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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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erleuchteten, großen Flur, der mit einem champagnerfarbenen, flauschigen Spannteppich ausgelegt war.
    »Bist du noch da?«, fragte Jillian, als auf der anderen Seite erneut lange geschwiegen wurde.
    »Ja, ich bin noch da.« Rachaels Stimme war weich geworden, und liebevoll sagte sie: »Umgekehrt gilt das Gleiche. Du bist auch meine Freundin. Ich hänge an dir. Und ich mache mir Sorgen, verstehst du?«
    Ja. Jillian verstand es. Ihre langjährige Freundschaft war etwas außerordentlich Seltenes in einer materialistischen Palm-Beach-Gesellschaft, die den angedeuteten Kuss zu einer Kunstform erhoben hatte und an der Oberfläche nur banal und harmlos zu sein schien. Die tiefer liegenden Eifersüchteleien, Konkurrenzkämpfe und Egoismen bewiesen jedoch, dass es sich anders verhielt, und waren mit ein Grund dafür, dass Jillian sich von dieser Gesellschaftsszene, so bedeutend sie auch sein mochte, lieber fern hielt. Und obgleich sie sich wunderte, dass Rachael eine Art Befriedigung darin fand, integraler Bestandteil dieser Gesellschaftsschicht zu sein, würde sie die Motive ihrer Freundin nie in Frage stellen.
    Nicht dass der Fernsehjournalismus völlig frei von kleineren Schwächen wäre. Wenn Jillian nicht gerade mit der Unentschlossenheit ihrer Redakteurin zu kämpfen hatte, eine ihrer sorgfältig recherchierten Reportagen zu senden, oder um Studiozeit mit der Wetterfee Erica Gray konkurrierte, dann fiel ihrem Co-Moderator Grant Wellington ein, sich als ihr ganz persönlicher Quälgeist zu profilieren.
    »Hast du mitbekommen, was sich Grant heute Abend geleistet hat?«, fragte Jillian in dem leicht durchschaubaren Versuch, das Thema von den seltsamen Anrufen und E-Mails abzulenken.
    »Du meinst, ganz zum Schluss, als er dir ins Wort fiel und versuchte, dich aus dem Konzept zu bringen? Oh ja – aber nur, weil ich darauf gelauert habe. Du hast die Sache so elegant gelöst, dass kein Mensch etwas gemerkt hat.«
    »Was hat dieser Mann bloß?« Jillian tippte ihren Sicherheitscode ein und öffnete die Tür zu ihrem Penthouse, als das kleine grüne Licht blinkte. Sie schloss sofort hinter sich ab, aktivierte das Sicherheitssystem erneut und schlüpfte mit einem Seufzer der Befriedigung aus ihren roten Ferragamo-Pumps.
    »Außer der Tatsache, dass er eine alternde Primadonna, die weiß, dass ihr Glanz verblasst, ein eingetragenes Mitglied der Internationalen Chauvinisten und ganz allgemein ein Speichellecker ist?«
    Rachaels treffende, wenn auch respektlose Charakterisierung von Grant Wellington brachte Jillian schließlich zum Lachen. »Ja, außer all diesen Tatsachen. Ich will seinen Job gar nicht«, fügte sie, jetzt wieder ernst, hinzu. »Wieso bekommt er das einfach nicht in seine aufgeblasene, egozentrische Birne?«
    Sie knipste das Flurlicht an, schlüpfte aus ihrem Kostümjackett und warf das preiselbeerrote Leinenteil im Vorbeigehen über ihr dunkelblaues Ledersofa. Die weißen italienischen Fliesen fühlten sich wundervoll kühl an unter ihren nackten Füßen.
    »Du musst seinen Job gar nicht haben wollen«, versicherte Rachael ihr. »Offensichtlich reicht schon dein Auftauchen, dass er sich bedroht fühlt.«
    Jillian knipste das Licht über ihrer Küchentheke an. Licht überflutete die zitronengelben Wände ihrer Küchennische und warf Schatten in den angrenzenden offenen Ess- und Wohnbereich. »Ich bedrohe niemanden. Ich bedrohe nie irgendjemanden.«
    »Richtig«, stimmte Rachael ihr zu und ergänzte mit besonderer Betonung: »Man bedroht dich.«
    »Sehr elegante Überleitung.« Jillian holte die Flasche Chardonnay, die sie letzte Woche geöffnet hatte, aus dem Kühlschrank. »Aber wir reden kein Wort mehr über Drohungen oder Mitteilungen oder Bodyguards, capice?«
    »Diese Bemerkung wäre deutlich passender, wenn du Italienerin wärst.«
    Wieder musste Jillian lachen. »Verklag mich doch.«
    »Du bist bereits verklagt worden«, erinnerte Rachael sie lächelnd.
    Jillian schloss die Kühlschranktür mit einem Hüftschwung. »Ja, aber das erledigt sich von selbst, sobald die Anklage erhoben worden ist.«
    Sie klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Ohr und zog den Korken heraus. Dann langte sie nach oben und nahm ein Weinglas aus dem Regal, das unter den Hängeschränken angebracht war.
    »Wann ist der Termin?«
    »Der Prozess gegen Stadträtin Abramson? Nächsten Monat.« Sie füllte sich das Glas dreiviertel voll.
    »Ist ein echter Nebenkriegsschauplatz und so überflüssig wie ein Kropf.«
    »Wer weiß das

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