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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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zusammen. Sie erhob sich, reckte ihr Kinn, und mit all der aufgestauten Angst, der Wut und dem verletzten Stolz, den er innerhalb von knapp zehn Minuten erzeugt hatte, blickte sie ihm direkt in die Augen. »Ich bin unbedingt für die harte Tour.«
    Er ließ sich ihre Antwort mit gerunzelter Stirn durch den Kopf gehen. Traf eine Entscheidung. »In Ordnung. Sie brauchen etwas Zeit. Verstehe. Also schlafen Sie eine Nacht darüber, Prinzessin. Morgen früh sieht alles schon ganz anders aus.«
    Soweit es ihn betraf, war damit die Diskussion beendet. Er drehte sich um und wollte gehen.
    »Garrett.«
    Er blieb stehen und drehte sich langsam mit einem widerwilligen, nachsichtigen Gesichtsausdruck zu ihr um. »Ja?«
    »Sie sind ein Mistkerl.«
    Der Bastard hatte die Frechheit zu lächeln. »Ja, nun ja, wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Das ist nun mal meins. So wie ich für die nächste Zeit Ihr Päckchen werde. Natürlich könnten Sie immer noch nach Hause laufen zu Daddy«, fügte er hinzu und sah sie hoffnungsvoll an.
    Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Sie ballte die Faust und landete mit dem vollen Gewicht ihrer no Pfund einen Volltreffer. Ihre Knöchel trafen sein Kinn mit einem befriedigenden Krachen.
    Noch befriedigender war der Anblick seines Kopfes, der zur Seite flog, als der Schlag ihn einen vollen Schritt zurückweichen ließ. Er schüttelte den Kopf und blinzelte, bevor er sein Gleichgewicht wiederfand.
    Jillian zitterte vor Wut. Sie war jenseits aller Angstgefühle. Spürte kaum den Schmerz, der bis zur Schulter ausstrahlte, und das Brennen in ihren Fingerknöcheln, als sie sich für den Gegenschlag wappnete, der aber nicht kam.
    Sie wünschte sich fast, dass er käme. Sie hatte noch nie in ihrem Leben jemanden geschlagen, aber jetzt verschaffte ihr allein die Vorstellung allerhöchsten Genuss, einen Grund für einen weiteren Schlag zu haben. Genau genommen wollte sie in diesem Moment nichts weiter als sein Blut sehen.
    Feuer erhitzte das Eis in seinen Augen, als er sie anfunkelte, sich sichtlich zusammenriss und dann nickte. »Okay.« Er hob die Hand und rieb sich das Kinn. »Das war zu erwarten.«
    Nach dieser halbherzigen Hinnahme wartete sie schweigend und angespannt auf die Einschränkung. Sie kam dann auch und war ebenso beängstigend wie sein Blick.
    »Schlagen Sie mich allerdings noch einmal, könnte es sein, dass Sie eine Erfahrung machen, die Ihnen ganz und gar nicht gefällt.«
    »Sie gefallen mir nicht.«
    Schon wieder grinste er auf diese unerträglich amüsierte Art, und sie sah rot.
    »Verstehe. Lassen Sie mich unterdessen eins klarstellen. Daddy hat mich nicht engagiert, weil ich ein netter Kerl bin. Er hat mich engagiert, weil er jemanden wollte, der seinen Job beherrscht. Ich glaube, ich habe bereits bewiesen, dass Daddy bekommt, was er wollte. Und glauben Sie mir – es ist mir scheißegal, ob es zu Ihren Lasten geht.«
    Sie zuckte zusammen, als er seine Hand ausstreckte, aber er gab ihr nur einen kleinen Stups unters Kinn – als wäre sie wie ein Idiot schwer von Begriff –, bevor er sich umdrehte und ging.
    Vor ihrer Schlafzimmertür blieb er stehen und hob sein Handy auf. Bevor er ging, warf er ihr über die Schulter noch einen Blick zu. »Schlafen Sie jetzt. Wir haben morgen viel zu tun.«
    Jillian war viel zu verblüfft – dass sie ihn geschlagen hatte, dass er nicht zurückgeschlagen hatte, dass er die Unverfrorenheit hatte, ihr Befehle zu erteilen, und dann zu lächeln, als amüsierte ihn das ganz besonders –, um etwas anderes zu tun, als ihm hinterherzustarren.
    Dann kam sie schließlich wieder zu sich, ging zur Tür und warf sie zu. Sie lehnte sich dagegen und hätte heulen können vor Empörung.
    Alles holte sie in dem Moment ein. Die Angst, die Erniedrigung, die Niederlage. Lange, quälend lange hatte sie geglaubt, dass sie sterben müsste – und sie hatte sich zusammengerissen, solange sie konnte. Jetzt gaben ihre Knie schließlich nach, und sie glitt zu Boden.
    Sie hatte geglaubt, dass sie sterben müsste.
    Sie lehnte den Kopf an die Tür und schloss die Augen.
    Sie war nicht tot.
    Sie lebte.
    Sie lebte, und derjenige, der dafür sorgen sollte, dass das so blieb, war ausgerechnet der einzige Mann, der jemals eine derart ursprüngliche Wut in ihr hatte wecken können, dass sie sich körperlich an ihm hatte abreagieren müssen.
    Der Adrenalinschub, der bisher ihre Schmerzen nicht in ihr Bewusstsein hatte dringen lassen, verflüchtigte sich

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