Wer braucht schon Liebe
ihn sehen werde, und ich will ihn so lange sehen, wie ich kann.
Er entdeckt mich. Und bleibt stehen. Sieht mich unverwandt an. Ich will vorspulen. Zurückspulen. Alles, nur nicht in diesem Moment stecken bleiben. Seine Freunde sind weitergegangen und stellen jetzt fest, dass er nicht mehr bei ihnen ist. Sie bleiben stehen, schauen zurück. Das Mädchen folgt seinem Blick zu mir, dann schaut sie wieder zu ihm hin. Und da weiß ich, dass sie ihn mag.
» Komm, Zac«, sagt sie zu dem anderen Freund.
Zac trottet hinter ihr her. » Bis morgen, Kumpel.«
David sieht zu ihnen hinüber. » Alles klar.«
Wir sehen uns an. Ich stehe auf. Dann gehen wir aufeinander zu. Und mein Herz fühlt sich an, als würde es sich mit zu viel Blut füllen, als würde es gleich platzen.
» Warum bist du hier?«, fragt er kalt.
Ich wusste, dass das passieren würde. Ich wusste es. Aber dann rufe ich mir in Erinnerung, warum ich hier bin. Warum ich das tue. » Ich möchte mich entschuldigen.«
» Okay.« So wie: Das hast du ja jetzt getan.
» Ich habe dir einen Brief geschrieben.«
» Hab ich bekommen.«
Oh Gott. Wie kalt. » Es tut mir leid, David.«
Er dreht sich um und sieht seinen Freunden nach.
Und dann sage ich es geradeheraus. » Ich liebe dich.«
Er sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. » Ich weiß nicht recht, was ich damit anfangen soll.«
» Du klingst so kalt.«
» Was erwartest du? Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe, und es hat dir nichts bedeutet.«
» Es hat mir alles bedeutet.«
» Ach wirklich? Wenn ich mich recht erinnere, hast du mir gesagt, dass du mich nicht liebst.«
» Ich habe gelogen.«
Er sieht mich nur an. » Warum bist du hier?«, fragt er teilnahmslos.
» Um mich zu entschuldigen.«
» Das hast du schon getan.«
» Ich wollte mich vergewissern, dass du glücklich bist.«
» Glücklich!« Er lacht.
» Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe mich entschuldigt. Ich habe gesagt, dass ich dich liebe.«
» Alex.« Und nur er kann meinen Namen auf diese Art sagen. » Es ist aus. Du hast Schluss gemacht. Und das war ziemlich hart, aber hierherzukommen und dich zu entschuldigen, das bedeutet gar nichts … außer du hast deine Meinung geändert, außer du willst, was ich will.« Er sieht mir direkt in die Augen. » Ist das alles, was du willst, Alex, dich vergewissern, dass ich glücklich bin?«
Regungslos stehe ich da, erfasse die Bedeutung seiner Worte. Er will immer noch, dass ich warte, nach allem, was ich gesagt habe, nach allem, was ich getan habe. Er scheint mich immer noch zu lieben. Er scheint immer noch Vertrauen in uns zu haben. Ich sehe ihm in die Augen und weiß, wenn ich die letzte Frage mit Ja beantworte, dann war’s das: David McFadden wird für immer aus meinem Leben verschwinden. Ich sehe ihm in die Augen, und ich weiß, wenn es je einen Zeitpunkt gegeben hat, wo ich ehrlich zu mir sein sollte, dann ist er jetzt gekommen. Ich will mich nicht nur entschuldigen. Ich will mich nicht nur vergewissern, dass er glücklich ist. Ich will etwas anderes. Und ich will es so sehr, dass es wehtut. Ich habe nur Angst. Ich schließe die Augen. Und denke an Mum, die Dad vertraut hat, bis ganz zum Schluss. Ich denke an Gran, die nach allem, was passiert ist, immer noch daran glaubt, dass gute Dinge geschehen. Ich denke an David, der immer noch bereit ist, zu mir zurückzukehren, nach allem, was ich getan habe. Dann stelle ich mir vor, wie ich die Augen schließe und springe.
» Nein. Das ist nicht alles, was ich will.«
Er sieht mich unverwandt an.
Dann sage ich es. » Ich will eine zweite Chance.«
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