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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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ruiniert und meine Freunde hatten größtenteils das Weite gesucht, weil sie das Babythema nicht mehr hören konnten«, erzählt Yvonne, 45. »Als ich endlich schwanger war, dachte ich: Jetzt wird alles, alles gut! Ich war total euphorisch.« Doch als Dominik auf die Welt kam, löste sich
ihre Euphorie sehr schnell in Luft auf. Er kam zu früh und hatte Koliken, vier endlose, quälende Monate lang. »Ich war völlig erschöpft von der Geburt und hatte kaum die Kraft, mich um Dominik zu kümmern. Leider schrie er jeden Abend von sechs Uhr bis mindestens Mitternacht, dann musste er schaukelnd durch die Wohnung getragen werden, sonst schlief er überhaupt nicht.« Und auch als die Koliken endlich aufhörten, war er ein schwieriges, unruhiges Kind, das oft kränkelte und viel Aufmerksamkeit brauchte. »Ich bin freiberufliche Werbetexterin und habe in den ersten drei Jahren fast alle Aufträge verloren«, sagt Yvonne, »weil Dominik mich wirklich rund um die Uhr in Atem hielt. Heimlich habe ich oft bereut, dass ich mir dieses Kind ja förmlich abgezwungen hatte. Natürlich habe ich das nie zugegeben und zum Glück hat sich mein kleines Monsterkind inzwischen gut entwickelt.«
    Warum unbedingt Kinder?
    Solche Horrorstorys sind kein Trost. Weil sich eine Frau, die jeden Tag ihre Fieberkurve verfolgt und neidisch in jeden Kinderwagen schielt, nicht vorstellen kann, dass ein Baby, wenn es denn endlich, ENDLICH da ist, etwas anderes als pures, unverdünntes Glück bedeutet. Und das ist gut so, denn sonst wären wir längst ausgestorben! Was also rät man einer Frau, deren Bauch sich ihr verweigert?
    »Geduld, Geduld, ich kann das Wort nicht mehr hören«, sagt Marion, 48, kinderlos. »Wenn es um so etwas Wesentliches wie Familienplanung geht, dann wird man

    einfach panisch, wenn der eigene Körper nicht mitspielt.« Und Anna, 42, erzählt: »Jetzt endlich habe ich den richtigen Mann, mit dem ich ein Kind haben möchte, doch nun streiken meine Eierstöcke. Das ist ungerecht. Hoffentlich hält meine Ehe das aus. Ich habe Angst, dass, wenn wir kein Kind bekommen, mein Mann mich irgendwann verlässt, um mit einer jüngeren Frau ein Kind zu bekommen.«

    Auch Ina, 38, versucht seit drei Jahren schwanger zu werden. In Hamburg-Ottensen ist sie umgeben von jungen Müttern, die übernächtigt in den Cafés sitzen und jammern, wie anstrengend das Leben mit Kleinkind ist. »Das ist wie eine Ohrfeige für mich, die ich Woche für Woche hoffe, dass es klappt. Ich komme mir bei diesem ganzen Mutterwahn nicht als vollwertige Frau vor.«
    Aber wie wäre es mit ein bisschen Gelassenheit und der Einsicht, dass man eben manchmal seinen Körper nicht zu etwas zwingen kann? »Ich rate den Patientinnen, bei denen ich nachhelfen muss, zu einer Zeitspanne von maximal zwei Jahren«, sagt ein Frauenarzt. »Danach sind Körper und Seele erschöpft und sollten nicht länger strapaziert werden.« Stimmt zwar, aber die meisten seiner Patientinnen richten sich trotzdem nicht danach. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. Und jede hat schon einmal von einer Frau gehört, die entweder nach jahrelangem Ärztemarathon oder mit Ende vierzig ganz spontan doch noch schwanger wurde. Wer aber noch auf der Suche nach einem Partner ist, um schwanger zu werden, hat ab einem bestimmten Alter leider oft Probleme, denn Frauen Ende dreißig kommen auf dem Beziehungsmarkt ganz schlecht an, weil sie diesen Ich-willein-Kind-Blick haben.
    Wer sagt denn, dass Kinder in jedem Fall glücklich machen? Niemand, aber die Angst der ungewollt Kinderlosen ist trotzdem groß, es könnte irgendwann einfach zu spät sein. Wie bei Uschi, 58, die kein Kind bekam, weil ihr Mann Bernd keines wollte. Sie hätte gern Kinder gehabt und hat aus Liebe zu ihm darauf verzichtet, einmal hat sie sogar abgetrieben, weil er sie vor die schlimmste Alternative stellte, vor die ein Mann eine Frau, die Mutter werden möchte, stellen kann: ich oder ein Kind.

    »Ich war damals zu beschäftigt mit mir selbst, wusste nicht, was und wohin ich will. Ich bin einfach ein großer Egoist und bin gern allein«, sagt Bernd. »Vielleicht hat mir auch einfach der Mut gefehlt und ihr letztlich auch. Denn wenn sie das Kind behalten hätte, hätte ich mich wohl notgedrungen verantwortlich gefühlt.«
    Wir sagen: Wer Kinder in seinem Leben will, der kriegt auch welche. Es müssen nicht immer die eigenen sein. Warum kein Adoptiv- oder Pflegekind? Warum sich nicht um den Nachwuchs von Geschwistern, Freunden oder Nachbarn

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