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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Kaserne entsprechende Andeutungen gemacht.»
    D.D. kniff die Brauen zusammen. «Der Zeitplan des Mannes ist also noch verrückter als der der Frau. Interessant. War er kräftig gebaut?» D.D. hatte die Leiche nur flüchtig gesehen und sich abgewendet, weil ihr übel geworden war.
    «Stämmiger Typ. Knapp eins achtzig, neunzig bis hundert Kilo», berichtete Bobby. «Alles Muskeln, kein Fett. Ich vermute, er ist pumpen gegangen.»
    «Also jemand, der was einstecken kann.»
    «Anders als Trooper Leoni, die nur gut eins sechzig groß ist und etwas mehr als fünfzig Kilo auf die Waage bringt. Ihr Mann war kräftemäßig klar im Vorteil.»
    D.D. nickte. Ein Trooper war natürlich im Zweikampf ausgebildet, doch eine kleine Frau hatte gegen einen größeren Mann immer schlechtere Karten. Außerdem praktizierten weibliche Polizeibeamte zu Hause in der Regel nicht, was sie im Dienst gelernt hatten. Das Veilchen von Trooper Leoni war nicht das erste, das D.D. an einer Kollegin gesehen hatte.
    «Die Sache passierte gleich nach ihrer Rückkehr vom Dienst», erklärte Bobby. «Sie hatte noch ihre Uniform an.»
    D.D. zog eine Braue in die Stirn und ließ die Information auf sich wirken. «Trug sie etwa auch noch ihre Weste?»
    «Unter ihrer Bluse, wie gewöhnlich.»
    «Mitsamt Dienstkoppel?»
    «Sie hat die Sig Sauer direkt aus dem Holster gezogen.»
    «O Mann.» D.D. schüttelte den Kopf. «So ein Scheiß.»
    Die Uniform und das Dienstkoppel ließen alles in einem anderen Licht erscheinen. Zum einen hatte Trooper zur Tatzeit ihre Weste getragen. Selbst einem Zweizentnermann dürfte es schwergefallen sein, ihr mit diesem Schutz etwas anzuhaben. Zum anderen gehörten zum Dienstkoppel nicht nur die Waffe, sondern auch jede Menge Zeug, das zur Verteidigung dienen kann. Zum Beispiel der Teleskopknüppel, der Taser, das Pfefferspray oder auch die Handschellen.
    Jeder Polizist verfügte über die Fähigkeit, bedrohliche Situationen als solche blitzschnell einzuschätzen und mit angemessenen Mitteln darauf zu reagieren. Wenn man angeschrien wurde, zog man nicht gleich die Waffe, auch dann nicht, wenn es zu Handgreiflichkeiten kam.
    Trooper Leoni aber hatte ihre Waffe gezogen.
    D.D. verstand allmählich, warum der Gewerkschaftsvertreter auf einen Rechtsbeistand für sie drängte und darauf bestand, dass Leoni der Polizei gegenüber jede Aussage verweigerte.
    D.D. seufzte und massierte sich die Stirn. «Ich kapiere das nicht. Haben wir es hier mit einem Ehemann zu tun, der einmal zu viel zugeschlagen hat, woraufhin seine Frau durchdreht? Würde erklären, warum die Leiche in der Küche liegt und sie vom Notarzt behandelt wird. Aber was ist mit dem Kind? Wo ist das Mädchen?»
    «Vielleicht fing der Streit schon in der Nacht an. Der Stiefvater lässt die Fäuste fliegen, und das Kind nimmt Reißaus.»
    Sie blickten auf den Schnee, in dem kleine Fußabdrücke nicht mehr zu erkennen gewesen wären, wenn es sie denn gegeben hätte.
    «Sind die hiesigen Krankenhäuser verständigt?», fragte D.D. «Hören sich Kollegen in der Nachbarschaft um?»
    «Natürlich. Die Fahndung ist eingeleitet. Für wie blöd hältst du uns?»
    Sie starrte demonstrativ auf den Schnee. Bobby hielt sich zurück.
    «Was ist mit dem leiblichen Vater?», fragte D.D. «Wenn Brian Darby der Stiefvater war, wo ist dann Sophies leiblicher Vater, und was hat er zu sagen?»
    «Den gibt es nicht», antwortete Bobby.
    «Ich schätze, das ist biologisch unmöglich.»
    «Auf der Geburtsurkunde ist jedenfalls kein Vater eingetragen. Außerdem war in der Kaserne nie davon die Rede, und es gibt auch keinen Mann, der sich jedes zweite Wochenende hätte blicken lassen.» Bobby zuckte mit den Achseln. «Leiblicher Vater, Fehlanzeige.»
    D.D. runzelte die Stirn. «Weil Tessa Leoni ihn nicht mehr in ihrem Leben haben wollte? Oder war das seine Entscheidung? Kann es vielleicht sein, dass sich das Beziehungsgleichgewicht in unserer Kleinfamilie plötzlich verändert hat?»
    Wieder zuckte Bobby mit den Achseln.
    D.D. ließ sich weitere Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Ein leiblicher Vater reklamierte das Sorgerecht. Ein gestresstes Paar, das zwei Berufe und ein kleines Kind unter einen Hut zu bringen versuchte. In Fall A hätte der leibliche Vater womöglich sein Kind entführt. In Fall B wäre nicht auszuschließen, dass das Kind vom Stiefvater oder von der leiblichen Mutter getötet worden war.
    «Glaubst du, das Mädchen könnte tot sein?», fragte Bobby.
    «Wenn ich das wüsste.»

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