Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
gegründet!« Stolz richtete sie sich auf, als wolle sie damit andeuten, selbst die Linie der Adeligen fortzusetzen.
»Was für ein Buch?«
»Ach, das hatte so einen bunten Umschlag. Und war ziemlich dick. Wie es hieÃ, weià ich nicht. Vielleicht ein Fachbuch?«
*
Bodo Sawatzki erklärte sich bereit, mit Katinka zu sprechen. Er sei im Vorstand des Coburger Kunstvereins 10 , sagte er, und wäre dort, um etwas zu besprechen, aber er könnte sich freimachen, wenigstens für ein paar Minuten, sie könnten sich gleich an Ort und Stelle treffen.
Katinka querte also wieder die Feinschmeckerparty und stieg erneut die Stufen in den Hofgarten hinauf. Die Veste Coburg saà auf ihrem Berg in der Sonne, glänzend wie ein Juwel. Katinka hatte die Festung ganz anders in Erinnerung. Als Hardo dort beinahe sein Leben gelassen hatte, war Winter gewesen, Nebel und Frost.
Sie fand den Kleinen Rosengarten 11  sofort. Ein Jongleur übte auf einem schmalen Rasenstück, Springbrunnen plätscherten, und vom nahen Kindergarten drang übermütiges Geschrei herüber. Am oberen Ende des kleinen Parks stand ein modernes weiÃes Gebäude. Das musste der Kunstverein sein.
»Nicht so eilig!«, rief jemand.
Katinka blinzelte in der Sonne, um den Mann mit der sonoren Stimme ausfindig zu machen. Er saà auf einer Bank im Schatten. Schräg hinter ihm spielte ein steinerner Gott Pan auf seiner Flöte.
»Grüà Gott!« Katinka trat zu ihm. Er war ein massiger Typ mit einem breiten, freundlichen Gesicht, trug Jeans und ein gelbes Hemd, das seine gebräunte Haut betonte.
»Sie sind vermutlich die Privatdetektivin.« Er streckte ihr seine Hand entgegen, eine richtige Pranke. »Bodo Sawatzki.«
»Katinka Palfy.«
»Und Sie wollen mich zu dem armen Schlucker befragen?«
»Kannten Sie Harald Koch?« Katinka setzte sich neben den Hünen.
»Er wollte mich unbedingt kennenlernen. Das passiert selbst einem ziemlich bekannten Autor wie mir nicht allzu häufig.«
»Sie schreiben Ratgeberliteratur, nicht wahr?«
»Genau. Meine Frau und ich machen das gemeinsam. Meistens jedenfalls. Wir leben unsere Ehe quasi nicht nur für uns, sondern wir erkunden auch, wie man als Paar Konflikte lösen kann, und teilen unsere Wege den Lesern mit. Bisher haben wir sechs Bücher zum groÃen Thema âºPaarkonflikteâ¹ geschrieben. Sind Sie verheiratet?«
»Nein. Hatte Harald Koch ein Eheproblem?«
»Das weià ich nicht. Er kontaktierte mich per Mail und wollte wissen, ob ich Anfang Juli Zeit für ein Gespräch hätte. Er interessierte sich sehr für mein neuestes Buch: âºDas Tao deines Neuanfangsâ¹.«
»Worum geht es da?«
»In der Lebensmitte denken viele Menschen darüber nach, sich noch einmal neu zu orientieren. Man nennt diese Phase vielfach abschätzig Midlife-Crisis. Aber ich sehe die Unzufriedenheit und die Zweifel, die bei vielen hochkommen, als Chance: Das Leben heutzutage ist lang, man bekommt noch einmal die Möglichkeit, neue Wege einzuschlagen.«
»Freie Liebe und Flipflops statt Pumps?«
Sawatzki lachte. »So ungefähr. Gerade Männer wollen aus der Verantwortung raus, die sie sich aufgehalst haben. Sie dürsten nach neuen Erfahrungen, die ihnen beweisen, dass das Leben noch nicht gelaufen ist.«
»Deswegen die vielen Ehescheidungen!«
»Seien Sie doch nicht so despektierlich!« Der bisher freundliche, fast kameradschaftliche Ton des Mannes erstarb. »Zwischen 40 und 50 stehen die Zeichen auf Neuanfang. Es muss ja nicht bedeuten, dass ein Mann seine Familie verlässt und mit einer viel jüngeren Frau etwas anfängt. Man kann auch darauf hinarbeiten, der bestehenden Beziehung wieder mehr Leben einzuhauchen.«
»Wollte Harald Koch Sie deshalb kennenlernen? Um einen Rat zu bekommen?«
»Hinweise und Anregungen enthält mein Buch. Er war neugierig auf mich als Person. Wie ich es geschafft habe, die Krise mehr oder weniger unbeschadet zu überwinden. Ãbrigens ganz entscheidend mit der Hilfe von Sieglinde. Meiner Frau.«
»Welchen Eindruck machte Koch auf Sie?«
»Sie meinen, ob er suizidgefährdet war? Wissen Sie, Frau Palfy, wenn man das sehen könnte, lieÃen sich viele KataÂstrophen vermeiden.« In seinen gönnerhaften Ton schlich sich so etwas wie Genervtheit ein.
»Dennoch müssen Sie sich doch ein Bild
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