Wer mit Wem - Entscheide Du!
bleiben, weil unsere Aushilfskraft krank geworden ist und wir noch einen Schwung Gäste bekommen. Aber ich schick dir unseren Koch vorbei, ja? Er wird dich mit dem VW-Bus abholen. Ich freu mich schon riesig auf dich, Lara! Und deine Cousine auch. Es dauert auch nicht lange, versprochen. Florian wird in etwa zehn Minuten am Bahnhof sein.â
Ich stöbere also noch etwas in der kleinen Bahnhofsbuchhandlung herum, wo mich die argwöhnischen Blicke der mittelalterlichen Dauerwellen-Verkäuferin von der Kasse aus verfolgen. Sicher denkt sie, ich will diesen tollen Bergwanderführer Gipfeltreffen für Kraxelfreunde klauen oder die Shampoopröbchen aus der Brigitte . Jedenfalls ist sie, glaube ich, froh, als ich gehe, sie wieder die Lesebrille auf der Nase zurechtrücken und sich in Ruhe ihrer Strickliesel zuwenden kann, mit der sie bereits eine beachtliche Wurst aus rotem Garn fabriziert hat.
Kurze Zeit später stehe ich drauÃen vor dem Eingang und halte Ausschau nach einem VW-Bus und Florian, dem Koch. Ein Koch. Sicher ebenso pausbackig wie meine Cousine. Ein bisschen wie ein rosarotes Schweinchen stelle ich ihn mir vor. Ein Schweinchen mit Glatze. Ich muss kichern.
Da fährt der weiÃe VW-Bus vor. Ich kneife die Augen zusammen und versuche, den Fahrer am Steuer zu sichten. Leider blendet die Sonne zu stark und ich kann nichts erkennen. Da öffnet sich die Fahrertür und ein Junge, vielleicht achtzehn oder neunzehn, mit blonden Wuschelhaaren und braun gebranntem Gesicht, springt aus dem Wagen und auf mich zu.
âHi, bist du Lara?â, fragt er und lacht mich an.
Ich nicke und sehe wahrscheinlich ziemlich verwirrt aus. Wo ist das rosarote Schweinchen? Und wer ist dieser Typ, der aussieht wie aus einem Magazin für Surfermode?
âSuper, freut mich sehr. Ich bin Flo, ich soll dich abholen.â
Er schnappt sich mein Gepäck, während ich nach Luft und Worten schnappe, und schüttelt mir herzlich die Hand.
Ich weià nicht warum, aber Flo ist mir sofort sympathisch.
âIch arbeite bei deiner Tante in der Kücheâ, plaudert er los. âSie hat schon viel von dir erzählt. Schön, dass du mal vorbeikommst. War die Fahrt sehr anstrengend? Siehst ân bisschen blass um die Nase aus.â
Ach was, ist ja was ganz Neues! Ich werde mein Make-up in Zukunft eine Nuance dunkler kaufen müssen.
Flo verstaut meine Sachen im Kofferraum, springt, bevor ich auch nur selbst einen Handgriff tun kann, zur Beifahrertür und reiÃt sie schwungvoll und mit einer galanten Verbeugung auf.
âBitte sehr, die Dame, machen Sie es sich ruhig bequem, die Reise könnte eine kleine Weile dauern, aber der Bordservice wird alles tun, um Sie bei Laune zu halten. Leider sind die Lachshäppchen aus, aber vielleicht kann ich Ihnen einen Kaugummi anbieten?â Er hält mir einen Orbit-Streifen vor die Nase.
Ich nehme ihn und muss lachen. Flo ist wirklich total süÃ.
Wir fahren los und aus dem Autoradio schallt Duffy mit Warwick Avenue . Flo klopft mit der rechten Hand am Lenkrad den Rhythmus mit. Ich lehne mich in meinem Sitz zurück und schaue aus dem Fenster. Obwohl ich etwas nervös bin vor dem Treffen mit meiner Tante und meiner Cousine, fühle ich mich gerade rundum pudelwohl â tatsächlich kommt fast so etwas wie Urlaubsfeeling auf.
Nachdem wir ein paar Minuten schweigend eine schmale LandstraÃe entlanggefahren sind, räuspert sich Flo und dreht die Musik etwas leiser.
âHör malâ, meint er und sieht mich von der Seite mit hochgezogener Augenbraue an, âich weiÃ, du bist wahrscheinlich ziemlich müde von der langen Fahrt, aber falls du Lust hast, kannst du mir noch bei ein paar Besorgungen helfen und â¦â
In diesem Augenblick klingelt es aus meiner Handtasche.
âÃh, sorry, einen Momentâ, stammle ich und wühle nach meinem Handy. Natürlich ist es wieder irgendwo ganz nach unten gerutscht und bis ich es endlich hervorgefischt habe, hat es bereits aufgehört zu klingeln.
1 Â Anruf in Abwesenheit, lese ich. Miriam.
Seltsam. Ob es irgendetwas Neues in Sachen Jonas gibt? Ach was, wahrscheinlich will sie nur wissen, ob ich schon angekommen bin. Was soll schon Wichtiges passiert sein? Immerhin ist die Party bei Jonas erst morgen. Ich schmeiÃe also mein Handy zurück in die Tasche und wende mich wieder Flo zu.
âDein Freund?â, will er wissen.
âNö, nur meine beste
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