Wer den Tod begruesst
Soweit ich weiß, war sie gut. Er war ein liebevoller und engagierter Vater. Ich mochte ihn. Aber das hier mag ich nicht. Und was hat das mit dem zu tun, was mir passiert?«
»Es vervollständigt nur mein Hintergrundwissen.«
Er war sich immer noch nicht sicher, was diese neue Enthüllung über Rachael Hanover bedeutete, wusste nicht, ob es irgendetwas mit Jillian zu tun hatte. Aber er hatte angefangen, über die Nachrichten nachzudenken, die der Stalker geschickt hatte. Die meisten hatten kindliche Reime. Einer hatte sich auf die Gefolgsleute des Königs bezogen, die Jillians Vater informierten.
Kindergartenreime plus Kind plus Kindheitstrauma plus Vater.
Wenn es eine Verbindung gab, war sie sehr weit hergeholt, aber im Moment musste man auch über die unwahrscheinlichste Möglichkeit nachdenken. Während ihm das immer noch durch den Kopf ging, wählte er Kincaids Nummer. Es wurde Zeit, sich der Sache zu stellen. Seit er Jillian in der vergangenen Nacht an Bord der EDEN gebracht hatte, waren sie incommunicado gewesen.
»Verdammt, Garrett!«, brüllte Kincaid. »Wagen Sie es ja nicht noch mal aufzulegen, wenn ich mit Ihnen telefoniere! Wo ist Jillian? Wie geht es ihr?«
»Sie ist bei mir. Ihr geht es gut. Und wir sind ungefähr zwei Meilen vor Golden Palms. Wir sind in weniger als fünf Minuten da.«
Nolan beendete das Gespräch – aber nicht, bevor Kincaid ihm mit einigen gewählten Worten noch das Fell über die Ohren gezogen hatte. Ihm war gerade in zehn einfachen Schritten vorgeführt worden, wie aus einem Goldjungen niederstes Pack wurde. Es war sonnenklar, dass er im selben Moment, wo er Jillian ablieferte, arbeitslos war.
Das ging auch in Ordnung. Nolan wollte dieses Spiel nicht mehr mitspielen. Oder darüber nachdenken, warum er sich ihr anvertraut hatte. Oder wie sie ihn ansah mit Liebe in den Augen und Hoffnung im Herzen und ihm das Gefühl gab, dass er möglicherweise beides verdiente.
Er verdiente es nicht. Und sie liebte ihn nicht. Sie glaubte es nur. Und er würde nicht zu einer ihrer aussichtslosen Geschichten werden.
Er fuhr sich durchs Haar. Verdammte Frau. Sie setzte einen so lange unter Druck, bis man mit dem Rücken zur Wand stand, und dann holte sie zum entscheidenden Schlag aus.
Nun, sie konnte ihn so lange unter Druck setzen, wie sie wollte, aber er würde sie nach Golden Palms bringen und dort absetzen. Sie hinter Schloss und Riegel bringen, wenn es sein musste. Sie mochte vergessen haben, wie ihr Penthouse ausgesehen hatte, aber er nicht. Dieser Wahnsinnige war kurz vor dem endgültigen Durchknallen. Es würde nicht mehr lange dauern, bevor er sich zum letzten Zug entschloss, und er würde hinsichtlich ihres Lebens kein Risiko eingehen.
»Ich bleibe nicht bei meinen Eltern«, sagte sie, und aus jeder Pore strahlte Widerstand aus.
»Du kannst nicht in deinem Penthouse wohnen. Auch wenn es nicht zerstört wäre, wäre es nicht länger sicher.«
»Was ist falsch daran, auf dem Boot zu bleiben?«
Alles, dachte er. Alles war falsch daran. Alles war falsch, solange er nicht den Duft von ihr aus dem Bett und ihren Geschmack aus dem Gedächtnis vertreiben konnte.
Und er würde sich darüber nicht mit ihr streiten.
Als er durch das Sicherheitstor von Golden Palms fuhr, wusste Nolan, dass es richtig war, sie hierher zu bringen. Und es wäre auch richtig wegzugehen.
»Jillian!« Clare, gestylt wie immer, aber ein wenig erschöpft und gehetzt um die Augen herum, begrüßte sie an Darins Seite. »Darling, wir haben uns solche Sorgen gemacht.« Sie zog ihre Tochter in die Arme, das erste Anzeichen von Zuneigung, das Nolan mitbekam.
»Mit geht es gut, Mutter. Daddy, du kannst aufhören, Nolan wütend anzustarren. Ich habe ihn gestern Abend gebeten, mich an einen ruhigen Ort zu bringen. Es tut mir Leid. Mir war einfach nicht danach, mich mit irgend] emandem auseinander zu setzen.«
»Laurens möchte, dass Sie ihn anrufen«, sagte Kincaid, wobei er aber kein bisschen freundlicher blickte. Sein Blick sollte eine Warnung für Nolan sein, sich ja nicht erneut mit ihm anzulegen.
Die Kincaids drängten Jillian in den Ostflügel des Hauses, während Nolan im Foyer blieb und Laurens’ Nummer wählte.
Es dauerte nicht lange, um zu erfahren, dass sie nicht viel gefunden hatten. Wer auch immer Jillians Penthouse zerstört hatte, verstand sein Handwerk. Keine Fingerabdrücke. Keine Fasern. Nichts, was sie zum Stalker führte.
»Was ist mit dem Blut?«
»Das gleiche Blut wie während der
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