Intelligenz unerwünscht
PROLOG
Er runzelte die Stirn. Sein eisgrauer Schnurrbart schien diese Bewegung mitmachen zu wollen; doch es blieb bei einem leichten Zittern der stacheligen Haare. Diese Gefühlsäußerung hätte nur ein Mensch identifizieren können, der »ihn« genau kannte – ihn, Vier-Sterne-General Arnold G. Reling, Chef der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr und Erster Sekretär der Internationalen Abwehrkoalition.
Der auf dem Bildschirm des Visiphongerätes erkennbare Wissenschaftler räusperte sich. Er wurde nervös.
»Nordatlantik, Sir«, beantwortete er die letzte Frage des GWA-Chefs. »Erstaunlich ist die Tatsache, daß der Mann von einem Fisch getötet wurde – von einem Schwertfisch, Sir!«
»Sie phantasieren!« reagierte Reling unwillig.
Sein Gesprächspartner breitete mit einer Geste der Hilflosigkeit die Arme aus.
»Dann kommen Sie bitte ’runter. Schauen Sie sich die Leiche an, Sir. Sie haben doch scharfe Augen.«
»Soll das eine Anspielung auf meine als unerhört dummes Gerücht umlaufende Vergöttlichung sein, Doktor?«
Der Wissenschaftler lachte.
»Ach, davon haben Sie auch schon gehört? Nein, ich betrachte Sie wirklich nicht als Gottheit. Bestenfalls als einen brummigen, in einem Meer von psychisch bedingten Ängsten und Nöten schwimmenden Abwehrchef, der auf Grund der letzten Vorkommnisse nicht mehr weiß, ob er eine Tatsache für unwahr, oder eine Lüge für real halten soll.«
»Wieso Schwertfisch?« wollte Reling im gleichen knurrigen Tonfall wissen. »Seit wann werden Tiefseetaucher oder sonstige Froschmänner von Schwertfischen aufgespießt?«
»Es wäre für uns wertvoll, Sie bei der Lösung dieses Rätsels in unmittelbarer Nähe des Leichnams zu haben, General.«
»Unterlassen Sie bitte Ihre überspitzten Redewendungen, Doc«, nörgelte Reling aufbrausend und runzelte erneut die Stirn. Ein Alarmsignal!
»Schön, wie Sie wollen«, wehrte sein Gesprächspartner ab. »Ich versichere Ihnen jedoch nochmals, daß dieser Taucher, ob er nun ein harmloser Sportler war oder nicht, von einem Schwertfisch durchbohrt und getötet wurde. Wissen Sie, Sir, ehe die Männer und Frauen meiner Abteilung derart bestimmte Aussagen machen, pflegen sie sich von den Realitäten zu überzeugen! Die Spitze jenes Schwertes, das der danach benannte Fisch bekanntlich besitzt, steckt noch im Körper des Toten. Sie ist abgebrochen, da der angreifende Fisch anscheinend die beiden Stahlflaschen des Hochdruck-Sauerstoffversorgungssystems berührte. Glauben Sie es jetzt? Wir erwarten Sie, Sir. Vielen Dank für die freundliche Kenntnisnahme meines Berichtes. Ich hielt ihn für notwendig, weil wir es in letzter Zeit nicht nur mit der Hinterlassenschaft der ausgestorbenen Marsbewohner, sondern überdies mit sehr real lebenden und handelnden Intelligenzwesen zu tun hatten. Vielleicht befragen Sie einmal Ihren Star-Agenten, Brigadegeneral HC-9! Der wird Ihnen allerlei unglaublich erscheinende Dinge mit seinem berühmten Lächeln servieren. Unser Toter ist von einem Schwertfisch durchbohrt worden – und dabei bleibt es.«
Relings Auflachen klang ausgesprochen humorlos.
»Sind Sie sicher, daß es im Nordatlantik Schwertfische gibt? Nun, was sagen Sie dazu? Können Sie das beschwören?«
Diesmal zog der Wissenschaftler die Stirn in Falten. Er räusperte sich.
»Nun, äh … ganz sicher nicht, Sir. Ich bin Mediziner und Paradiagnostiker, aber kein Meeresbiologe. Wir werden uns erkundigen. Wenn man bedenkt, daß wir heute den 24. April 2010 schreiben …!«
»Vierzehn Uhr zwanzig!« wurde er unterbrochen.
Dr. Samy Kulot seufzte. Ein anklagender Blick traf den plötzlich
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