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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Sicherheitsdienstes würden das Gebäude mit gezogenen Pistolen stürmen.
    Sie beruhigte sich wieder, gab sich einen Ruck, trat in die Kabine und hielt ihr Gesicht unter die heiße, sprühende Dusche. Sie seifte sich das Haar mit einem nach Regenwald und sinnlichen Tropenblüten duftenden Shampoo ein und wünschte, sie hätte sich letzte Woche nicht die klassischen Spätabendfilme angesehen. Sogar schwarzweiß war die Duschszene aus Psycho schwer beängstigend – wahrscheinlich sogar noch mehr, weil die Farbe fehlte.
    Die Bilder der blutbespritzten Duschwand in dem Badezimmer von Bates’ Motel gingen ihr durch den Kopf, als sie nackt und absolut verletzlich dastand, und gaben ihrer Angespanntheit, für die sie sich inzwischen verachtete, noch zusätzliche Nahrung.
    Sie zwang sich dazu, die Musik mitzusummen, und seifte ihren ganzen Körper konzentriert ein. Es war wie ein Test. Wenn sie es schaffte, volle fünf Minuten so auszuharren, würde Norman Bates’ bisher unbekannter Nachkomme des Wartens müde werden, sein Schlachtermesser wieder verstauen und ihr nicht an die Gurgel gehen.
    Lächerlicher Gedankengang, schnaubte sie, spülte sich ab und drehte die Duschhähne zu.
    Das flauschige, weiße Handtuch war erwärmt durch den beheizten Handtuchhalter. Sie wickelte sich darin ein und befestigte es mit einem Knoten zwischen ihren Brüsten. Sie schnappte sich noch ein Handtuch und wickelte es sich um den Kopf. Die neue Haarfarbe, die Victor ihr letzte Woche aufgeschwatzt hatte, war ihr immer noch etwas fremd.
    »Du brauchst einen neuen Look, Darling«, hatte ihr Coiffeur – oder, wie Rachael ihn immer gern nannte, ihr halb Mann/halb Friseur – ihr schmollend und stirnrunzelnd eröffnet, als sie zu ihrem monatlichen Schneidetermin gekommen war. »Ich denke da an Rotbraun und spritzig und vornehm. Was hältst du davon? Bist du bereit?«
    Eine Brünette war sie lange genug gewesen. »Warum nicht?« Sie grinste über Victors vergoldete Haarspitzen und begegnete seinem herausfordernden Lächeln. »Nur zu.«
    Sie war reif gewesen für eine Veränderung. Und sobald sich ihre Produzentin Diane Kleinmeyer von ihrem Schock erholt hatte – Diane mochte es nicht, wenn auch nur ein Fitzelchen ihrer Welt verändert wurde –, hatte auch sie Gefallen daran gefunden.
    »Dadurch wirkst du erwachsener«, meinte Diane schließlich. »Dadurch wirkst du vertrauenswürdiger auf unsere älteren Zuschauer.«
    »Ich wusste gar nicht, dass meine Vertrauenswürdigkeit ein Thema ist.«
    »Oh, das ist sie auch nicht, Jillie«, beeilte sich Diane, sie zu besänftigen. Als sie sah, dass Jillian grinste, entspannte sie sich. »Du weißt, dass das nicht der Fall ist. Aber eine kräftige Imageaufmöbelung kann nie schaden, richtig?«
    »Riiichtig«, hatte sie ihr mit einem verblüfften Kopfschütteln zugestimmt und sich wie so oft gefragt, was eigentlich in Dianes Kopf vor sich ging. Dass Diane brillant war, stand außer Frage. Dass sie aber auch häufig eine echte Meise hatte – besonders kurz bevor sie auf Sendung gingen und in den Monaten, in denen die Einschaltquoten erhoben wurden –, stand ebenfalls außer Frage.
    Als der beschlagene Badezimmerspiegel nach und nach wieder klar wurde, fuhr Jillian sich mit den Fingern durch das feuchte Haar und bewegte die Hüften im Rhythmus der Musik.
    Sie studierte ihr Gesicht mit kritischen Augen. Nächsten Herbst würde sie einunddreißig werden. Wie Rachael schon sagte, sie war nicht gerade Methusalem, aber heute Abend konnte man jedes einzelne Jahr sehen. Sie hatte in letzter Zeit nicht genügend Schlaf bekommen. Shelly hatte sie deswegen schon angemacht, als sie vor der Sendung bei ihr in der Maske war. Tiefe Schatten von Müdigkeit lagen unter ihren Augen. Sie betastete mit der Fingerspitze die weiche, bläulich schimmernde Haut, während sie nach ihrer Augencreme griff – und erstarrte.
    Ein Schatten von Bewegung tauchte geisterhaft-langsam in dem immer noch leicht beschlagenen Spiegel auf.
    Sie wirbelte herum, der Entsetzensschrei blieb ihr in der Kehle stecken, und betete, dass es sich nur um eine Einbildung handelte.
    Nichts.
    Sie atmete zitternd aus.
    Es war nichts.
    Dann trat er ins Licht.
    Oh Gott.
    Und sie betete, dass er Erbarmen haben und es schnell machen würde.
    Die Augen, die sie anschauten, waren so eiskalt und so durchdringend blau, dass ihr das Herz stehen blieb.
    Tot.
    Das Wort schoss ihr durch den Kopf. Genau wie Bilder des blutbespritzten Bates’ Motels – nur dass es ihr

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