Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
von ihm gemacht haben! Meine Klientin glaubt nicht an Selbstmord. Sie hält ihren Mann für stark genug, um eine Krise zu überstehen.«
»Sie haben recht.« Sawatzkis Stimme wurde wieder samtweich. »Nicht jeder, der in einer Krise steckt, geht an ihr zugrunde. Die allermeisten gehen gestärkt daraus hervor. Das analysiere ich in meinem Buch.«
Katinka sah dem Jongleur zu, der seine Keulen einpackte und davonschlenderte.
»Hat Ihnen Harald Koch irgendetwas über sich erzählt, was auf Feindschaften hindeutet?«
»Sie meinen, jemand wollte ihn ermorden?« Sawatzki riss die Augen auf.
»Nun ja, wenn er nicht Suizid begangen hat, dann hat ihn jemand anders aufgehängt.«
»Aber dann hätte er sich doch gewehrt, nehme ich an?«
»Er war ziemlich ausgeknockt. Alkohol und eine anständige Portion Chemie.«
»Ach!« Sawatzki räusperte sich. »Ich muss weiter, Frau Palfy. Nein, Koch hat nichts durchblicken lassen, was auf Selbstmordabsichten hindeutete. Wir haben eine knappe Stunde geplaudert, viel kann da ja nicht zur Sprache kommen, nicht wahr? Und schlieÃlich spricht man nicht sofort über derart intime Dinge.« Er erhob sich und streckte Katinka seine Hand hin. »War nett, Sie kennenzulernen. Haben Sie eigentlich schon das Grabungsmuseum Kirchhof 12  angesehen? Sie sind doch Archäologin, oder? Lohnt sich!« Mit einem Augenzwinkern drehte er sich um und eilte zum Kunstverein hinüber.
Katinka atmete durch. Dass sie einmal Archäologie studiert hatte, bevor sie Privatermittlerin geworden war, erschien ihr wie eine Information aus einer Lichtjahre entfernten Welt. Allerdings eine sehr wertvolle Information. Denn sie besagte, dass Sawatzki sich über sie kundig gemacht hatte.
*
Der Nachmittag glühte vor Hitze, doch hinter der Veste ballten sich Wolken in einem unschönen Grau zusammen. Katinka stand neben einer Fressbude auf dem Schlossplatz und verleibte sich gerade ein Schnitzelsandwich ein, als jemand sie anrempelte.
»He!« Beinahe wäre ihr das Brötchen aus der Hand gerutscht.
»âtschuldigung!« Die Frau, die sie gestoÃen hatte, war ungefähr einen halben Kopf kleiner als Katinka. Sie hielt einen Pappteller mit einem Matjeshering darauf in der Hand. »Sie sind Detektivin?«
»Nein. Primadonna.«
Die Frau lachte.
»Nichts für ungut. Lauschen ist nicht gerade die feine Art. Aber seien Sie vorsichtig mit Sawatzki. Fragen Sie mal seine Frau, was die zu seinen Büchern meint.« Die Frau zückte einen Kuli, kritzelte eine Telefonnummer auf ihre Serviette und steckte sie Katinka zu. »Tschau!«
*
Die Nummer erwies sich als Handyanschluss von Sieglinde Sawatzki. Die Gattin des Ratgeberautors zierte sich, erklärte sich aber bereit, mit Katinka zu sprechen, als diese erläuterte, sie nehme an, Harald Koch sei ermordet worden. Sie trafen sich vor den Arkaden und spazierten dann in gemächlichem Tempo in den Hofgarten hinauf. Frau Sawatzki war eine sehr schlanke, energische Person. Man hätte sie kernig nennen können. Ihr unnatürlich sonnenbraunes Gesicht allerdings sah verlebt aus, richtig abgearbeitet. Auch ihre Stimme klang resigniert.
»Bodo hat mir von dem Mann erzählt.« Sie eilten den Berg hinauf, Sieglinde Sawatzki voran. Sie folgten zuerst einem breiten Weg, der am Naturkundemuseum vorbeiführte, dann bogen sie in einen schmaleren ein.
»Haben Sie Harald Koch auch getroffen?« Katinka musste sich bemühen, Schritt zu halten. Es war heiÃ, die grauen Wolken, die sie vorhin schon gesehen hatte, wälzten sich immer weiter über die Stadt.
»Nein.«
»Schade. Ich hatte gehofft, Sie hätten ihn kennengelernt, damit ich mir ein besseres Bild machen kann. Denn Suizid ist in seinem Fall nicht sehr wahrscheinlich!«
»Sie meinen, er wurde ermordet?«, fragte Sieglinde sichtlich schockiert.
»Das ist nicht sicher«, antwortete Katinka. Warum hatte die Frau auf dem Schlossplatz ihr Sieglindes Handynummer zugesteckt? Und warum hastete die Buchautorengattin den Festungsberg hinauf, als gelte es das Leben? Wenigstens wuchsen hier oben hohe Bäume und warfen angenehmen Schatten. Sie setzten sich auf eine Bank. Zur Veste führten steile Stufen hinauf, und direkt vor ihnen fiel der Hang abrupt ab. »Ist es üblich, dass Leser bei Ihrem Mann vorstellig werden, um ihn kennenzulernen?«
»Total unüblich. Per Mail
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