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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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spürte, daß er hinter ihr stand, so dicht hinter ihr, daß ihre Körper einander berührten.
    Elf Jahre lang hatte sie sich gewünscht, diese Worte zu hören. Seine Hand legte sich auf ihre Schulter, und er drehte sie zu sich um. »Sag mir, daß du dasselbe gefühlt hast. Sag mir, daß du in all diesen Jahren niemals jene Wochen vergessen hast, die wir gemeinsam verbracht haben, daß …« Sein Mund preßte sich auf ihren, während seine Arme sie umschlangen und sie näher zogen.
    Sein Mund war so, wie sie ihn in Erinnerung hatte, und seine Umarmung bewirkte, daß Erinnerungen wieder über sie hereinbrachen. Mit federleichten Küssen bedeckte er ihre Lider, ihre Wangen, ihre Kehle.
    Sie stieß ihn von sich. »Darauf bin ich nicht vorbereitet«, sagte sie schwer atmend.
    »Nicht vorbereitet? Es sind jetzt elf Jahre! Und du bist nicht bereit? Sollen wir unser Leben etwa damit zubringen, abzuwarten, bis wir bereit sind? Cassie, meine Kinder sind bereit für dich. Steven ist bereit für dich. Ich bin bereit für dich.«
    Was sollte das heißen? »Ich brauche Zeit. Ich kann mich nicht derartig schnell umstellen, von einer Freundin der Familie …«
    »Darauf, Ehefrau und Mutter zu sein? Genau darum bitte ich dich nämlich. Um Gottes willen, hast du etwa geglaubt …«
    »Nein«, sagte sie und stieß seine Hände fort. »Ich habe überhaupt nichts geglaubt. Ich bin nur einfach nicht darauf vorbereitet!« Sie stand unter Schock.
    Blake griff nach ihrer Hand und hielt sie eng umfaßt. »Okay«, sagte er und lächelte sie an. »Dann fang damit an, dich darauf vorzubereiten. Ich nehme an, es ist zuwenig Zeit vergangen, seit Fiona … aber wir brauchen dich, Cassie. Die Kinder brauchen dich. Steven braucht dich. Ich brauche dich. Wir vegetieren vom Sonntagabend bis zum späten Freitagnachmittag vor uns hin, bis du wieder in unser aller Leben trittst. Du hilfst uns dabei, uns wieder als ganze Menschen zu fühlen.«
    Das hatte sie geahnt. Weshalb sonst hätte sie ihre Zeit geopfert, um jedes Wochenende rauszufliegen? Sie wurde gebraucht, das wußte sie.
    Mehr als ein Jahrzehnt hatte sie Blake Thompson aus der Ferne angehimmelt. Warum war sie nun nicht glücklicher? Warum durchlief sie kein Schauer? Warum …
    »Laß mir etwas Zeit«, sagte sie und wandte sich ab.
    Blake legte eine Hand auf ihren Arm und zog sie an sich. Er beugte sich herunter und küßte sie wieder, und diesmal war es ein ausgedehnter und behutsamer Kuß. »Himmel«, flüsterte er, »ich habe seit mehr als zwei Monaten keine Frau mehr gehabt!«
    Sie riß sich von ihm los.
    »Wir sehen uns dann morgen früh«, sagte sie und lief mit forschen Schritten über die Veranda und durch das riesige Wohnzimmer, ehe sie in den Korridor einbog, der in den Westflügel führte, zu ihrem Schlafzimmer.
    Sie wußte nicht, warum ihr so zumute war. Sie wußte nicht, was sie überhaupt empfand.
    War sie in der Hoffnung, es würde dazu kommen, jedes Wochenende seit Fionas Tod hiergewesen? Warum hatte Blakes Vorgehen sie schockiert und nicht erfreut?
    Sie wälzte sich im Bett herum. Er hatte sie gerade aufgefordert, die zweite Mrs. Thompson zu werden, oder etwa nicht? Seinen Kindern eine Mutter zu sein. Die Herrin von Tookaringa zu werden.
    Kein Wort von Liebe. Aber andererseits war dafür zuwenig Zeit seit Fionas Tod vergangen. Er wollte sie. Er hatte gesagt, daß er sie immer begehrt hatte. Sie war sicher, daß das hieß, er begehrte ihren Körper.
Ich habe seit mehr als zwei Monaten keine Frau mehr gehabt!
Der arme Kerl. Sie hatte seit Jahren keinen Mann mehr gehabt.
    Das hätte ein vollkommen anderes Leben bedeutet. Vielleicht war sie jetzt soweit. Sie hatte mehr als ein Jahrzehnt zu den Fliegenden Ärzten gehört. Vielleicht würde eine Veränderung ihr guttun. Eine Zeitlang hatte sie mit dem Gedanken gespielt, nach Sydney zu ziehen. Aber der Grund dafür war nicht gewesen, daß sie ihren Job nicht mochte, daß sie die Patienten nicht liebte, die zu einem Teil ihres Lebens geworden waren, sich in das Gefüge ihres Lebens eingegliedert hatten. In den letzten elf Jahren hatte sie jedem einzelnen Baby auf die Welt geholfen, das in ihrem Bezirk geboren worden war. Sie kannte so viele Patienten. In einem Gebiet, das größer als die meisten europäischen Länder war, war sie in jedem Haus willkommen – in den meisten dieser Haushalte fühlte sie sich sogar geliebt. Es würde nicht leicht sein, das aufzugeben. Und doch wußte sie, daß Blake darauf bestehen würde. Er wollte

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