Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
kümmern? Obwohl es viele Gründe gibt, keine Kinder zu wollen – Karriere, Egoismus, traumatische Kindheit, einfach keine Lust, Einsicht in fehlende Elternqualitäten –, akzeptiert werden sie nur selten. Besonders Frauen, die ganz bewusst auf Nachwuchs verzichten, stehen noch immer im Kreuzfeuer der Kritik.
»›Waaas …? Sie haben keine Kinder?‹ Wenn ich diese blöde Frage höre, denke ich mir immer eine schlimme Krankheit aus«, sagt eine Kinderlose. »Ich murmele dann etwas höchst kompliziert Lateinisches und füge ›leider unheilbar, eine Erbkrankheit‹ hinzu. Dann habe ich meine Ruhe.«
Manchmal sind aber auch ausgerechnet andere Mütter der Grund, warum Frauen sich gegen eigene Kinder entscheiden.
»Ich bin umgeben von Freundinnen, die alle genervt, gereizt, unausgeschlafen, gestresst sind«, sagt Anja, 35. »Die Männer dazu sind frustriert und bleiben nur wegen der Kinder mit ihren Nörgelfrauen zusammen. Soll ich diesem Frustklub etwa freiwillig betreten? Nein danke!«
Antonia, 67, ist wegen ihrer Eltern nicht selbst Mutter geworden. »Wir waren vier Kinder zu Hause – eine laute, anstrengende, streitsüchtige Familie. An meinen Eltern habe ich gesehen, was für ein glückliches Paar sie hätten sein können, wenn sie keine Kinder bekommen hätten. Sie haben sich an uns aufgerieben. Deswegen wollte ich nie Kinder und bereue diese Entscheidung keine Sekunde!«
Fazit: Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Mit oder ohne Kinder. Denn eines steht fest: Wer mit Kindern leben will, braucht dazu keine eigenen.
»Ich habe viele Singlefreunde«, sagt die vierfache Mutter Inga, 39, »die aus den unterschiedlichsten Gründen keine Kinder haben. Was für mich wiederum sehr praktisch ist, denn so kann ich meine Kinder an sie ausleihen und beide Seiten haben etwas davon. Ich habe mal ein Stündchen für mich und meine Freunde haben das Gefühl, etwas für die Menschheit beziehungsweise meine Familie zu tun. Beides ist begrenzt und deshalb umso kostbarer.« Wie lautet ein altes, deutsches Sprichwort so richtig?
»Wer ohne Kinder lebt,
der weiß von keinem Leide,
wer ohne Kinder stirbt,
von keiner Freude.«
Auf ein langes Leben! Mit oder ohne Kinder.
Amelie, 66, keine Kinder
»Ich wollte immer drei Kinder. So bürgerlich, wie ich erzogen bin, war das gar keine Frage. Dann kam aber das Jahr 1968 mit neuen Fragestellungen und ich dachte nicht mehr an Kinder, sondern wollte frei sein und berufstätig, gemäß dem Slogan von Simone de Beauvoir: ›Mutterschaft ist eine böse Falle.‹ Ich habe dann auch schnell Karriere gemacht und bin viel gereist, ich wollte immer alles. Heute denke ich, ich habe mir unbewusst immer einen Mann gesucht, mit dem Kinder nicht möglich waren. Mit meiner großen Liebe war ich von fünfunddreißig bis vierzig zusammen. Der hatte schon ein Kind und wollte nicht noch eines. Ich habe ihn geliebt wie blöd und gedacht: Na gut, für diesen Mann verzichte ich auf ein Kind. Als er mich dann verlassen hatte, war es für Kinder zu spät und das war ziemlich schrecklich. Da war ich erst mal zwei Jahre ganz neben der Spur: zum einen, weil der Mann weg war, zum anderen, weil ich nun wusste, ich würde keine Kinder mehr haben. Das war wie eine offene Wunde.
Mir hat mal ein Freund auf den Kopf zugesagt: ›Wenn du wirklich gewollt hättest, dann hättest du drei Kinder. Irgendwas in dir wird nicht gewollt haben.‹ Heute denke ich, da ist etwas Wahres dran. Ich war auch nie schwanger, was ganz furchtbar ist. Ich bin zwar noch froher, dass ich nie eine Abtreibung hatte, aber das Gefühl, nie schwanger gewesen zu sein, hat was von Versagen. Ich habe es auch nie hinbekommen, mal die Pille zu vergessen. Ich wollte niemanden reinlegen. Ich wollte auch an dem Schlamassel nicht schuld sein, wenn das Kind keinen Vater gehabt hätte. Aber jetzt denke ich oft: Hätte ich doch mal fünf gerade sein lassen. Ich hätte das Kind schon groß gekriegt.
Ja, da ist eine große Trauer in mir. Vor allem erlebe ich jetzt so einen zweiten Schub, wo alle Freundinnen Enkelkinder bekommen. Mein Leben ist total anders gelaufen, als ich es mir als junge Frau vorgestellt habe. Ich hatte durchaus viel Liebe im Leben, aber diese Erfahrung, ein Kind groß werden zu sehen und zu lieben, die fehlt mir.«
Uta König, Filmemacherin, zwei Töchter, eine davon schwerbehindert
»Am liebsten würde ich allen Müttern und Vätern, die ständig unter Erziehungsstrom stehen, zurufen: Hört auf mit den
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