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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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benommen. Die linke
Gesichtshälfte färbte sich dunkelrot und schwoll an. Glasig vor sich hin
starrend, fummelte er in der Hosentasche.
    Au Backe! dachte Tim. Das hat
ihn fast niedergestreckt. Egal! Ist verdient!
    Seit der TKKG-Häuptling seine
Hände nach Kung Fu-Art trainierte und damit abhärtete, wurden sie mehr und mehr
zu gefährlichen Waffen. Um so verantwortungsbewußter mußte er damit umgehen.
Nur in Notwehr-Situationen war der Einsatz gerechtfertigt.
    Adolf fand den Schlüssel,
öffnete das Vorhängeschloß und entfernte die Kette. Für einen Moment hielt er
sie, doppelt genommen, in der Faust.
    Jetzt! dachte Tim. Jetzt
schlägt er zu. Dann mache ich ihn zur Schnecke.
    Aber bei dem 19jährigen siegten
Angst, Vernunft und Selbsterhaltungstrieb.
    Schiefäugig sah er Tim an.
„Deinen... äh... hinterhältigen Angriff will ich mal vergessen. Was... äh...
hältst du von 500 Mark?“
    „500 Mark sind 500 Mark. Was
soll ich davon halten?“
    „Ich geb’ sie dir, wenn du
wegen... äh... dieses kleinen Scherzes keine Schau abziehst.“
    Tim starrte ihn an. Mortius
wollte sich freikaufen.
    Wenn der wüßte, dachte Tim, daß
ich kein Wort verlieren werde! Denn gleichzeitig müßte ich ja bekennen, daß ich
um Mitternacht verbotenerweise und heimlich abgehauen bin. Schade! Aber die Ohrfeige
reicht als Strafe.
    Adolf mißverstand Tims
Schweigen und erhöhte das Angebot.
    „Also gut! 1000 Mark auf die
Hand. Soviel ist deine Mühle gar nicht mehr wert.“
    „Du denkst, mit Geld geht
alles. Irrtum, Dreckskerl! Und wenn du mir eine Million bietest — ich bin nicht
bestechlich. Dein Geld kannst du dir sonstwohin stecken. Andererseits will ich
aus deiner Gemeinheit keine Staatsaffäre machen. Unter einer Voraussetzung
halte ich den Mund: Du spendest — sagen wir: 100 Mark — für den hiesigen
Tierschutzverein. Noch vor den Sommerferien, also in der kommenden Woche. Die
Quittung legst du mir vor. Dann lösche ich den Diebstahl samt
Lösegelderpressung aus meinem Gedächtnis. Klar?“
    Adolf grinste hämisch. „Bist
wohl beteiligt an dem Verein?“
    „In gewisser Weise ja. Nämlich
mit dem Herzen. Ich mag Tiere. Für sie und die Umwelt kann man nicht genug tun.
Und am armseligsten sind die herrenlosen Tiere dran. Denen hilfst du mit deiner
Spende.“
    Adolf spuckte aus. Seiner
schiefen Miene war nicht zu entnehmen, wie er das meinte: Geringschätzung? Oder
hatte Tims Kung Fu-Ohrfeige die Speicheldrüsen angeregt?
    Ohne ein weiteres Wort wandte
Adolf sich ab und schlurfte zum Eingang der Disko.
    Zwei Mädchen stöckelten heraus,
trugen beinfreie Röcke und hochhackige Schuhe. Die mit den dickeren Beinen
hatte mindestens zwei Kilo strähniger Locken — in safrangelb. Ihre Freundin
kannte Adolf offenbar und machte eine Bemerkung. Aber er schob brummig vorbei
und verleibte sich der Disko ein.
    Tim untersuchte sein Rad. Er
konnte keinen Schaden feststellen.
    Drüben vor dem Eis-Café
krakeelten die Schrilltypen. Die beiden Disko-Mädchen knabberten am Daumennagel
und überlegten, ob es was bringe, sich noch ein Eis reinzuziehen.
    Tim warf Adolfs Zettel in einen
Papierkorb und wurde für einen Moment in Mondlicht getaucht. Die große
Himmelslaterne spähte durch ein Wolkenloch. Aber schon schob sich die schwarze
Regenwatte wieder zusammen, und nur ein einzelner Strahl — wie vorhin am
Flurfenster — landete schräg vor Tims Füßen, als wolle er warnend eine Barriere
errichten.
    Aber jetzt schnell heim! dachte
der TKKG-Häuptling. Sonst pennt Klößchen wie ein Ratz, und ich muß
Pflastersteine ans Fenster werfen, damit es ihn weckt.
    Tim hob den rechten Fuß, um
sich aufs Rennrad zu schwingen.
    Ein Kleinwagen — bananengelb
wie frisch von der Staude — stoppte am Bordstein. Die Reifen kreischten ein
bißchen. Einer radierte die Kante, und die Tür wurde aufgestoßen.
    Gütiger Gott! dachte Tim. Jetzt
bin ich am A... des Propheten!

3. Hängebauch triumphiert
     
    Dr. Josef Volgsam, auch
Hängebauch genannt, trug weite Hosen, die von roten Hosenträgern gehalten
wurden. Sein Bauch hing vor ihm wie ein pralles Spanferkel. Ansonsten war der
Mensch eher schmächtig und neigte dazu, den Oberkörper nach hinten zu biegen.
Farbloses Haar krönte ihn oben, und durch die randlose Brille starrten
gletscherhelle Augen.
    Er stieg so hastig aus, daß er
fast gestürzt wäre. Ein böses Lächeln entblößte Mäusezähne, während er seine Leinenjacke
schloß. Er ging nur mit geschlossener Jacke, war offenbar der irrigen

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