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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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doch um die Wahrheit zu sagen, forderten die Anstrengungen des Tages nun doch ihren Tribut. Heute hatte es alles gegeben – den Überschwang, das Hochgefühl darüber, wieder Remus zeichnen zu können, bis zur glücklichen Rettung ihrer Bilder. Nun, immerhin hatte sie auch ein fantastisches mexikanisches Essen gehabt. Und ihr war nicht mal schlecht davon geworden.
    Doch jetzt fühlte sie sich, trotz des langen Nachmittagsschläfchens, immer noch vollkommen ausgelaugt. Ihre Seite tat höllisch weh, und der Kopf saß ihr dumpf und dick auf den Schultern. »Nein, Dillon, nicht aufstehen. Was liest du gerade?«
    »Ein paar Artikel und Berichte bezüglich übersinnlicher Phänomene. Hat MAX für mich ausgebuddelt. Ich versuche ähnliche Fälle wie den mit den Tuttles und ihren Ghulen zu finden.«
    »Du hast mir bislang so gut wie nichts über diese Tuttles und ihre übersinnlichen Helfershelfer erzählt, Dillon. Ich würde sehr gern noch mehr erfahren.«
    »Es waren zwei – zwei Ghule, meine ich –, zwei getrennte weiße Kegel, die einander gelegentlich berührten. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie die zwei Jungen – Tammy und Timmy Tuttle haben sie  ›Junges Blut‹ genannt – reagiert haben. Ich habe noch nie eine solche Angst bei irgendeinem Menschen gesehen. Hätte fast selbst die Zunge verschluckt, solchen Schiss hatte ich. Dann hat Tammy Tuttle diese Ghule gerufen, hat gebrüllt, sie sollen ihre Äxte und Messer mitbringen, ihre« Leckerbissen »seien für sie bereit. Die Jungen wollten raus aus dem Kreis, und Tammy hat ihr Messer gezückt. Wollte sie damit an den Scheunenboden nageln, in diesem verdammten Kreis. Da habe ich dann auf sie geschossen, und die Kugel hat ihr fast den Arm abgerissen. Danach hat auch Timmy seine Knarre gezückt, aber nicht etwa auf mich gezielt, nein, sondern auf die Jungen. Also musste ich ihn erledigen, mit einem einzigen Schuss, blieb mir gar keine andere Wahl. Dann kam einer dieser weißen Kegel auf uns zu, und ich habe sofort drauf geschossen. Ob’s was genutzt hat? Keine Ahnung. Habe die Jungs dann sofort aus diesem Kreis rausgezogen, und da sind die weißen Kegel einfach, wusch, rausgeschossen, raus aus dem offenen Scheunentor. Draußen hat niemand was von ihnen gesehen. Nur die Jungs und ich und Tammy, die sie ja gerufen hat.«
    »Mein Gott, das ist ja schrecklich. Beängstigend.«
    »Mehr als du dir vorstellen kannst.«
    »Ich frage mich, ob ihre Opfer in diesem Kreis drin sein mussten«, meinte Lily.
    »Gute Frage. Da ich ja da war und alles mit eigenen Augen gesehen habe, würde ich sagen, ja, die Opfer mussten in diesem Kreis sein. Oder vielleicht war’s ja auch nur eine Art Ritual, das die Tuttles über die Jahre selbst entwickelt haben, damit’s nicht langweilig wird. Aber irgendwelche Äxte und Messer habe ich bei den Ghulen nicht gesehen, also wieso hat sie das gesagt?« Er hielt einen Moment inne und versuchte sich zu erinnern. »Weißt du, Tammy hatte ein Messer, von Äxten aber keine Spur.«
    »Vielleicht war es bloß eine dramatische Übertreibung.«
    Savich musste an den schrecklich zugerichteten Jungen denken. »Vielleicht, aber ich glaube es nicht.«
    »Was hat MAX denn so ausgebuddelt?«
    Er schwieg einen Moment, dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Du würdest dich wundern, was da über die Jahre so zusammenkommt.«
    »Ja, das würde ich wohl, aber du wirst’s mir wohl kaum erzählen, stimmt’s?«
    Es klopfte an der Tür.
    Sherlocks Stimme, die sagte: »Rasch, Dillon, mach auf!«
    Sie trug, übereinander gestapelt, drei zugedeckte Tabletts. »Von Mrs. Blade unten«, erklärte sie und reichte sie Savich. »Sie kann nicht nur Kreuzworträtsel machen, sondern auch noch kochen. Hat darauf bestanden, uns was raufzuschicken, wenn wir schon nicht zum Essen runterkommen können.«
    Zwei Riesenteller Spaghetti mit Hackfleischbällchen und ein Riesenteller Spaghetti ohne Hackfleischbällchen für Savich, jede Menge Parmesan in einem Extraschüsselchen, acht Scheiben Bruschetta und drei große Schüsseln Salat.
    Mindestens fünf Minuten lang war kein Wort zu hören, nur seliges Stöhnen und Kaugeräusche. Schließlich lehnte sich Lily zurück, klopfte sich auf den Bauch und seufzte. »Also dieses Knoblauchbrot treibt einem die italienische Nationalhymne auf die Lippen. Du meine Güte, das war fast so gut wie unser mexikanisches Essen.«
    Sherlock wollte lachen, hatte aber den Mund voll Spaghetti. Savich sagte: »Nee, Lily, ein paar salzige Tortillas,

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