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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wart toll. Ich bin sehr stolz auf euch, und eure Eltern sicherlich auch. Ja, man darf ruhig Angst haben; hätte mir selbst fast in die Hosen gemacht. Bleibt nur hier, hier bei mir. Ja, genau so. Jetzt seid ihr in Sicherheit.«
    Die Jungen pressten sich so fest an Savich, dass er ihre Herzen schlagen fühlte. Sie schluchzten herzzerreißend, raue, abgehackte Schluchzer; jetzt wussten sie endlich, endlich, dass sie nicht sterben mussten, dass es vorbei war.
    Er hielt die beiden so, dass sie Tammy Tuttle, die aufgehört hatte zu stöhnen, nicht mehr sehen mussten. In welcher Verfassung sie war, interessierte ihn in diesem Moment kaum, und er hatte auch keine Lust nachzusehen.
    »Die Ghule«, stammelte einer der Jungen wieder und wieder mit brechender Stimme. »Sie haben uns alles über sie erzählt, was die Ghule mit den anderen Jungen gemacht haben – bei lebendigem Leib gefressen oder, wenn sie keinen Hunger haben, zerhackt und zerstückelt und an ihren Knochen genagt …«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Savich, doch eigentlich hatte er keine Ahnung, was er da in Wirklichkeit gesehen hatte. Zwei wirbelnde Staubwolken, das war alles. Nirgendwo irgendwelche versteckten Äxte oder Messer. Außer natürlich, diese Dinger verwandelten sich in etwas anderes, etwas Substanzielleres? Nein, das war zu verrückt. Er spürte, wie sich etwas in seinem Innern heftig gegen diese Gedanken und das, was er gesehen hatte, sträubte. So etwas gab es nicht, das war nicht wirklich. Er hatte es nicht gesehen, hatte es sich bloß eingebildet. Es gab keine Ghule, hatte sie nie gegeben. Bestimmt ließ sich das Ganze irgendwie erklären, vielleicht war es ja nur eine Illusion, eine Halluzination, hervorgerufen von zwei Psychopathen, die Ausgeburt ihrer kranken Gehirne. Doch was immer das auch gewesen war, was die Tuttles »die Ghule« nannten, er hatte es gesehen, gar darauf geschossen. Und er konnte es nicht vergessen.
    Vielleicht waren es ja doch nur Staubwolken gewesen, die seinen Augen einen Streich gespielt hatten. Vielleicht.
    Jetzt kamen auch die anderen Agenten herein, gefolgt vom Sheriff und seinen Deputies. Savich hielt weiterhin die Jungen an sich gedrückt, redete beruhigend auf sie ein und beobachtete währenddessen, wie sich einer über Tammy Tuttle beugte. Kurz darauf wimmelte es nur so von FBI-Agenten, die die Scheune von oben bis unten durchkämmten, jeden Winkel, natürlich auch den Geräteraum.
    Man war begeistert, außer sich vor Freude. Man hatte die Jungen gerettet. Man hatte zwei extrem gefährliche Psychopathen überwältigt.
    Tammy Tuttle kam wieder zu sich und gab jede Menge wilde Flüche von sich; man musste sie mit Gewalt am Boden festhalten. Sie schrie und brüllte und verfluchte Savich, während sie ihren Arm umklammerte, brüllte, dass die Ghule ihn sich schnappen würden, sie würde sie schon zu ihm führen, sein Leben sei keinen Scheißdreck mehr wert und das des jungen Bluts ebenfalls nicht. Savich merkte, wie die Jungen fast zusammenbrachen, als sie das hörten.
    Da versetzte ein Agent der Frau einen harten Kinnhaken. Grinsend blickte er auf und meinte: »Hab sie von ihren Leiden erlöst. Kann nicht zulassen, dass eine so aufrechte, nette Lady sich so quält.«
    »Danke«, sagte Savich. »Rob, Donny, sie wird euch nichts mehr tun, nie mehr. Das verspreche ich euch.« Sherlock kam zu ihm. Sie sah aus, als wollte sie Tammy am liebsten an die Kehle gehen. Wortlos nahm sie die Jungen in die Arme.
    Dann tauchte der Notdienst auf, mit mehreren Bahren. Big Bob, der Leiter des Trupps, ein wahrer Fleischberg mit einem Halsumfang von fünfundfünfzig Zentimetern, warf nur einen Blick auf die beiden Agenten, die die Jungen im Arm hielten, und hob die Hand. Zu den drei Männern hinter ihm sagte er: »Wartet mal kurz. Ich glaube, diese Jungs kriegen im Moment genau die Medizin, die sie brauchen. Kümmert euch um die Frau. Der Kerl ist hinüber.«
    Drei Stunden später war die Scheune wieder leer, alle Spuren gesichert, alle Beweismittel eingesammelt. Hauptsächlich waren es Essensreste, wie Pizzaschachteln, ein paar Ketten und Handschellen und gut vier Dutzend leere Schokoriegelverpackungen. Beide Tuttles waren fortgebracht worden, Tammy lebend, Tommy tot. Die Jungen brachte man umgehend zu ihren Eltern, die im Büro des Sheriffs in Stewartville, Maryland, warteten. Von dort aus würde man sie ins örtliche Krankenhaus zur Untersuchung bringen. Man wollte den Jungen ein paar Tage Zeit lassen, damit sie sich ein wenig

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