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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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langsam. Sie begann zu zittern. Unkontrolliert. Plötzlich pochte ihre Hand. Sie umfasste sie mit der anderen und presste sie gegen die Brust – und gab, endlich besiegt, den Kampf auf. Weil sie sich dafür hasste – wirklich hasste –, dass sie nachgegeben hatte, ließ sie jetzt ihren Tränen freien Lauf.
    Als sie sich ausgeweint hatte, erhob sie sich auf wackligen Beinen. Sie ließ das Waschbecken mit kaltem Wasser voll laufen, presste mit der linken Hand ein nasses Handtuch auf ihre Augen und kühlte die rechte Hand in dem Becken. Erst nachdem sie ein Nachthemd übergezogen hatte und unter die Bettdecke geschlüpft war, vergegenwärtigte sie sich noch einmal genüsslich das Bild, wie Nolan Garretts Kopf unter ihrem Schlag zurückgefahren war und er für einen Moment so ausgesehen hatte, als wüsste er nicht, wie ihm geschah.
    Und erst nachdem sie den Rest ihres Weins in einem Schluck hinuntergespült hatte, gestattete sie sich widerwillig zuzugeben, dass sie sich mit ihm unter ihrem Dach vielleicht sicherer fühlte.
    Aber er war immer noch ein Mistkerl.
    Und es gefiel ihr immer noch nicht – oder er.
    Sie schaltete das Licht aus und rollte sich ein, um etwas Schlaf zu bekommen.
    Sehr witzig.
    Als ob das klappen würde mit ihm da hinten in dem Zimmer.

4
    »Das lief ja ganz gut«, brummte Nolan, als er sich auf Jillian Kincaids verspielter weißer Überdecke in ihrem aufgerüschten, ganz in Weiß gehaltenen Gästezimmer zurücklehnte. Alles war weiß bis auf die Klecksereien, die an den Wänden hingen und Kunst sein sollten. Abstrakt. Dynamisch. Wertvoll. Wie die Lady.
    Er bewegte das Kinn und berührte es vorsichtig, bevor er die Hände hinter dem Kopf verschränkte auf einem Kissen, das nach Klasse und Reichtum und Luxus duftete, die er in seinem Leben nie kennen gelernt hatte. Dass sie nervös und sehr schön war, hatte ihn nicht überrascht. Aber wer hätte gedacht, dass sie den Mumm haben würde, ihm eine zu verpassen?
    Er runzelte die Stirn und betrachtete den langsam rotierenden Ventilator unter der viereinhalb Meter hohen Decke. Wer hätte gedacht, dass mehr hinter der Fassade der Plastikprinzessin steckte, die das Fernsehen vermittelte?
    Und wer um alles in der Welt hätte gedacht, dass ausgerechnet er sich dafür bezahlen lassen würde, sie zu schützen – oder überhaupt irgendjemanden zu beschützen? Eins war todsicher: Sein Plan war das bestimmt nicht.
    Nach acht Jahren als Aktiver hatte er seine Männer verlassen, sein Stolz hatte ihn verlassen, und er war aus dem Ranger-Bataillon ausgeschieden. Das war jetzt drei Monate her. Er vermisste es, vermisste seine Männer unendlich. Aber seit nunmehr neunzig Tagen redete er sich ein, absolut glücklich und zufrieden zu sein. Auf einem Boot zu leben und sich treiben zu lassen, die Tage mit Musik und Schnaps zu füllen, einfach umzukippen, wenn die Flaschen leer waren, und dann in einen traumlosen Schlaf zu fallen.
    Er war auf einem unglaublichen Trip gewesen.
    Bis gestern.
    Als er kurz vor dem Tiefpunkt war, hatte sich das Blatt gewendet und alles noch schlimmer gemacht. Jetzt steckte er erst richtig in der Scheiße.
    Was er am wenigstens gebrauchen konnte und suchte, war ein Job, aber er hatte einen gefunden. Oder dieser eher ihn – dank der drei Menschen, die eigentlich hätten wissen müssen, dass sie den Mann nicht wieder zum Leben hätten erwecken sollen, der zu sein er nicht länger den Mut hatte.
    In einem Raum, der nach einer seltsamen Mischung aus Blumen und Reichtum und dem Öl roch, mit dem er seine Waffe gereinigt hatte, dachte er an seine älteren Brüder Ethan und Dallas und an seine Zwillingsschwester Eve. Warum nur glaubten sie noch immer an ihn? Und auch seine Mutter und sein Vater. Und offensichtlich auch Darin Kincaid.
    Laut Ethan, der die meisten Aufträge bei E.D.E.N. Security, Inc., der Sicherheitsfirma, die er vor einigen Jahren von ihrem Vater übernommen hatte, entgegennahm, hatte Kincaid nach der Lektüre dieser verdammten Reportage herausgefunden, dass er vor kurzem seinen Dienst bei den Rangers quittiert hatte, und ausdrücklich ihn verlangt. Jedenfalls hatte Ethan das berichtet, als er gestern auf die EDEN gestürmt kam, die auf dem Intracoastal Waterway etwas nördlich von West Palm vertäut lag.
    Er hatte geglaubt, dort vor aller Welt seine Ruhe zu haben.
    So viel zu dem, was er geglaubt hatte.
    Er rieb sich das Kinn. Du lieber Himmel, war das wirklich erst gestern gewesen?
    Er war gerade erst mühsam wach geworden und

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