Wer schoen sein will, muss leiden
© Hogrefe, Göttingen
4 Kleider machen Leute – Gedanken auch?
Im Vier-Komponentenmodell zum Körperbild (siehe Seite 20) wurde beschrieben, dass neben der Wahrnehmungskomponente auch die Einstellungen und Gedanken über den eigenen Körper eine wichtige Rolle für das negative Körperbild spielen. In den vorangegangenen Kapiteln wurde Ihnen zunächst vorgestellt, was überhaupt ein „Körperbild“ ist und welche Faktoren dazu beitragen, dass sich ein negatives Körperbild entwickelt. Wir haben Ihnen die einzelnen Komponenten des Körperbildes detailliert erläutert und möchten nun darauf eingehen, an welchen Stellen Sie arbeiten können, um Ihr eigenes negatives Körperbild zu verändern. Das vorherige Kapitel endete damit, dass Sie eine Idee darüber bekamen, wie Ihre eigene Körperbildgeschichte sich entwickelt hat und wie Ihr individuelles Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung dieses negativen Körperbildes aussieht. Diese Ideen sollten Sie in das Arbeitsblatt 5 „Individuelles Entstehungsmodell“ eintragen. Basierend auf dieser Grundlage geht es nun im nächsten Schritt darum, Gedanken und Gefühle, die mit dem negativen Körperbild zusammenhängen, genauer zu betrachten.
Wenn Sie sich das Modell noch einmal genau vor Augen führen, dann sind dort auch die „aufrechterhaltenden Faktoren“ beschrieben, die dazu führen, dass sich das Körperbild immer wieder in seiner Negativität bestätigt. Diese Bestätigung kann über die beschriebene „körperbildkonforme Informationsverarbeitung“ erfolgen, welche sich aus Wahrnehmung, Gedanken und Gefühlen zusammensetzt und spezifische Verhaltensweisen zur Folge hat. Mit körperbildkonformer Wahrnehmung ist gemeint, dass Informationen, die unserer eigenen Ansicht entsprechen, viel leichter wahrgenommen werden. Vielleicht kennen Sie ja das Beispiel, dass nur einer von zwanzig zu sagen braucht, dass Ihr Haar schlecht liegt und Sie schon verunsichert sind und alle positiven Argumente nichts mehr zählen, weil die negative Aussage viel mehr in Ihr eigenes Bild von sich passt. Es sind darin also alle beschriebenen Komponenten des Körperbildes enthalten. Um die Einstellungen zu verändern und gegen diese aufrechterhaltenden Prozesse zu arbeiten, kann man an verschiedenen Punkten in diesem „Teufelskreis“ ansetzen. Wir möchten mit Ihnen nun bei den Gedanken und Einstellungen beginnen. Sie haben dazu bereits Vorarbeit geleistet, indem Sie Ihr eigenes Modell entworfen und die Fragen zur Körperbildgeschichte beantwortet haben.
4.1 Die schwarze Gedankenbrille verändern
Wir haben anfangs schon beschrieben, dass das negative Körperbild oft wie durch eine „schwarze Brille“ wahrgenommen wird. Um diese „schwarze Brille“ loszuwerden und das Körperbild zu verbessern, ist es im nächsten Schritt wichtig, festzustellen, welche Gedanken, Einstellungen und Gefühle mit dem Körper zusammenhängen.
Wie bereits angedeutet, lernen wir in unserer Entwicklungsgeschichte alles über uns, gesellschaftliche Konventionen und Rollenverhalten (zum Beispiel die Rolle der Frau, Mutter, Tochter etc.). Aus diesen Erfahrungen bilden sich unsere Grundüberzeugungen heraus, welche unser Gefühl und unser Verhalten beeinflussen. Oft kommen Überzeugungen, die uns daran hindern, uns anzunehmen und zu akzeptieren wie wir sind, aus unserer Kindheit. Wie schon beschrieben, leiten wir unsere Gedanken und Einstellungen zunächst von den Erwachsenen und dem Modell der Eltern ab, bis wir unabhängig genug sind, eigene Überzeugungen zu entwickeln. In manchen Punkten mag das schwer sein. Um das an einem Beispiel deutlich zu machen, stellen Sie sich einmal folgendes vor: „Meine Mutter findet, ich bin zu dick.“ Diese Erfahrung hängt mit verschiedenen anderen Gedanken und Bewertungen in der Situation zusammen, so dass aus dieser Erfahrung eine Überzeugung entsteht, und zwar die Überzeugung: „Ich fühle mich schlecht, weil ich zu dick bin.“ Im Gehirn werden also die Gedanken bezüglich der Erfahrung so vermischt, dass eine Überzeugung daraus wird. Wie das genauer vonstatten geht, ist in Abbildung 11 dargestellt.
Das Gedankenexperiment ( Abbildung 11 ) zeigt, was auch dem kleinen Entlein passiert ist. Aus einer Erfahrung wurde eine Überzeugung. Diese Überzeugungen führen nun dazu, dass wir uns anders verhalten und damit auch Situationen schaffen, in denen unsere Erfahrungen bestätigt werden. Damit die Zusammenhänge besser vorstellbar sind, möchten wir Ihnen eine
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