlag am Pub entdeckt und wollte sehen, was Andy in der Zwischenzeit aus sich gemacht hatte. Er hat Andy in der Pause angesprochen. Andy reagierte sehr wütend. So wütend, dass er ihn schlug. Das war das Handgemenge, das dann Arnotts Wutanfall auslöste.
    Und dann …«, fuhr Gemma zögernd fort, während sie noch für sich die Fakten zu sortieren versuchte. »Wir müssen davon ausgehen, dass Joe Sie und Arnott erkannt hat. Wir haben Videoaufnahmen, die zeigen, wie er Ihnen beiden folgt, als Sie das Pub verlassen. Ich frage mich …« Sie hielt inne, während sie sich das Hotel vor Augen rief. »Das Zimmer im Belvedere hatte ebenerdige Fenster. Können Sie sich erinnern, ob die Vorhänge ganz zugezogen waren?«
    Nadine schüttelte den Kopf. »Ich – Ich glaube nicht. Sie waren nicht richtig aufgehängt.«
    »Wenn Joe Ihnen zum Hotel gefolgt ist«, fuhr Gemma fort, »und beobachtet hat, wie Arnott Sie zum Notausgang hereinließ, könnte er durch die Ritzen zwischen den Vorhängen ins Zimmer gesehen haben. Und wir haben festgestellt, dass der Riegel des Notausgangs defekt war. Und als Sie dann gingen …«
    »O Gott«, flüsterte Nadine. »Er ist einfach hineingegangen. Ich habe ihm die perfekte Gelegenheit geliefert. Wenn ich nicht – Und er hat meinen Schal aus Arnotts Mund genommen, nachdem er tot war?«
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Melody plötzlich scharf und trat vor. »Es war Andy, auf den Joe an diesem Abend wütend war. Er war immer eifersüchtig gewesen, und Andy hatte ihn in aller Öffentlichkeit blamiert. Wenn Joe Ihnen nicht gefolgt wäre, dann

Weitere Kostenlose Bücher