Alarm! Das Weiberschiff
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Sie waren dreiundneunzig Tage auf See, davon einundachtzig Tage und Nächte unter Wasser, das heißt in der Unterwelt, das heißt eingepfercht in einen grauen stählernen Sarg, der – voll mit elektronischen Instrumenten bis obenhin – von einem Atomreaktor angetrieben wurde und ausgerüstet war mit Atomwaffen und Torpedos. Es war ein glattwandiges, langgestrecktes Ungeheuer, das über Wasser eher einer Riesenschlange mit einem höckerigen Auswuchs denn einem U-Boot glich. Admiral Lewis Adam behauptete stolz, er habe sich im Leben nur zweimal richtig verliebt: in seine Frau Mabel und in dieses Gebilde aus Stahl.
Dreiundneunzig Tage auf See, einundachtzig Tage unter Wasser. Und nur das Klatschen des Meeres gegen die Bordwand hören – oder das Summen der Maschinen, das Brummen der Entlüftungsventilatoren, dieses ewig rollende Stampfen mit dem ewigen Beben unter den Füßen, und immerzu denken: Wird alles gut gehen, wird irgend so ein Ding streiken, ein Relais versagen? Wird die Computersteuerung verrückt spielen, oder sacken wir eines schönen Tages allesamt ab in die Tiefe des Meeres, in jene Tiefen, wo auch der härteste Stahlpanzer zerdrückt wird wie Luftpostpapier in der Faust? Ist dieser verdammte Kasten tatsächlich das vollkommenste Boot, das je durch die Meere glitt? Oder geht's uns am Ende wie dem erbärmlichen Hund, den die Experten betäuben, vivisezieren, um zu sehen, wie sich das eingeimpfte Karzinom entwickelt hat?
Einundachtzig Tage unter Wasser. Keine Sonne, kein Wind, keine frische Luft, kein Himmel über dir und kein bißchen Sommerwärme auf deiner Haut. Kein Guckloch hinaus ins Weite, Freie … dafür diese unsägliche Enge die Stahltreppen, die Gänge und Schotts, das ganze Kabelgewirr, die Instrumente mit ihren zitternden Zeigern, und überall Kontrollknöpfe, Lichtsignale: eine künstliche Welt aus künstlichem Licht, aus tausend Hebeln und tausend Rädern; und immerfort dieses eintönig schmatzende Geräusch glitschiger Ventile und Antriebswellen. In den Kammern drei Betten übereinander, eingebaute Spinde, deren Türen innen mit Fotos nackter Pin-up-girls ausgeschmückt sind – als einzige Erinnerung daran, daß es so etwas da droben über Wasser tatsächlich gibt: ein Wesen, das sich Frau nennt und aus lauter Zärtlichkeit besteht; du kannst sie spüren, fühlen, genießen – es ist etwas unbeschreiblich Schönes, diese Zärtlichkeit, diese Lust tief drinnen, die bis zur Grenze des Unerträglichen, Unstillbaren reichen kann.
Eine Frau. Wißt ihr's noch, Jungs, was das ist? Habt ihr denn noch eine Ahnung von einem weiblichen Wesen? Das Haar einer Frau? Ihr Mund. Ihre Arme, die euch liebend empfangen, ihr heißer Körper, ihre Hände, die euch umklammern, fast so, daß es schmerzt, und ihre Liebe, die allen Schmerz betäubt? Und das Beisammensein danach, die Leiber dampfend vor Lust, das Ermatten und jene süße Schwermut … Jungs, ja wißt ihr denn das alles überhaupt noch – nach einundachtzig Tagen?
Damals in Norfolk, in der U-Boot-Basis der US-Navy, standen sie alle in Paradeuniform auf der Plattform des ins Meer hineingebauten Bunkers, dreihundert Mann, und sie schielten auf das Boot, das lang und flach auf dem Wasser lag, mit Blumengirlanden um den Turm, der einzigen Farbe auf all dem dumpfen Grau. Admiral Adam kam aus der Stahltür auf die Plattform, und zum erstenmal sahen sie ihren Commander, den ›Alten‹ – groß, hager, mit graugrünen harten Augen und einem Mund, den ein Messer in dieses kantige Gesicht geschnitten haben mußte.
Oberleutnant Bernie Cornell meldete die Besatzung. Alle liebten Bernie, woher sie auch kommen mochten, diese Leute von der Navy, herausgesucht aus allen U-Booten, die auf den Meeren schwammen, um an den Simulatoren im Ausbildungszentrum zu lernen, was auf sie wartete: Das größte, modernste, beste und teuerste U-Boot, das je auf den Wellen des Ozeans schaukelte.
»Was Sie hier sehen, Commander, ist die Elite der US-Navy«, hatte Admiral Adam gesagt, und er hatte seine Stimme dabei nicht gedämpft. Alle dreihundert Mann konnten es hören, und diese Auszeichnung erfüllte sie mit Stolz. »Das sind Kerle, mit denen Sie alles machen können. Sie kennen Ihr Boot. Ich brauche Ihnen nichts mehr zu sagen. Ihre weiteren Instruktionen erhalten Sie auf Fahrt. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Commander!«
Ein Händedruck, ein Blick auf die Mannschaft, dann machte Adam kehrt und verließ den Bunker. Es war typisch für ihn. »Viele Worte sind wie
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