Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
So war es vor den mörderischen Gewittern, so war es vor Taifunen und anderen Katastrophen.
    Diese trügerische Ruhe…
    Auch Hakim hielt den Atem an. Die feuchte Dschungelluft kam ihm plötzlich wie Blei vor, und er hatte Mühe, überhaupt Luft zu holen. Die Gegend und Umgebung schienen erstarrt zu sein. Nichts bewegte sich mehr, kein Wind kämmte das Gras, und über ihm, in der gewaltigen Baumkrone, rührte sich ebenfalls kein Vogel.
    Hakim dachte wieder an das furchtbare Geräusch. Er wußte genau, daß er das Trompeten eines Elefanten gehört hatte, aber so schrie nur ein Tier in höchster Not.
    Zudem war es äußerst selten, daß Elefanten so sehr ihre Angst hinausschrien. Da mußten sie schon einer großen Gefahr ausgesetzt sein, nur konnte Hakim keine erkennen.
    Es hatte hier in der Gegend einmal Tiger gegeben. Zu seinem Leidwesen waren sie längst ausgerottet worden, und dieses Gebiet gehörte eigentlich zu denen, die als normal galten.
    Weshalb dieser Schrei?
    Der Hochsitz war stabil gebaut. Ein Karree dicht unter der breiten Krone, durch eine Leiter zu erreichen. Ausgestattet mit einer Sitzbank und einem hohen Geländer aus festem Bambus. Wenn Hakim den Kopf in den Nacken legte, sah er den Himmel nicht, weil die Baumkrone einfach zu dicht war.
    Etwa eine halbe Minute war seit dem Schrei vergangen. Sehr weit konnte der Elefant nicht entfernt sein. Leider konnte ihn der Wildhüter nicht sehen, weil am Rand der Lichtung die Pflanzenwelt wie ein Vorhang wirkte.
    Früher hatte es dort mal einen Weg gegeben, der zum Tempel führte, doch der Pfad war längst zugewuchert.
    Immer noch umgab ihn die Stille. Schwer, drückend, irgendwie beängstigend. Nur seine Schritte waren zu hören, wenn er auf der Plattform mit der Wanderschaft begann.
    Dann wieder.
    Obwohl Hakim damit gerechnet hatte, erschrak er bis ins Mark.
    Das wilde, kreischende, unheimliche Trompeten des Elefanten zerriß die lastende Stille.
    Kaum war es aufgeklungen, als über Hakim die Baumkrone in Bewegung geriet. Durch das dichte Blattwerk waren die Vögel zuvor gedeckt gewesen. Nun aber flatterten sie in mehreren Schwärmen hoch, und sie fanden überall Lücken, um in den blauen Himmel zu stoßen und der gleißenden Sonne entgegenzufliegen.
    Sie flohen…
    Hakim hatte nach oben geschaut. Als er den Vogelschwarm wegfliegen sah, senkte er wieder den Kopf. Die Gefahr kam nicht aus der Luft, sie mußte am Boden ihren Ursprung haben. Der Wildhüter packte sein modernes Repetiergewehr fester. Er schob den Lauf auf die Brüstung und zielte schräg der Lichtung entgegen. Dann kniete er sich hin, lugte durch die Zieloptik. Dabei nahm er ungefähr die Richtung aufs Korn, aus der er das angstvolle Trompeten vernommen hatte.
    Und dort bewegte sich etwas.
    Der Dschungel schien plötzlich aus seinem toten Leben zu erwachen.
    Die grüne Wand blieb nicht mehr ruhig. Sie warf Wellen, wurde durchbrochen, ein Krachen und Bersten ertönten, etwas Graues schlug hervor, und Hakim erkannte einen Rüssel.
    Der Elefant kam!
    Nichts Natürliches konnte diesen Dickhäuter aufhalten, wenn er einmal in Panik geraten war. Er walzte und trampelte alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte. Erst einmal im Leben hatte Hakim eine Stampede von Elefanten erlebt. Das geschah, als der Dschungel brannte.
    Hätte ihn nicht ein Freund gerettet, wäre er von den tonnenschweren Tieren zermalmt worden.
    Auch auf dem Hochsitz fühlte er sich nicht sicher. Wenn der Elefant die Richtung beibehielt, würde es ihm nichts ausmachen, den Sitz zu zerstören.
    Der Dickhäuter brach durch.
    Er bahnte sich mit unvorstellbarer Kraft seinen Weg. Sein Rüssel peitschte, und die hochwuchernde Dschungelflora wurde durch die gewaltigen Füße zertrampelt.
    Die schweren Beine dröhnten auf der Lichtung. Hakim vernahm das harte Stampfen. Alles zitterte. Der Elefant schleuderte seinen Körper herum, hatte nun freie Bahn und hätte eigentlich quer über die Lichtung laufen müssen, doch das geschah nicht.
    Er wankte.
    Hakim schien es, als hätte ihn die Kraft verlassen. Der Dickhäuter wuchtete seinen schweren Oberkörper vor. Die Beine wollten ihm einfach nicht gehorchen. Er schlug mit dem Rüssel wie mit einer Peitsche. Widerstand fand er nicht. Der Kopf wurde in die Höhe gerissen, das Maul war geöffnet, und abermals drang ein Schrei aus der Öffnung.
    Diesmal noch lauter, noch schriller und unheimlicher als zuvor.
    Es war der absolute Todesschrei, der sein Maul verließ, und der Wildhüter erkannte mit

Weitere Kostenlose Bücher