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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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ihnen mit einem resignierten Lächeln mit. »Es ist gut, dass Sie sich so viel aus ihm machen. Aber ich mache mir auch viel aus ihm. Und ich werde ihn finden, mit oder ohne Ihre Hilfe.«
    Obgleich sie ihnen gerade Absolution erteilt hatte, tauschten die Geschwister schuldbewusste Blicke aus. Sie schüttelte den Kopf, musste einfach lächeln. Mann, sie waren ein fantastischer Haufen. Es tat ihr weh, die Brüder anzusehen; ihr Aussehen, ihre Stimmen, sogar ihre Bewegungen waren ein vollkommenes Spiegelbild von Nolan. Sogar die hübsche Sexbombe Eve war unverkennbar eine Garrett.
    Da sie wusste, dass sie hier ihre Zeit verschwendete, verabschiedete Jillian sich. Bat auch gar nicht erst darum, dass man sie anrief, falls sie etwas hören sollten. Das wäre nur weitere Zeitverschwendung gewesen. Und wer wollte ihnen einen Vorwurf machen, dass sie ihm halfen und ihn deckten? Sie an ihrer Stelle hätte ihm auch geholfen, sich zu verstecken. Wer, der noch recht bei Trost war, hätte schon gern etwas zu tun gehabt mit dem Medienrummel, der nach Bekanntwerden des »Rests der Geschichte« aus ihrem Leben geworden war?
    Sie ging zwar nicht davon aus, dass Nolan recht bei Trost war, aber es war kein Wunder, dass er die Flucht ergriffen hatte. Jetzt war es allerdings Zeit, dass er zurückkam. Zu ihr.
    Sie hatte schon beinahe den Fahrstuhl erreicht, als Eve hinter ihr herrief: »Jillian.«
    Nolans Zwillingsschwester lächelte beim Näherkommen. »Männer«, sagte sie, und wenn dieses eine Wort nicht bereits alles zusammengefasst hätte, was sie von dieser Spezies hielt, taten es ihre nächsten Worte. »Allesamt Idioten. Als hätten sie alle miteinander einen Dämlichkeitsschwur abgelegt oder etwas Ähnliches.«
    Jillian erwiderte Eves Lächeln. »Absolut, aber was macht es aus uns, wenn wir uns dennoch immer wieder in sie verlieben?«
    »Idioten hoch zwei, schätze ich.« Eve wurde ernst und musterte Jillian aufmerksam. »Sie lieben ihn, nicht wahr?«
    »Ja«, gab Jillian zu. »Das tue ich.«
    »Geben Sie ihm noch eine Woche. Und dann überprüfen Sie den Yachthafen. Er wird da sein. Auf der EDEN.«
    Jillian konnte nicht anders. Sie ging auf Eve zu und umarmte sie.
    »Also, verdammt. Nicht weinen.« Eve lachte, aber sie hatte selber etwas feuchte Augen, als sie zurücktrat. »Und danken Sie mir nicht. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich Ihnen einen Gefallen tue. Er ist ein Blödmann und macht wahrscheinlich mehr Schwierigkeiten, als er wert ist.«
    »Blödmann, ja. Schwierigkeiten? Absolut. Genau mein Typ.«
    »Viel Glück«, sagte Eve mit einem liebevollen Lächeln. »Und, Jillian … ich glaube übrigens, dass Sie genau die Sorte Schwierigkeiten sind, die er braucht.«

27
    Jillian parkte am Yachthafen und stellte den Motor ab. Sie hatte Nolan die eine zusätzliche Woche eingeräumt. Dann sicherheitshalber noch eine weitere und sich eingeredet, dass sie ihm nur ein wenig mehr Zeit geben wollte, mit seinen Zweifeln klarzukommen. Es war aber auch möglich, dachte sie und starrte hinüber zum Liegeplatz der EDEN, dass es etwas mit ihrer eigenen Unsicherheit zu tun hatte.
    Was, wenn sie falsch läge? Wenn ihr Radar komplett versagt hätte dieses Mal und sie sich über Nolans Gefühle für sie täuschte?
    Zögernd überprüfte sie ihr Haar im Rückspiegel und verfluchte das nervöse Zittern ihrer Hand, als sie ihre Lippen nachzog. Vielleicht sollte sie einfach die Finger davon lassen und abhauen. Vielleicht sollte sie einfach vergessen, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben bis über beide Ohren verliebt hatte. Vergessen, dass sie ihn so vermisste, dass es körperlich schmerzte.
    Sie stieß unsicher die Luft aus. Vielleicht sollte sie sich schlicht bemühen, Nolan aus ihrem Leben zu streichen und einfach … einfach weitermachen wie bisher.
    Feigling.
    »Ja, ja, ja«, murrte sie und griff nach der Kühltasche, die neben ihr auf dem Beifahrersitz stand. Sie wäre ein Feigling, wenn sie ihn nicht wenigstens stellen und dazu zwingen würde, ihr ins Gesicht zu sagen, dass er kein Teil ihres Lebens sein wollte.
    Aber er wollte es. Er musste es wollen. Und sie war genau die Frau, die ihn dazu bringen konnte, das zuzugeben.
    Diese Feststellung gab ihr wieder Auftrieb, und sie ging auf die Docks zu. Sie hatte noch nie das scheue Reh gespielt in ihrem Leben. Noch nie Tränen oder Drohungen oder eine zitternde Unterlippe benutzt, um zu bekommen, was sie wollte. Als sie sich der EDEN näherte, war sie entschlossen, auch jetzt nicht damit

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