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Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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quer über der Türschwelle. Mit einer Hacke im Auge. Und aus diesem Loch lief pure Gehirnmasse. Es sah übrigens aus wie Haferbrei.« Er schien plötzlich ins Leere zu blicken.
    »Was ist Gehirnmasse?« fragte Simon leise.
    »Das Gehirn natürlich«, erklärte Karsten gereizt.
    »Ein Gehirn kann doch wohl nicht fließen?«
    »Aber sicher, es fließt wie bescheuert. Das hast du nicht gewußt, was, daß du eine dünne Suppe zwischen den Ohren hast?«
    Simon zupfte an einem Faden in seinem Hemd und war erst zufrieden, als der gerissen war.
    »Ich habe einmal ein Gehirn gesehen, in einem Glas. Und das ist überhaupt nicht geflossen.«
    Er klang beleidigt und zugleich ein wenig verängstigt, schließlich hatte er es gewagt, in dieser erfahrenen Gesellschaft Widerspruch laut werden zu lassen. Er war hier schließlich der Kleinste.
    »Natürlich ist das nicht geflossen, du Amateur! Das war ja auch fixiert. Dann ist es so ähnlich wie ein Pilz, und du kannst es in dünne Scheiben schneiden. Das habe ich im Fernsehen gesehen.«
    »Was ist fixiert?« fragte Simon jetzt.
    »Geronnen«, erklärte Karsten. »Man gießt etwas drauf, und dann gerinnt es. Aber bei Kannicks Gehirn ist das gar nicht nötig. Das ist schon vor langer Zeit erstarrt.«
    »Hör doch auf. Laß Kannick weitererzählen!«
    Diesmal hatte sich Philip eingeschaltet. Wenn die beiden sich jetzt stritten, würden sie vielleicht nie hören, was noch passiert war. Jeden Moment konnte Margunn hereinkommen. Nicht, daß sie ernstlich glaubte, die Jungen würden sich an ihr Verbot halten, das wußte sie besser, sie kannte sie ja schließlich. Die Frage war, wieviel Zeit sie ihnen lassen würde. Für die Einzelheiten.
    Kannick wartete mit pastorenhafter Geduld und schielte auf die Opfergaben. In Gedanken beschloß er, mit den Mokkabohnen anzufangen.
    »Der Leichnam war schon in Verwesung übergegangen«, erklärte er mit ganz besonderer Betonung auf »Verwesung«.
    »Was sagst du da?«
    Karsten schnaubte. »Jetzt hör aber auf. Zufällig dauert es mehrere Tage, bis die Verwesung einsetzt. Wenn Errki es noch nicht einmal geschafft hatte, abzuhauen, kannst du mir nicht erzählen ...«
    »Weißt du eigentlich, wie heiß es da oben im Wald ist?« Kannick warf sich quer über das Bett, und seine Stimme zitterte vor Empörung. »Bei der Hitze ist eine Leiche in ein paar Minuten verwest.«
    »Du hast doch keine Ahnung. Und ich werd die Bullen danach fragen, wenn sie herkommen. Aber du bist bestimmt nicht weiter wichtig, Kannick, sonst wären sie schon längst hiergewesen.«
    »Der Polizist im Dorf hat gesagt, daß sie ganz bestimmt kommen werden.«
    »Das werden wir ja sehen. Aber erzähl uns nichts vom Verwesen, das nehmen wir dir nicht ab. Und schließlich haben wir für die Wahrheit bezahlt.«
    »Na gut. Die schlimmsten Einzelheiten kann ich ja überspringen. Immerhin sind Kinder dabei. Aber zurück zur Hacke .«
    »Was für eine Art von Hacke war es denn?«
    Das war wieder Philip.
    »Eine von der Sorte, mit der man im Boden hackt. Um Kartoffeln oder Unkraut herauszuholen. Sie sah aus wie eine Axt, nur mit längerem Schaft. Im Grunde war es eine Axt, denn der Kopf war mehr oder weniger in zwei Teile gespalten worden. Und ein Auge hatte sich gelockert und hing an einem dünnen Hautfaden über die Backe .«
    Karsten verdrehte die Augen. »Du hast zu viele Videos gesehen. Erzähl uns lieber von Errki«, verlangte er.
    »Wer ist Errki?« Das war nun wieder Simon. Er war nicht aus der Gegend und erst vor kurzem ins Heim gekommen.
    »Der Schrecken des Waldes«, Karsten kicherte. Er kratzte an seinem Pickel herum.
    »Der kommt bestimmt ungeschoren davon. Der kommt immer ungeschoren davon. Außerdem ist er knatschverrückt, und Verrückte werden nie verurteilt. Sie sitzen in der Anstalt und fressen Pillen, und dann werden sie entlassen und können weitermorden. Wenn die den in eine Zwangsjacke stecken, beißt er sie einfach tot.«
    »Der wird entlassen?« fragte Simon besorgt.
    »Der ist doch gar nicht in der Anstalt, du Trottel. Sie haben ihn ja noch nicht gefunden.«
    »Wo ist er denn?«
    »Oben im Wald.«
    Simon schaute ängstlich aus dem Fenster und zu den Bäumen hinüber.
    »Errki ist geisteskrank. Aber geisteskrank ist nicht dasselbe wie dumm«, sagte Kannick nachdenklich. »Er hat gesehen, daß ich ihn gesehen habe. Vielleicht hat er es jetzt auf mich abgesehen. Eigentlich müßte ich unter Polizeischutz gestellt werden.«
    Er schielte bekümmert zu den anderen hinüber, um

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