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Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Chroniken der Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
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Prolog – Das Exil
    Gebirge. Das Jahr 1990.
    Der Himmel verdunkelte sich immer stärker und nahm mit jeder Sekunde an Bedrohlichkeit zu.
    Nathael wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.
    Die Kämpfe dauerten schon seit Wochen an, und sie alle waren längst an den Grenzen ihrer Kräfte angelangt. Aber die Treue und die Liebe zu ihrer Königin verlieh allen Kriegern eine immense Ausdauer und Standhaftigkeit, die sie in dieser schweren Stunde nicht kapitulieren ließ.
    So sehr Nathael auch auf seine Krieger vertraute, ihre Stärke und ihren Mut respektierte, verstand er doch in seinem Inneren, dass die gegnerische Macht ihnen in einer Sache überlegen war.
    Nicht in der Kraft oder Moral.
    Nein!
    Sondern in der Überzahl.
    In den 82 Jahren, in denen er bereits der Königsfamilie als Kommandant der königlichen Leibgarde diente, hatte er niemals solche Versagensängste verspürt. Alle seine Gedanken konzentrierten sich nur auf die eine Frage: „Wie retten wir die Königin?“ Und genau diese Frage ließ die ersten Sorgenfalten auf seiner noch recht jungen, glatten und makellosen Stirn entstehen – wie tiefe Narben.
    Um etwas Kraft zu schöpfen, schloss er die Augen und erinnerte sich für einen kurzen Moment an die Zeit vor dem großen Angriff. Schon seit Beginn seiner Jugend, als er noch als ein Kind durch die Straßen rannte, wünschte er sich nichts sehnlicher, als eines Tages einer von den mächtigen Männern zu sein, die die Ehre besaßen, die silberne Rüstung der Leibgarde tragen zu dürfen. Oft beobachtete er sie bei ihren täglichen Übungseinheiten oder bei den Beobachtungsmärschen durch das Königreich. Dabei glänzten ihre blank polierten Harnische wie Diamanten in der Sonne und spiegelten diese wider.
    Dieser Glanz hatte für Nathael etwas Magisches an sich und wirkte fast verzaubernd auf ihn.
    Er dachte auch an den wohl wichtigsten Tag seines Lebens, an dem er endlich die Rüstung der königlichen Leibgarde anlegen durfte, und an seinen Schwur: „Ich werde die Königsfamilie bis zu meinem letzten Atemzug verteidigen, auch wenn dies bedeutet, mein Leben für diese ehrenvolle Aufgabe zu opfern.“ Es waren keine leeren Worte, die er bei seiner Vereidigung ausgesprochen hatte, denn die Gefahr war immer präsent, das Leben im Kampf zu verlieren.
    Der Konflikt zwischen den Schattenkriegern bestand schon seit Anbeginn der Zeitrechnung. Nur Legenden zeugten davon, wie es zu der Auseinandersetzung gekommen war, doch den eigentlichen Grund für den enormen Hass, den die Schattenkrieger gegen sein Volk hegten, konnte keiner nennen.
    Dieser Gedankenstoß riss ihn aus seiner Traumwelt wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Er öffnete die Lider und blickte nun genau in das Gesicht der Königin. Einst strahlten ihre hellblauen Augen wie der morgendliche Tau auf den Gräsern und auf den Blättern der Bäume und brachten jeden jungen Mann um den Verstand, doch in diesem Augenblick strahlten sie nur Furcht, Sorge und Hilflosigkeit aus.
    Nathael gab sich die Schuld daran, dass die Königin solches Unheil erleiden musste – obwohl er ganz genau wusste, dass er absolut nichts dafür konnte.
    Sie befanden sich an dem höchsten Punkt der Stadt, im Palast der Königsfamilie, der einst von den erfahrensten Steinmetzen und Bildhauern des Reiches erbaut worden war, wobei der Begriff erbaut dafür überhaupt nicht zutreffend war. Der Palast wurde gemeißelt – aus einem einzigen Stück Granit. Die Meister im Umgang mit dem Stein machten ihrem Namen alle Ehre. Sie kannten sich mit diesem anspruchsvollen Material gut aus und wussten, wie man daraus ein Kunstwerk errichtete, das einer Königsfamilie würdig war.
    Die geschulten Augen erkannten den genauen Texturverlauf des Steins, man hätte sogar denken können, dass der Granit selbst ihre Fertigkeiten respektierte, ihnen behilflich sein wollte und die Richtung zeigte, in der das Schleifen einfacher verlief.
    Nach etwa zwanzig Jahren harter Arbeit, als die einst noch so jungen Steinmetze schon fast ihr Greisenalter erreicht hatten, wurde das glorreiche Meisterwerk vollendet. Steinmetze gehörten einer niederen Rasse an und ihnen war die Langlebigkeit nicht vergönnt, die den Mitgliedern der Leibgarde zu eigen war. Umso glücklicher konnten sie sich schätzen, wenn sie in ihrem kurzen Leben die ehrenvolle Aufgabe erhielten, ihre Fertigkeiten bei der Errichtung eines solch wichtigen Bauwerkes unter Beweis zu stellen. Der Palast befand sich an der Spitze des Felsens, aus

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