Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
Vom Netzwerk:
daran zu hindern.
    »Um Himmels willen, Nolan, hast du solche Angst vor mir?«
    Er musterte sie, dann zuckte er auf diese Ist-mir-scheißegal-Art die Achseln. »Wenn es das ist, was du gern glauben möchtest …«
    »Oh ja«, feuerte sie zurück, ganz Jeanne d’Arc auf Mission. Jetzt war sie wütend und kämpfte entsprechend. »Ich glaube, dass du große Angst hast. Angst vor mir. Und Angst vor dir selber.«
    Bingo.
    Im dem Bruchteil einer Sekunde, bevor er seine Überraschung wieder gekonnt verbergen konnte, hatte sein Blick ihn verraten.
    Er hatte nicht nur Angst. Er hatte Höllenangst. Und plötzlich wusste sie, wo sie nach der Ursache dafür suchen musste. Hätte sie bei all dem, was sie über ihn ausgegraben hatte, zwischen den Zeilen gelesen, hätte sie es längst herausgefunden. Wenn sie ein bisschen länger über das nachgegrübelt hätte, was Plowboy gesagt hatte – Du hättest es nicht aufhalten können –, hätte sie schon lange gewusst, wo sie ansetzen musste.
    »Wen glaubst du, hast du im Stich gelassen, Nolan?«
    Schweigen – so gespannt wie ein Rettungsseil. Sein Blick durchbohrte sie. Hör auf.
    »Wer war es?«, setzte sie ihn unter Druck und nahm seinen Zorn in Kauf. »Wen konntest du nicht retten, so dass du nicht mehr Manns genug für einen Ranger zu sein glaubtest? Wer ist gestorben und hat dich so sicher gemacht, der Falsche für mich zu sein?«
    »Du weißt nicht, wovon du redest«, sagte er ausdruckslos, obgleich sie an seiner Halsschlagader sehen konnte, dass sein Puls doppelt so schnell schlug.
    »Ich weiß, dass du Albträume hast.«
    Er schloss die Augen, dann versuchte er sichtlich, sich zusammenzureißen. »Zeig mir einen Kriegsveteranen, der keine hat.«
    »Und zeig du mir einen, der alles im Leben allein auf die Reihe kriegt und dabei nicht durchdreht. Rede mit mir.«
    Er schnaubte. »Was? Bist du jetzt mein Psychiater?«
    Sie schüttelte den Kopf und ignorierte seine finsteren Blicke. »Nein. Ich bin die Frau, die dich liebt.«
    Er stieß ein hartes Lachen aus. »Du liebe Güte. Wir haben nur eine Nacht miteinander verbracht. Du kannst mich nicht lieben.«
    »Warum nicht? Weil du es nicht wert bist?«
    »Jetzt hast du es erfasst.«
    Er drehte sich um und wollte zur Kajütentür.
    Sie rannte hinter ihm her, als er bereits die Treppe zum Niedergang hinunterging. »Warum bist du es nicht wert? Weil Männer deiner Einheit im Kampf gefallen sind? Weil du in deinen Albträumen dafür verantwortlich bist?«
    »Zum Teufel, ja. Männer sind gestorben!« Er wirbelte herum und sah sie an. Qual, Schmerz. Alles lag in seinem Gesicht. »Gute Soldaten. Gute Männer.«
    Den einen Fuß auf der Treppe, den anderen auf dem Boden, griff sie nach dem Geländer. »Männer, die du deiner Meinung nach hättest retten müssen.«
    Er ließ die Hände sinken und sagte müde: »Ich hätte sie nicht retten können. Aber ich hätte …«
    Er unterbrach sich. Fuhr sich übers Kinn.
    »Was hättest du?«, fragte sie sanft.
    Er fuhr zu ihr herum und starrte sie trotzig an. Und dann gab etwas in ihm nach. Seine Schultern sackten nach vorn. Sein Gesicht wurde schlaff. In diesem Moment konnte sie sehen, wie das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern lastete.
    »Ich hätte Will retten müssen, in Ordnung?«
    »Will?«
    Er blinzelte langsam. »Will Sloan. Er war einer meiner Männer. Hat das Kriegsgebiet wie Superman aufgemischt. Und dann ist er nach Haus gekommen … und ich habe ihn verloren.«
    Die Muskelstränge in seinem Hals arbeiteten, als er schluckte.
    »Was ist passiert?«
    Müde. Er sah so müde aus. Sie konnte es an den tiefen Falten um seine Mundwinkel sehen, an jedem Atemzug hören.
    »Was passiert ist?«, begann er und drehte ihr den Rücken zu. »Ich hätte es kommen sehen müssen. Was passiert ist? Ich hätte ihn aufhalten müssen.«
    Mit steifen Armen umklammerte er mit beiden Händen das Geländer und ließ den Kopf hängen. »Sara war zu mir gekommen. Sie hatte mir noch vor unserer Verlegung in den Irak erzählt, dass sie es nicht mehr aushält. Dass Will nie bei ihr und den Jungs war. Die Sorge. Wie er sich in jemanden verwandelt hatte, den sie nicht wiedererkannte. Sie wollte mit ihm zusammen in eine Beratung gehen oder sich von ihm trennen.«
    »Und was ist deine Schuld dabei?«
    Er lehnte sich mit der Hüfte gegen die Theke, verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich war sein Truppenkommandeur. Ich hätte mich von ihm nicht überzeugen lassen dürfen, dass sie allein damit klarkämen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher