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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Thoma
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sich warten ließe.
    Zwei Wochen später fand mein Scheidungstermin statt. Pünktlich um halb eins trafen sich Mark – der froh war, die Scheidung in seine Mittagspause einschieben zu können –, unsere Anwälte und ich am Tempelhofer Ufer vor dem Amtsgericht.
    Da wir sofort aufgerufen wurden und uns über den Vertrag im Vorfeld einig geworden waren, dauerte es nur eine knappe halbe Stunde, bis alles unter Dach und Fach war. Noch nie war ich aus einer Behörde so schnell wieder hinausgekommen. Die Beantragung meines neuen Personalausweises hatte mich kürzlich fünfmal so viel Zeit gekostet.
    Während Mark und die Anwälte schon zu ihren Autos eilten, versuchte ich mir bewusst zu machen, was für einen großen Schritt ich getan hatte. Doch so sang- und klanglos wie die Scheidung vonstatten gegangen war, wusste ich zwar um ihre Bedeutung, spürte sie aber nicht.
    Vor diesem Tag hatte ich es stets affig gefunden, wenn Leute anlässlich ihrer amtlichen Ehetrennung eine Party schmissen. Nun aber verstand ich besser, was sie damit bezweckten. Ein Scheidungsfest konnte sicher hilfreich sein, um sich der Tragweite des Ganzen bewusst zu werden.
    Auf meiner Autofahrt nach Hause rief Cosima an, die sich an meinen Gerichtstermin erinnert hatte.
    »Ab jetzt stehst du offiziell im Resale -Katalog«, sagte sie aufmunternd und gratulierte mir zum endgültigen Schritt in die Freiheit. Außerdem fragte sie mich, ob ich Zeit hätte, sie auf einen Kaffee im St. Gaudy zu treffen.
    »Ich hab gute Neuigkeiten!«, fügte sie verschwörerisch hinzu.
    Ich versprach Cosima, in einer halben Stunde dort zu sein, und ahnte schon, dass ihre gute Laune mit Matthias zusammenhing. Bei unserem letzten Telefonat hatte sie mir bereits angedeutet, dass sie ihm doch verzeihen und ihrer Ehe, unterstützt von einer Paartherapie, eine letzte Chance geben wollte.
    Auf dem Weg ins Café schaute ich kurz zu Hause vorbei, leerte meinen Briefkasten und fand darin neben einigen Rechnungen auch einen prall gefüllten großen Umschlag vor: Die Zeitschriftenredaktion hatte meinen Leserbrief veröffentlicht und ließ mir nun Stellungnahmen anderer Leser zukommen. Zu meiner Überraschung waren darunter auch Briefe von Männern, die der modernen Kaste mittelalter Zweitrundler angehörten und mir die Situation aus ihrer Perspektive schilderten. Während ich sie las, wurde mir klar, dass Männer nur auf den ersten Blick Vorteile gegenüber den mittelalten Zweit rundler-Frauen haben. Zwar haftet ihren ersten Falten be kanntlich kein Makel an, da sie als Ausdruck von Lebenserfahrung interpretiert werden. Und es stimmt auch, dass viele Männer zeitlich flexibler sind, da ihre Kinder in den meisten Fällen maximal hälftig bei ihnen wohnen. Trotzdem gab es offenbar viele Männer, die sich ähnlich wie Mark nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus emotionalen Gründen schwer damit taten, eine neue Liebesbeziehung mit langfristiger Perspektive zu finden, die mit dem Rucksack ihrer bestehenden Vaterrolle und exfamiliären Gesamtsituation kompatibel war.
    Weiterhin hatte mir die Redaktion einen Brief vom Internetportal www.zweite-runde-fuer-die-liebe.de weitergeleitet:
    »Wir haben Ihren Leserbrief über die Mr. Wrongs mit großem Interesse und ebenso großem Bedauern gelesen« , überflog ich dessen Zeilen. Und weiter: »… um Ihnen dabei behilflich zu sein, in Zukunft die Spreu vom Weizen zu trennen und doch noch Ihren Mr. Right zu finden, bieten wir Ihnen hiermit kostenlos ein dreimonatiges Probeabo an.«
    Zudem wiesen mich die Mitarbeiter der Zweiten Runde für die Liebe auf das innovativ-neue Anzeigenportal der Internetseite hin: »Damit ermöglichen wir unseren Usern nunmehr auch, selbst verfasste Kontaktanzeigen über unser Vermittlungsportal zu veröffentlichen …«
    Da ich los musste, weil ich Cosima nicht warten lassen wollte, ließ ich die Post auf meinem Küchentisch liegen, nahm Clooney an die Leine und eilte los.
    Cosima winkte mir von einem der draußen stehenden Tische zu, strahlte übers ganze Gesicht und hatte uns schon zwei Gläser Prosecco bestellt.
    »Auf die Freiheit und die Liebe«, sagte sie, als wir anstießen.
    »…und die Paartherapie?«, ergänzte ich und erkundigte mich, ob ihre Psychositzungen mit Matthias gefruchtet hätten.
    Zu meiner Verwunderung winkte Cosima ab.
    »Ganz im Gegenteil – der Therapeut hat Matthias und mich noch während der ersten Sitzung wieder rausgeschmissen«, erzählte Cosima lachend und berichtete weiter, der

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