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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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bestimmt?

    •  Welche Rolle spielt das Gewicht bei der Einschätzung Ihrer eigenen Attraktivität?

     
    aus Legenbauer & Vocks (2005) © Hogrefe, Göttingen

    Wenn das Schlankheitsideal durch den sozialen Druck, der durch Freunde/ Familie ausgeübt wird, erst einmal verinnerlicht ist, hat das verschiedene Konsequenzen:
    Zunächst einmal wird durch diesen Druck vermittelt, dass der Körper, so wie er ist, nicht in Ordnung ist. Das Selbstwertgefühl wird beeinflusst, weil es schwierig ist, unter diesen Bedingungen ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Zum Beispiel zeigten verschiedene Studien, dass Töchter von Müttern, die häufig wegen ihrer Figur oder ihres Gewichtes kritisiert wurden, später häufig selbst unzufrieden mit ihrem Körper waren. Häufig wird auch beschrieben, dass jemand, der ein niedriges Selbstwertgefühl hat, anfängt, sich an äußerlichen Dingen wie eben dem Schlankheitsideal, zu orientieren, um Sicherheit zu bekommen und das Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Damit entwickelt sich aber ein Teufelskreis, da positive Rückmeldungen dadurch immer an das Äußere gekoppelt bleiben und so auch kein gesundes Selbstwertgefühl entstehen kann. Zudem wird die Ausbildung einer eigenen und stabilen Identität beeinflusst und Zweifel daran, wie man als Person ist und was den eigenen Wert ausmacht, können entstehen. An dieser Stelle kommt es dann zu einer starken Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Vor allem Frauen und Mädchen, die dazu neigen, ein eher höheres natürliches Körpergewicht zu haben, sind dafür anfälliger (Yates, 1992). Häufig führt dieses höhere Körpergewicht dazu, dass sich diese Mädchen/Frauen nicht wohl fühlen und versuchen, weniger zu essen, um an Gewicht abzunehmen und Diät zu machen. Das ständige „sich verbieten“ von Speisen, die man gerne isst, aber sich aus Diätgründen entsagt, kann allerdings sehr schnell zu Heißhungerattacken führen und die allgemeine Unzufriedenheit weiter steigern, da hierbei Veränderungen in sozialen Bereichen oder auch der Stimmung entstehen. Zudem wirkt sich das wie bereits beschrieben auf das Gefühlsleben aus. Die ständige Unzufriedenheit mit dem Körper führt zu negativen Gefühlen wie Traurigkeit .
    Das Modell beinhaltet aber auch, dass nicht nur bei der Entstehung des negativen Körperbildes, sondern auch bei dessen Aufrechterhaltung Vorbilder einen Einfluss haben. Diesen Prozess nennt man auch soziales Lernen. Soziales Lernen meint, dass Familie und Freunde als Vorbild fungieren. Das gilt nicht nur für besonders positive Eigenschaften oder Verhaltensweisen, sondern auch für ungesunde oder negative wie Diätverhalten und Kummeressen. Auch berichten einige Frauen, dass die Idee zu erbrechen, exzessiven Sport oder Abführmittelgebrauch zu betreiben durch Reportagen, Zeitungsberichte oder Interviews in den Medien entstanden ist. Ein weiterer Einflussfaktor ist die Impulsivität. Impulsivität meint spontane Handlungen, die einem Gefühl folgen. Aus verschiedenen Untersuchungen ist bekannt, dass Frauen, die an Essstörungen leiden, meist impulsiver sind als gesunde Frauen, das heißt, dass zum Beispiel Appetit oder Drang zu essen weniger gut von diesen Frauen kontrolliert bzw. unterdrückt werden können und die Wahrscheinlichkeit eines Essanfalles und damit auch körperlicher Unzufriedenheit steigt. In diesem Zusammenhang fand man, dass die Fähigkeit, mit Gefühlen und Konflikten umzugehen und Probleme zu lösen – die so genannten Copingfähigkeiten – sich auch auf das Essverhalten (zum Beispiel Diäten oder gezügeltes Essen) und die allgemeine Stimmungslage (hier als negativer Affekt bezeichnet) auswirken. Personen die mangelhafte Copingfähigkeiten haben, neigen einerseits eher dazu, dem Verlangen nach Essen, welches aus dem gezügelten Essverhalten entsteht, nachzugeben und somit einen Essanfall zu haben, und andererseits schlechter mit ihren negativen Gefühlen umzugehen. In Abbildung 10 ist das Modell grafisch dargestellt, um die Wechselwirkung der einzelnen Faktoren zu verdeutlichen.

    Abbildung 10: Soziokulturelles Modell (Stice, 1994)
    Neben dem Modell, dass die Entstehung der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper durch die soziokulturellen Einflüsse erklärt, gibt es weitere Theorien zur Erklärung von Essstörungen und der Entwicklung eines negativen Körperbildes, welche zum Beispiel eher auf soziale Vergleichsprozesse oder Lernerfahrungen in der Umwelt fokussieren.
3.2  Soziale

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